Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

Vom Luftk ampf 
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handeln. Der Pilot des deutschen Flugzeugs, der uns zu Fall brachte, kam mich zu 
begrüßen. Er sprach ein ganz gutes Englisch, und wir schüttelten uns beide die Hand 
nach diesem aufregenden Kampfes 
Von einem anderen englischen Flieger erzählte W. Scheuermann in den „Leipziger 
Neuesten Nachrichten" (29. VIII. 16): „Es war ein ganz junger, unerfahrener Flieger, 
ein Student, der sich wie viele andere auf englischer Seite — namentlich bei den Kana 
diern ist der Andrang stark — aus Sportinteresse zur Fliegerei gemeldet hatte. Er be 
kam den Auftrag, mit 4 anderen Flugzeugen Bomben auf St. Quentin zu werfen. 
Die 4 anderen wurden schon auf dem Hinwege abgeschossen. Ihm gelang es, eine 
Bombe abzuwerfen, dann wurde sein Flugzeug von einem unserer Fieger angegriffen 
und zur Landung gezwungen. Es ging in der Nähe des Flugplatzes nieder und ehe 
der junge Engländer den Weg in die Gefangenschaft antrat, luden ihn die deutschen 
Flieger zum Tee ein. Seine erste Frage war, ob er mit seiner Bombe viel Schaden 
angerichtet habe. Als man das verneinte, war er betrübt. Sein ganzes Wagnis war 
also umsonst gewesen. 
Er hatte nicht viel Hoffnung gehabt durchzukommen und sich daher schon mit Toiletten 
artikeln und einem Buche — Montaignes „Essais" — zum Zeitvertreib in der deutschen 
Gefangenschaft ausgestattet. Wäre er aber glücklich zurückgekommen, so hätte man ihm 
einen Nieuport anvertraut, hatte man ihm versprochen. Als er hörte, daß ihn einer 
unserer bekanntesten Fokkerflieger heruntergeholt hatte, war er etwas getröstet und bat, 
seinen Gegner und dessen Apparat sehen zu dürfen. Den Apparat konnte man ihm 
nur von ferne zeigen. Als er aber seinem Gegner vorgestellt wurde, verbeugte er sich 
und sagte ritterlich: „Gestatten Sie mir. Sie zu beglückwünschen!" 
Leider ist nicht alles, was sich bei unseren Feinden, zum Teil angelockt durch die 
Geldprämien, zur Fliegerei meldet, von so gutem Schlage wie dieser junge Londoner 
Student der Rechte." 
Von der Fliegerarbeit der Entente im Westen 
Neben der Erkundigung und der Zerstörung der Bahnverbindungen und anderer wich 
tiger Punkte hinter der deutschen Front, verfolgten die französischen und britischen Flieger 
auch noch ein anderes Ziel. Sie versuchten, wie in einem von der „Norddeutschen All 
gemeinen Zeitung" (17. X. 16) veröffentlichten Feldpostbrief geschrieben wurde, immer 
wieder, deutsche Soldaten zur Desertion zu veranlassen, wozu ihnen jedes Mittel recht 
war. „Aber darin täuschten sie sich bitter," heißt es weiter in dem Briefe. „Die von 
den Fliegern abgeworfenen Druckschriften, die zum Ueberlaufen aufforderten und unseren 
gerechten Verteidigungskampf als Machenschaften unserer Politiker und Jntereffenkampf 
einiger Weniger hinstellten, hatten völlig versagt (vgl. X, S. 241 f.). Jetzt werfen sie 
über und hinter unsern Linien Bündel von Postkarten ab, die in Faksimiledruck angeb 
lich von in englische Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten an ihre Angehörigen 
geschriebene Karten wiedergeben, in denen diese die Engländer beinahe in den Himmel 
erheben und ihre Freude über die gute Behandlung und das gute Leben in der Gefangen 
schaft ausdrücken. In jedem Bündel befinden sich immer mehrere Karten an dieselbe 
Adresse. Die Fälschung ist jedoch derart plump gemacht, daß sie jeder sofort als elendes 
Machwerk erkennt. In säst allen Fällen sind es Nachdrucke von deutschen Feldpost 
karten mit dem bekannten Aufdruck in allen möglichen und unmöglichen Größen, die 
Unterschrift ist säst immer unleserlich. Unsere braven Soldaten aber, die diese ab 
geworfenen Bündel finden, lachen über die Einfalt unserer Gegner, die auf diese 
Weise hoffen, den Sieg an ihre Fahnen zu heften, den sie mit den Waffen nicht er 
ringen können." 
BSIlerlrieg. XIX. 
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