Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

318 D i e Türkei während des fünften Kriegsbalbfahres 
Beifall aufgenommen und einstimmig gutgeheißen wurde. Am 8. Oktober 1916 beendete 
der Kongreß feine Arbeiten. Die dem Kongreß vorgelegten Anträge, die aus eine Ab 
änderung des poliiischen Programmes der „Partei für Einheit und Fortschritt" abzielten 
und sich erstens auf die Vereinigung der Scheri-Gerichte mit den gewöhnlichen Gerichten 
und auf die Vereinheitlichung des Prozeßverfahrens bezogen und zweitens auf die Ein 
führung des Gemeindesystems in die Verwaltungspolitik, wurden nach langer Debatte 
sämtlich angenommen. Es wurde die große Einigkeit und die Uebereinstimmung in den 
Gesichtspunkten unter den Mitgliedern der Versammlung festgestellt, die, fest entschlossen, 
die gegenwärtige Regierung zu unterstützen, vollkommen für den Entschluß der Regierung 
eintraten, den Krieg an der Seite der Verbündeten fortzusetzen, bis der endgültige ge 
meinsame.Sieg erfochten ist. 
Bevor man auseinanderging, schritt die Versammlung zu den Wahlen. Der Groß- 
wesir Said Halim Pascha wurde zum Generalpräsidenten der „Partei für Einheit und 
Fortschritt" ernannt, Midhat Schuekri Bei zum Generalsekretär. Die Mitglieder des 
Hauptausschusses für Einheit und Fortschritt blieben die gleichen mit Ausnahme von Hilmi 
Bei, der an Stelle des verstorbenen Emrullah Effendi gewählt wurde. Dem Haupt 
ausschuß angegliedert wurde ein Generalrat, der sich aus Mitgliedern des Kabinetts 
und des Hauptausschusses sowie aus Abgeoedneten der Partei zusammensetzen wird, die 
aus den Wahlen hervorgehen. Hadschi Adil Bei und Dschahid Bei sowie der Kammer 
präsident und frühere Minister Dschavid Bei befinden sich in diesem Generalrat. 
Nachrichten aus Aegypten 
Nach amtlichen Meldungen und ergänzenden Mitteilungen 
21. Oktober 1916. 
Wie der „TempS" meldete, hat der Gerichtshof in Kairo auf Verlangen einer Zivilpartei die Be 
schlagnahme der Kasse deS „Wakuf", deS Ministeriums der geistlichen Güter, angeordnet. Da sich 
der „Wakuf" widersetzte und dem Gerichtsvollzieher das Recht bestritt, den Auftrag auszuführen, 
erschien aus Anordnung Harvi Paschas der Gerichtsvollzieher in Begleitung von 60 Soldaten, worauf das 
Ministerium nachgab. Die Beschlagnahme erfolgte ohne weiteren Widerstand. 
6. November. 
Sir Francis Wingate, Sirdar (Oberbefehlshaber) der ägyptischen Armee, wurde zum Re 
gierungskommissar von Aegypten ernannt. 
Sir Francis Wingate hatte, wie der „Seeolo" (27. XI. 16) schrieb, als Artillerieleutnant im Jahr 
1883 seine Karriere in Aegypten begonnen. Als Nachfolger Kitcheners bekleidete er das Amt eines 
SirdarS der ägyptischen Armee und eineS GeneralgouverneurS deS Sudans. Er nahm an den 
Sudanfeldzügen teil, wurde aber auch mit wichtigen diplomatischen Missionen betraut. Welches 
Vertrauen die Regierung in London in Wingate setze, geht schon daraus hervor, daß sie ihm die 
Oberkontrolle des Sudans in seinem neuen Amte beließ. Wingate, der sich auch schriftstellerisch 
betätigte, ist, wie der Korrespondent betont, Großmeister der Freimaurerlogen RordasrikaS, ein 
Mann von großzügigen Ideen und liberaler Gesinnung. 
21. November 1916. 
In Konftantinopel wurde der Jrade vom 19. Juli 1916 veröffentlicht, womit die vom syrischen 
Kriegsgericht in Aleppo über Hussein Kamel (Sohn des ehemaligen Khedioen Jsmael), der sich zum 
Khedwen und dann zum Sultan von Aegypten erklärte, in Anbetracht dessen, daß er einen Bestand 
teil des türkischen Kaiserreiches unter fremde Herrschaft stellte, in contumaciam verhängte Todes 
strafe bestätigt wird. Seine Güter wurden konfisziert und von der Regierung verwaltet. 
15. Januar 1917. 
Wie die „Stampa" erfuhr, erkrankte der Sultan von Aegypten. Die Gerüchte von einem Zer 
würfnis zwischen dem Sultan und den englischen Behörden entsprachen jedoch nur zum Teil den Tat 
sachen. Sie beruhten auf der gegen den Willen des Sultans erfolgten Verwendung ägyptischer 
Truppen gegen die Türkei in Mesopotamien (vgl. XVII, S. 173).
	        
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