Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

254 Rußland während des fünften Kriegshalbjahres 
sofort einberufen. Einer neuen ärztlichen Untersuchung wurden auch Offiziere und Beamte deS Landes 
und Marinedienstes unterzogen, die am 14. (1.) Januar 1916 das 44. Lebensjahr noch nicht erreicht 
hatten und bis zum 14. August 1915 wegen Krankheit für aktiven Marine- und Landwehrdienst 
als untauglich befunden worden waren. Anfang November 1916 ist mit der Einstellung des Re- 
krutenjahrgangs 1898 begonnen worden. 
Die Studenten, die durch kaiserlichen Ukas Ende August einberufen wurden, und zwar alle 
bis jetzt noch freigebliebenen Jahrgänge der Hochschüler, alle Studenten der ersten 6 Semester aller 
Mersklaflen sowie die Reservisten erster und zweiter Reihe wurden größtenteils in den während 
' dieses Krieges zahlreich entstandenen neuen Kriegsschulen aufgenommen, um den OsfizierSmangel zu 
beseitigen. Frei waren vorläufig nur noch Mediziner und Techniker. Die jüdischen Studenten 
wurden auf eine Anordnung des Kriegsministers hauptsächlich dem SanitätS- und Nachschubdienst 
zugeteilt, da fie in Rußland kein Recht zur Beförderung zu Offizieren besitzen. 
Auch diejenigen russischen Sträflinge, die ihrem Alter entsprechend zum aktiven Militärdienst 
sich eigneten — mit Ausnahme der zu längeren Zuchthausstrafen und zum Verlust aller Rechte Ver 
urteilten — sind jetzt zu den Waffen einberufen worden. Wie es im Absatz 5 der betreffenden Ver 
ordnung des Gefängnisdepartements des Justizministeriums vom 2. September 1916 heißt, wird 
allerdings „der Arrestant aus dem Gefängnis der örtlichen Polizei überwiesen, die ihrerseits den 
Häftling den Militärbehörden unter den nötigen Sicherheitsmaßregeln übergibt." 
Die Einberufung der früher dienstfreien fremdstämmigen Bevölkerung des europäischen und asia 
tischen Rußlands vom 19. bis 43. Altersjahre „zwecks Ausführung von Armierungsarbeiten im Be 
reiche der Feldarmee" zeitigte keine glänzenden Ergebniffe. Die Mohammedaner im Kaukasus wurden 
sogar von der Aushebung befreit; in Zentralasien kam es zu ernsten Unruhen (vgl. S. 259). 
* * * 
6. September 1916. 
Die russische oberste Heeresleitung hat Bessarabien als KriegSzone erklärt. 
24. Januar 1917. 
Drei hauptsächlich von Kirgisen bewohnte Kreise Turgai, Jrgis und Kustanai im Gou 
vernement Orenburg wurden in den Kriegszustand erklärt. 
* * * 
18. August 1916. 
Da die Zahl der Brandstiftungen in ganz Rußland zunahm, setzte die Militärverwaltung 
zur Bekämpfung der Brandstiftungen eine besondere Kommission ein. 
8. November. 
Der Admiralstab gibt bekannt: Am 8.November 1916 1 Uhr nachmittags, ereignete sich im Hafen 
von Archangelsk auf dem Dampfer „Baron Driesen", der mit Munition beladen war, eine Explosion. 
Der Dampfer sank; die am Hafen befindlichen bewohnten Baracken stürzten zusammen; in den Waren 
lagern brach Feuer aus, und die Feüerwehrstation flog samt den Feuerwehrleuten in die Luft. Gegen 
Abend war man deS Brandes Herr geworden. Auch der englische Dampfer „Earl of Farfor" ist bei 
der Explosion zerstört und die Hafenanlagen sind schwer beschädigt worden. 150 Personen wurden 
getötet, 650 erlitten mehr oder weniger schwere Brandwunden. Der Admiralstab fügt hinzu, die Be 
hörden hätten Grund zur Annahme, daß die Explosion durch deutsche Agenten hervorgerufen worden sei. 
Nach Mitteilungen des „Svenska Dagbladet" (1. XII. 16) sollen nicht 800 sondern 5- bis 6000 Men 
schen verletzt und getötet worden sein. Drei Dampfer wurden wrack, 6 oder 7 beschädigt. 
5. Dezember 1916. 
Die Regierung ordnete eine Untersuchung an über eine Explosion in der Waffen- und Munitions 
fabrik auf der Rasatannaja zu Petersburg. Die Ursache der Explosion blieb unbekannt. Im 
Augenblick der Katastrophe waren in der Fabrik, die völlig vernichtet wurde, etwa 1000 Personen tätig. 
26. Januar 1917. 
Der Admiralstab teilt mit: Am 26. Januar entstand bei der Entladung des Eisbrechers „Tscheljus 
kin" bei einem der Ausladeplätze in Archangelsk eine Explosion und ein Brand, der sich sofort in den 
Gebieten dieses Löschplatzes verbreitete. Der Brand verursachte Schaden unter den Gebäuden beim 
Bahnhof, unter einigen Lagern, Schuppen und Baracken. Von den Schiffen wurde außer dem „Tschel 
juskin" 1 Schlepper zerstört. Außerdem erlitten 5 Dampfer Beschädigungen, 3 davon nur leichte. 
Unter den 344 Verletzten sind 3 Offiziere und 99 Soldaten. 59 Personen wurden schwer verletzt. 
Die Zahl der Toten ist noch nicht endgültig festgestellt, sie beläuft sich anscheinend auf etwa 30.
	        
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