Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

314 Italien und der Vatikan während des fünften Kriegshalbjahres 
man nicht unterdrückt und die zu unterdrücken für die Zivilisation schädlich wäre. Wir wollen im 
Gegenteil dieses Volk von seiner Herrschgier befreien. Wir hoffen, daß mit der Zertrümmerung deS 
preußischen Militarismus die heute im Gefängnis erstickte Stimme Liebknechts zur Stimme deS 
deutschen Volkes werde." 
Bissolati verlangte schließlich in heftigen Angriffen gegen Oesterreich die Zertrümmerung 
dieses Staates, damit die Nationalitäten der Monarchie stch frei entwickeln könnten. 
Die Rassen Oesterreich-Ungarns müßten eine lebendige Völkermauer werden. Sie müßten 
eifersüchtig über den Frieden und ihre Freiheit wachen. Einen Frieden vor Erreichung 
dieses Zieles zu schließen, würde heißen, einen Waffenstillstand zugunsten Deutschlands 
und Oesterreichs abschließen. Verschiedene italienische Sozialisten, die vom Frieden und 
von der sozialistischen Solidarität sprächen, sollten daran denken, daß die deutschen So 
zialisten Liebknecht, die österreichischen Friedrich Adler desavouiert haben. Wenn die 
Italiener, schloß Bissolati, stch gegenseitig versprechen, bis zu diesem Ziele zu kämpfen, 
dann kann die Gedächtnisfeier zu Ehren Battistis das Vorspiel Mr Siegesfeier sein. 
Der Empfang Biffolatis und des ihn begleitenden Justizministers Sacchi in Cremona 
war kühl, auch der Stadtrat blieb dem Vortrag fern. Die nationalistische und halb 
amtliche Presse war natürlich mit der Rede Biffolatis sehr zufrieden und maß ihr große 
Bedeutung bei, schon deshalb, weil darin scharfe Töne gegen die offiziellen Sozialisten 
und die Klerikalen angeschlagen wurden. Umgekehrt verspottete der „Avanti" das 
Kriegsprogramm Biffolatis, während die klerikale Presse entrüstet war und der „Corriere 
d'Jtalia" ihm geradezu vorwarf, daß er durch seine Worte die nationale Einheit gestört 
und den Patriotismus der italienischen Katholiken schwer beleidigt habe. 
Einzelmeldungen 
30. August 1916. 
Lord Grey hat an Sonnino anläßlich der Kriegserklärung Italiens an Deutschland (vgl. 
XVIII, S. 9f.) folgendes Telegramm gesandt: „Ich bitte Eure Exzellenz, meine aufrichtigen Glück 
wünsche zu dem Schritte, den soeben die italienische Regierung unternommen hat, entgegennehmen 
zu wollen. Dieser wird der Welt ein neuer Beweis für die feste Entschlossenheit Italiens sein, in 
vollster Einigkeit mit den Alliierten den endgültigen Sieg der Freiheit und Zivilisation herbeizuführen." 
26. Oktober. 
Der Botschafter Spaniens beim Quirinal Pina y Millet wurde abberufen und durch den 
Marquis di Villa Urrutia ersetzt. 
2. November. 
Der frühere französische Minister Caillaux traf mit seiner Gemahlin inkognito in Rom ein. 
November. 
Ueber den Wechsel in der italienischen Botschaft in Paris vgl. S. 203. 
11. Dezember 1916. 
Der Präsident des StaatSrats, Ma lvano, ist nach Vollendung seines 75. Lebensjahres 
in den Ruhestand versetzt worden. Zuvor hatte Malvano einige Jahrzehnte laug die Stelle eines 
Generaldirektors im Ministerium des Auswärtigen bekleidet und war dort als „ruhender Punkt in 
der Erscheinungen Flucht" für die oft wechselnden Minister eine unentbehrliche Kraft. 
Italien und England 
In der „Nuova Antologia" besprach Ende August 1916 der Abgeordnete Colonna 
di Cesaro in einem längeren Artikel das Verhältnis zwischen Italien und 
England. Es sei eine merkwürdige Erscheinung, daß nach der politischen Annäherung 
die Freundschaft zwischen Italien und England nachgelassen habe, während früher, als 
es noch kein Bündnis zwischen beiden gab, freundschaftliche Beziehungen bestanden. Statt 
daß die Sympathien zwischen beiden durch das vergossene Blut verstärkt würden, zeigten
	        
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