Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

Die Türkei während des fünften 
Kriegshalbjahres 
Von August 1916 bis Februar 1917 
Fortsetzung von Band XVII, Seiten 149 bis 175 
Vom türkischen Parlament 
Die dritte Kriegstagung 
I. Teil vom 14. November 1916 bis Ende Januar 1917 
Das türkische Parlament wurde am Nachmittag des 14. November 1916 in Anwesen 
heit des Kabinetts, der Würdenträger der Armee, der Führer der deutschen Misston 
und der Botschafter eröffnet. Der Sultan verlas die Thronrede. Er verwies darin 
zunächst auf die türkischen Siege an den Dardanellen, bei Kut-el-Amara und in Persien, 
wo die türkischen Soldaten Kermanschah und Hamadan von den Russen befreit hätten 
und sich Teheran näherten, und fuhr dann fort: 
„Eines der Ziele, das wir in diesem Kriege verfolgen, besteht darin, Persien alle für eine von 
Hemmungen freie Entwicklung günstigen Bedingungen gewinnen zu sehen. Unsere fern von der 
Berührung mit dem Vaterlands kämpfenden Truppen im Jemen haben eine englische Armee bis ins 
Gebiet von Aden zurückgeschlagen. Die Krieger in Tripolis in Afrika, die von unseren dorthin 
gelangten OsfiZieren geführt werden, bringen unseren Feinden Niederlagen bei." Die Thronrede 
würdigte weiter die Festigkeit deS Senussenscheichs Achmed Scherif Pascha und erwähnt 
die Niederlage der Entente bei der Salonikiexpedition und den Eintritt der Rumänen in 
den Krieg, die dank dem zermalmenden Vormarsch der Heere der Mittelmächte eine Niederlage 
erlitten hätten. Sie rühmte außerdem die Tapferkeit der türkischen Truppen, die in Galizien 
und in der Dobrudscha Schulter an Schulter mit den tapfersten und am besten organisierten 
Heeren der Welt kämpften. Dann heißt es weiter: „Nach der Abschaffung der Kapitulationen 
halten wir mit unserem Verbündeten, der deutschen Regierung, Verhandlungen über die 
Abmachungen angeknüpft, die unsere rechtlichen Beziehungen auf den Grundlagen des europäischen 
Völkerrechts und des Grundsatzes der Gegenseitigkeit regeln sollten. Ich hoffe, daß diese Abmachungen 
demnächst unterzeichnet und der Hohen Versammlung zur Genehmigung vorgelegt werden. Ebenso 
haben wir soeben die Verträge von Paris und Berlin gekündigt, die im Grundsatz wertlos geworden 
waren, nachdem die Signatarmächte ihre allgemeinen und wesentlichen Bestimmungen zu unserem 
Schaden allezeit verletzt haben. Diese Verträge hatten vollkommen ihre Daseinsberechtigung verloren 
und dienten nur als Vorwand zur Einmischung in innere Angelegenheiten. 
Unsere politischen Beziehungen zu unseren Verbündeten entwickeln sich voll wechsel 
seitigen Vertrauens und beiderseitiger Aufrichtigkeit und verstärken sich täglich. Wie ich in meiner 
Rede im vergangenen Jahre gesagt hatte (vgl. XI, S. 334), wird unsere gemeinsame Politik gegenüber 
unseren Feinden darin bestehen, den Krieg unter wechselseitiger Hilfeleistung auf allen Fronten fort 
zusetzen bis zur Erlangung eines Friedens, der die Entwicklung der eigentümlichen Fähigkeiten und 
natürlichen Eigenschaften unserer Länder und Völker gestattet. Unsere Beziehungen zu den neutralen 
Staaten sind freundschaftliche." Die Thronrede würdigte schließlich die Hingebung der Nation und 
forderte daS Parlament auf, weiter mit der Einmütigkeit zu arbeiten, die es bisher gezeigt habe. 
Nach der Verlesung der Rede wurden Hadschi Adil Bei zum Präsidenten, Hussein 
Dschahid Bei und Achmed Geizi Pascha zu Vizepräsidenten gewählt. 
Zu einer besonders bedeutsamen Kundgebung gestaltete sich die Kammersitzung vom 
30. November 1916 durch die eindrucksvollen Reden des Ministers des Aeußern Halil Bei 
und des Kriegsministers Enver Pascha. „Die Kammer bot", wie der „Frankfurter Zei 
tung" (5. XII. 16) geschrieben wurde, „dabei ein bemerkenswertes Bild von Einigkeit und 
Vertrauen; die sonst nicht leicht aus ihrer Ruhe heraustretenden Abgeordneten unter 
brachen beide Reden wiederholt durch lebhaften Beifall."
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.