Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

78 Die Ereignisse an der We st front im fünften Kriegshalbjahr 
unser Infanterie» und Maschinengewehrfeuer mit einer unerhörten Heftigkeit auf die an 
kommenden französischen Sturmwellen zu wirken. Der Gegner wurde niedergemäht, die 
erste Angriffswelle glatt abgewiesen, und als die dahinter Anstürmenden bemerkten, daß 
unsere Gräben trotz ihrer tagelangen Beschießung durch Trommelfeuer besetzt waren und 
die Bayern standhielten, da stockte die zweite französische Welle schon und kam nicht 
mehr heran. Auch die sichtbaren, zwischen Curlu—Hem vorkommenden geschlossenen 
Kolonnen wurden unter rasendes Maschinengewehrfeuer genommen, so daß sie überhaupt 
nicht zur Entwicklung kommen konnten. Unsere Maschinengewehre haben geradezu wunder 
bar gearbeitet. Ein Ausatmen, eine Erlösung ging durch unsere Reihen. 
Nur links von uns war es den beiden vorderen französischen Wellen gelungen, im 
Abschnitt des Nachbarregiments Fuß zu fassen. Aber nicht lange dauerte dieser Erfolg, 
da unsere Maschinengewehre die französischen eingedrungenen Linien flankierend lichteten 
und den Rest und die sichtbaren Kolonnen zwangen, von weiteren Angriffen abzustehen. 
Wie die dabei nur in geringer Anzahl gemachten Gefangenen später aussagten, hat man 
französischerseits nicht geglaubt, daß die Bayern so widerstandsfähig sein würden, sondern 
hatte gedacht, daß alles, was nicht durch das hartnäckige Trommelfeuer der letzten Tage 
getötet, mutlos geworden sein würde und keinen Widerstand mehr leisten könnte. Aber 
unsere Algäuer haben sie eines anderen belehrt. Sie können sich gar nicht denken, fuhr 
der Leutnant fort, welch eine Erlösung dieser französische Angriff für unsere Leute 
war, daß sie aufgejauchzt haben, als sie von dem grauenhaften Trommelfeuer, gegen 
das sie sich nicht wehren können, befreit waren. Auch ohne dieses haben wir natürlich 
schmerzhafte Verluste erlitten, aber was will das heißen gegen die Qualen eines tage 
langen verlustreichen Trommelfeuers ohne schützende Stellung. 
Zwei kleine Episoden möchte ich Ihnen noch erzählen, die ich während des Gefechtes 
beobachten konnte. Einmal stieg ein französischer Offizier im Augenblick, wo er unseren 
Gegenstoß bemerkte, zu Pferde, um davonzureiten, wahrscheinlich um unseren Widerstand 
zu melden, aber nur wenige Schritte kam er fort, schon hatten ihn und sein galoppierendes 
Roß unsere Scharfschützen abgeschossen. Dann sahen wir einen Soldaten, der anscheinend 
einen Schuß in den Tornister bekommen hatte, der sogleich Feuer fing und nun lief der 
Mann brennend davon, aber auch er fiel unseren Geschoffen zum Opfer. So ruhig 
schossen unsere Leute! 
Nach den erzielten Erfolgen dieses Tages wurde das feindliche Artilleriefeuer schwächer, 
während wir noch in der folgenden Nacht in dieser Stellung blieben, um dann abgelöst 
zu werden, nachdem wir 2 Tage und 3 Nächte in dieser Hölle ausgehalten hatten." 
1 
Sachsen im Kampf um Guillemont 
vom 16. bis 18. August 1916 
Gemeinsam mit den Franzosen hatten die Engländer zwei ihrer besten Divisionen zum 
Sturm bei Guillemont angesetzt. Der Plan war, nach einem ungeheuren Trommelfeuer 
Guillemont im Sturm zu nehmen und sich dort einzurichten. „Diese Ausgabe fiel," wie 
Kriegsberichterstatter W. Scheuermann in der „Norddeutschen ^ Allgemeinen Zeitung" 
(9. IX. 16) berichtete« „einer größtenteils aus altgedienten Soldaten bestehenden eng 
lischen Division zu, die früher bei der Lorettohöhe mit uns im schweren Kampfe gelegen 
hatte und als sehr kriegserfahren bezeichnet werden durfte. Gleichzeitig sollte eine zweite 
Division sich des Südteiles von Guillemont bemächtigen und nach Süden weiterstoßen, 
um sich mit den dort angreifenden Franzosen zu vereinigen, die ihrerseits die Aufgabe 
hatten, nach Norden hin die Verbindung mit den Engländern herzustellen. Diese zweite 
Division gehörte zu den besten der Kitchener-Armee. Sie war abeie an der Somme schon 
wiederholt, so bei dem Sturme auf Montauban und bei dem heißen Kampfe um den
	        
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