Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

Parlamentund Regierung Frankreichs 195 
Laufe deS Krieges der zweite Ex-Bürgermeister von Lyon an der Regierung teilnahm. Man 
rühmte Herrn Herriot nach, daß er in die Verwaltung seiner Stadt verdienstvolle Neuerungen ein 
führte, deren Vorbilder er übrigens zum Teil auf Studienreisen in Deutschland gefunden hatte. 
Seit 1912 war er Mitglied deS Senats, wo er der radikal-sozialistischen Partei angehörte." 
14. Dezember 1916. 
Der Ministerrat beschloß die Ernennung folgender Unterstaatssekretäre: G od ard, Sanitätsdienst; 
Clav eill e, Arbeit, Transport- und Verpflegungswesen; N ai l, Handelsmarine; M 6tin, Finanzen 
Nedon, Handel, Industrie und Ackerbau; Breton, Bewaffnungswesen und Erfindungen für die 
Landesverteidigung; Loucheur, Kriegsfabrikation; Dalimier, Schöne Künste; DenyS Cochin, 
Auswärtiges und für die auf die Blockade bezüglichen Angelegenheiten. Der Ministerrat beschloß 
weiter die Schaffung eines Unterstaatssekretariats für Flugwesen, deffen Inhaber ernannt werden 
soll, sobald General Liautey sein Amt angetreten hat. 
20. Dezember. 
Jules Cambon wird zum Generalsekretär des Ministeriums deS Aeußern ernannt. 
23. Dezember. 
Der Kriegsrat beschloß, daß über alle, die Vorbereitungen und Weiterführung des Krieges be 
treffenden Fragen unter Leitung des Generals Liautey beraten und berichtet werden soll. General 
Liautey ist beauftragt, den beteiligten Ministern und dem Oberbefehlshaber die gefaßten Beschlüffe 
zu übermitteln und das bei ihrer Ausführung notwendige Zusammenarbeiten sicherzustellen. 
26. Dezember. 
Ueber die Ernennung des Generals Joffre zum Marsch all von Frankreich vgl. S. 157 f. 
29. Dezember 191.6. 
Der Deputierte Rens Besnard, der schon einmal für kurze Zeit Unterstaatssekretär des Flug 
wesens war (vgl. X, S. 284 u. 304), wurde zum Unterstaatssekretär im KriegSamt ernannt. 
25. Januar 1917. 
Der Kriegsminister schuf einen Zentralorganismus für den Flugdienst vor und 
hinter der Front, der dem General Guillemin unterstellt wurde. 
Die ordentliche Session des Jahres 1916. V 
Vom 13. Dezember bis zum Schluß der ordentlichen Session am 31. Dezember 1916 
Die Aufnahme des neuen Kabinetts 
Die Ausnahme, die die Kammer dem „reorganisierten" Kabinett Briand bereitete, 
zeigte, daß die Minderheit der Kammer, die ihm ihr Verttauen am 7. Dezember 1916 
(vgl. S. 192) versagt hatte, nicht nur aus demselben Standpunkt verharrte, sondern sich 
noch verstärkt hatte. Die Erklärungen des Ministerpräsidenten Briand, die er am Nach 
mittag des 13. Dezember in der Kammer abgab, lauteten u. a. folgendermaßen: 
„Im Laufe der zehn Geheimsitzungen wurden zwei Fragen abgetrennt und in der von der Kammer 
angenommenen Vertrauenstagesordnung ausgedrückt. Erstens die Frage betreffend die Kriegsleitung 
d. h. die Leitung unter Mitwirkung des KriegSauSschuffeS, sodann die Frage betreffend die Abände 
rung deS Oberbefehls. Dieser Kriegsausschuß wird alle Vollmachten zu raschen Entscheidungen mit 
den betreffenden Mitteln zur Ausführung erhalten. Er wird fast dauernd tagen und wird darüber 
wachen, daß die Erzeugung gesteigert, die Verproviantierung geregelt und eine gerechte Verteilung 
unter die Zivilbevölkerung und das Militär gesichett wird. Ohne einen übertriebenen Optimismus 
zu nähren, der heute mehr alS je darin besteht, die Ueberzeugung von der Gewißheit deS Sieges 
zu fördern, dürfen wir nicht vergeffeu, daß sich die deutschen Truppen fast auf uns allein gleich zu 
Beginn gestürzt haben. Frankreich hat den Stotz ausgehalten und einen entscheidenden Sieg möglich 
gemacht. Nirgends sind die Erfolge der Deutschen entscheidend gewesen. ES ist wahr: DaS tapfere 
Rumänien mußte weichen. DaS ist traurig, aber seine auf die russischen Heere gestützte Armee wird 
sich wieder aufraffen, denn die orientalische Frage ist noch weit von einer Regelung entfernt, und 
morgen wird sich eine neue Front bilden, die die feindliche Front in Bewegung setzen wird. Man 
wird sagen: Das Jahr 1916 hat den Sieg nicht gebracht. Aber man muß den Tatsachen ins Gesicht 
sehen. Auch die deutsche Armee hat den Sieg nicht errungen. Denn nach 8 Monaten habe» wir 
ben Sieg von Verdun zu unseren Gunsten gebucht.
	        
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