Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

Die Schlacht an der Somme und die übrigen Kämpfe an der Westfront 8S 
Als das Reserve-Infanterieregiment bei Le Transloy eingesetzt wurde, am 28. September 
1916, herrschte über den Verlauf der neuen Stellung keine volle Klarheit. Die Dörfer 
Gueudecourt und Morval waren einige wenige Tage vorher in den Besitz des Feindes 
übergegangen. Wo aber lag der Engländer? Das Regiment richtete sich auf den Höhen 
östlich der verlorenen Dörfer ein. Es hatte eine Mulde vor feinem Abschnitt, jenseits 
derer der Feind auf mäßig ansteigendem Hange sich eingenistet hatte. Wenn er stürmte, 
mußte er durch die Mulde vor; da konnte man ihn fassen. 
Die Engländer belegten besonders die Reservestellung, die sich in einiger Entfernung 
hinter der vorderen Linie hinzog, mit schwerem Wirkungsfeuer. Es war äußerst schwer 
und oft ganz unmöglich, Verpflegung und Unterstützung vorzubringen. Nur einzelne 
Meldegänger schlugen sich durch, 1200 m über ungedecktes Gelände, wo ein Trichter 
neben dem anderen gähnte. Die Mannschaften vorn hatten ihre 4 eisernen Rationen 
mit und ein wenig zu trinken auch. Dann und wann brachten die Essenträger Ersatz. 
Die Truppe litt weniger unter dem Feuer, da der Gegner die Lage unserer neuen Stellung 
schlechter zu kennen schien, als wir die seinige. Am 1. Oktober war ein großer Angriff 
auf der ganzen Front abgeschlagen worden. Die nächsten Tage wurden mit Patrouillen 
unternehmungen ausgefüllt. Von beiden Seiten war man darauf aus. Stärke, Stellung 
und Absicht des Gegners zu erkunden. Am 5. und 6. Oktober konnte man aus der Steige 
rung des feindlichen Feuers auf größere Absichten schließen. In der Nacht vom 6. zum 
7. Oktober füllten die Engländer ein paar verlassene Gräben vor ihrer Stellung mit 
Sturmtruppen. Man sah die runden Stahlhelme sich bewegen. An manchen Stellen 
waren diese Gräben nur noch 10 m über Handgranatenwurfweite von unserer Stellung 
entfernt. Am 7. Oktober, nachmittags um 2 Uhr letzte Feuersteigerung. Ein Kompanie- 
führer sagte mir: es waren keine Schüsse mehr, es war wie ein einziger Schlag — oft 
10 Minuten lang. Um 2.30 Uhr stiegen sie drüben aus den Gräben, ganz gemächlich. 
Sie hatten ihre Brotbeutel mit Eierhandgranaten gefüllt und marschierten ganz dicht 
hinter dem Vorhang ihres wilden Sperrfeuers einher. Sie hatten offenbar keine rechte 
Ahnung, wo unser Graben war. Wir ließen sie ruhig herankommen, und dann, auf 
10 m Abstand oft nur, regnete es Handgranaten. Sie waren nicht wenig verblüfft, 
dachten, die unsern lägen 200 m weiter rückwärts. Von Stellung sahen sie nichts; es 
gab kein Hindernis, keine Brustwehr; unsere Kaninchenlöcher in den verbundenen Trichtern 
konnten sie nicht sehen, Zeltbahnen verhüllten sie. Von 2 englischen Kompanien, die 
auf einer halben Kompaniebreite von uns, in vierfacher Uebermacht also, angriffen, 
kam nur etwa ein Zug von 80 Mann zurück. 
Im rechts benachbarten Abschnitt, der weniger günstig lag, war der Feind eingebrochen 
und versuchte aufzurollen. Die betroffene Kompanie nahm sofort die neue Front auf und 
riegelte sich nach rechts ab. Es gab eine „Kleine Schönheitsbeule", das war alles. 
In solchen Augenblicken nehmen militärische Meldungen oft merkwürdige kriegerische 
Formen an. Ein Kompanieführer gab seinem Bataillon folgenden Spezialbericht, den 
ich seiner Urwüchsigkeit halber ausnahmsweise anführen darf: „Die Stimmung bei den 
dicken Kalibern war mies. Um 2.35 Uhr kamen die Tommies. Alles was noch lebte, 
empfing die Brüder. Die ... Kompanie hatte eine gute Strecke. Kein Schwanz kam 
bis an den Graben durch. Alles flutete wieder rückwärts und wurde durch Sperr- und 
Jnfanteriefeuer niedergemacht. Die Haltung unserer Leute war bewunderungswürdig. 
Teilweise wurde stehend freihändig gefeuert, bis ich „Stopfen" befahl. Zweites Kommando: 
„Frühstückspause". Stimmung: Deutschland über alles! Verluste noch nicht festgestellt." 
Unsere Artillerie, die mit ihrem Sperrfeuer sofort zur Stelle gewesen war, hatte es 
nun schwer, den eingedrungenen Feind zu befunken, ohne die eigenen Gräben zu gefährden. 
Bis die genaue Grenze der Einbuchtung durch Patrouillen und Flieger einwandfrei fest
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.