Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

Aus Persien, aus Afghanistan 
und aus Marokko 
Von August 1916 bis Februar 1917 
Fortsetzung von Band XVII, Seiten 176 bis 179 
Nachrichten aus Perfien 
Nach amtlichen Meldungen und ergänzenden Mitteilungen 
6. August 1916» 
Die Gesandten Rußlands und Englands in Teheran und die Persische Regierung tauschten Noten 
aus, durch welche die freundschaftlichen Beziehungen zwischen England, Rußland und Persien end 
gültig befestigt und verschiedene Fragen hinsichtlich der finanziellen und militärischen Organisation 
Persiens für alle Teile günstig gelöst wurden. Was diese letztere anbetrifft, so wurde sie im 
nördlichen Persien durch die Entwicklung einer persischen Kosakenbrigade von 11000 Mann 
Infanterie, Kavallerie und Artillerie mit Hilfe russischer Lehrmeister und in Südpersien durch 
die Bildung genügend starker Abteilungen mit Hitte englischer Lehrmeister verwirklicht. Die 
schwedische Gendarmerie wurde entlaffen; ihr Chef Oberst Nyström wird Anfang September 1916 in 
Kopenhagen eintreffen. Die persischen Finanzen wurden unter die Kontrolle einer gemischten 
Kommission gestellt aus zwei Persern, einem Briten, einem Ruffen und einem Belgier im Vorsitz. 
Rußland und England werden daS Datum, an dem Persien seine Schulden zu zahlen hat, aufschieben 
und die Zolleinnahmen in Nord- und Südperflen inzwischen dem persischen Schatzamt überweisen. 
20. August. 
Wle der Zeitung „Baku" aus Teheran gemeldet wurde, blieb die Aufforderung der persischen Regie 
rung an die Häuptlinge der persischen Stämme, den Türken aktiven Widerstand zu leisten, ohne Ergebnis. 
2. September. 
Es wurde ein neuesMinisterium gebildet mit dem früheren Minister des Aeußeren W o s s u g h 
ed Doleh an der Spitze und, wie offiziös hervorgehoben wurde, ententefreundlichen Charakters. 
Doch glaubte „Rußkoje Slowo" dazu berichten zu können, daß dieses Ministerium nur provisorischen 
Charakter habe und je nach dem Ausfall des türkischen Vormarsches gegen Teheran (vgl. S. 282 ff.) 
einem deutsch-türkenfreundlichen Kabinett unter Mustapha-ül-Memalik Platz machen werde. Wie 
die persische Botschaft in Konstantinopel dazu erklärte, wurde das Justizportefeuille in dem neuen 
persischen Kabinett, Mustapha-ül-Memalik anvertraut, der als wahrer Freund der Türkei bekannt 
ist. Außerdem stammt der neue Unterrichtsminister Muhbir-ül-Saltaneh, der seine Studien in 
Deutschland gemacht hat, aus einer als Feindin des Absolutismus und der Ruffen bekannten Familie. 
27. Oktober. 
Nach langen Verhandlungen zwischen der persischen Regierung und einheimischen Banken ist ein 
Abkommen über die Prägung neuen persischen Sildergeldes getroffen worden. Da sich 
die russische Währung in Persien seit Anfang des Krieges bis Milte Oktober 1916 von 17 auf 55 
Kopeken für 1 Kran verschlechtert hatte (vgl. XVII, S. 178), bildete die Valuta den Gegenstand 
weiterer Verhandlungen zwischen Banken, Regierung und russischer Militärbehörde. 
1. Dezember 1916. 
Großfürst Boris Wladimirowitsch traf nach einem Besuch in Kaswin in Teheran ein, 
wurde vor der Stadt im Namen des Schahs von persischen Würdenträgern und von Mitgliedern der 
russischen Gesandtschaft begrüßt und hatte sodann mit dem Schah eine Unterredung. 
29. Januar 1917. 
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlichte einen in deutschen Besitz gekommenen 
Brief deS früheren britischen Gesandten in Persien Sir Walter Townley in Teheran vom 7. April 
1915 an den englischen Generalkonsul in Schiras O'Connor, der den Wettstreit beleuchtet, der zwischen 
England und Rußland in der Unterdrückung und Ausbeutung Persiens bestand. „Der Brief ist 
eine Klage, aber keine um Persien, sondern um den Verlust des größeren Beuteauteils. Eifersucht 
und Aerger, daß Rußland den fetten Bissen erhascht hat, haben ihn diktiert."
	        
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