220 Die Ereignisse an der Ostfront im fünften Kriegshalbjahr
diesen beiden Regimentern berührte der König auf seiner Reise die Hauptquartiere mehrerer Ober
kommandos und weilte am 7. Dezember in Warschau, wo im Kasino deS Generalgouvernements
zu Ehren des Königs ein Festmahl stattfand, bei dem der König und der Generalgouverneur
v. Beseler Begrüßungsansprachen hielten.
Personalien
.20. August 1916.
Erbprinz Emanuel zu Salm-Salm wurde bei Pinsk durch einen Granatsplitter am
Kopfe verwundet und ist seinen Verletzungen erlegen.
Erbprinz Emanuel, preußischer Rittmeister, stand im 45. Lebensjahre und war mit der Erzherzogin
Maria Christina, ältesten Tochter des Armeeoberkowmandanten Erzherzogs Friedrich, vermählt. Vor
Ausbruch deS Krieges hatten sich Prinz und Prinzessin Salm auf Einladung der englischen Königs
familie zur Besichtigung der britischen Besitzungen nach Südafrika begeben und, als Gäste der eng
lischen Chartered-Company, einen Jagdabstecher nach Rhodesien gemacht. Ungeachtet dessen wurden
sie zu Kriegsbeginn von den Engländern festgenommen und in einem südafrikanischen Konzentrations
lager interniert. Der Fürbitte des Königs Alfons von Spanien, der ein Vetter der Prinzessin
Salm ist (seine Mutter ist eine Schwester deS Erzherzogs Friedrich), gelang es, im Januar 1915
die Ueberführung des PrinzenpaareS von Südafrika nach Gibraltar zu erwirken, wo der Prinz in
dem Gefangenenlager der Festung untergebracht wurde, während man die Prinzessin auf freiem
Fuß beließ. Ende November 1915 wurde der Prinz gegen den in deutsche Kriegsgefangenschaft
geratenen Leutnant Goschen, Sohn des früheren Botschafters in Berlin, ausgetauscht.
5. September.
Prinz OSkar von Preußen kehrte, von seinen auf dem Kriegsschauplatz erlittenen Ver
letzungen (vgl. XVI, S. 242) wieder hergestellt, an die Front zurück.
20. Oktober.
Der Schöpfer der polnischen Legionen, Brigadekommandant Joseph Pilsudzki, trat infolge von
Meinungsverschiedenheiten mit General v. Bernhardi, in dessen Frontabschnitt er zuletzt stand, sowie
aus politischen Gründen zurück. Die polnischen Legionen (etwa 15000 Mann) sind von der
Front zurückgezogen und in Baranowitschi kaserniert worden (vgl. auch S. 219 und 235).
16. Dezember 1916.
General d. Inf. Max v. Fab eck (Bildnis vgl.X, nach S. 204; Personalien vgl. V, S. 205),
zuletzt Führer einer Armee im Osten, ist während eines Krankheitsurlaubes in Partenkirchen im Alter
von 62 Jahren gestorben.
Vom Zaren und den russischen Heerführern
Nach amtliche n Meldungen und ergänzen den Mitteilungen
(Ueber die Besuche und Beratungen im Hauptquartier des Zaren, das sich August 1916 in Kamieniec-
Podolski befand, vgl. das folgende Kapitel „Rußland während des fünften Kriegshaldjahres".)
11. August 1916.
GeneralKuropatkin, der Oberkommandierende an der Nordfront (vgl. XVI, S. 248) wurde
zum Generalgouverneur von Turkestan ernannt.
„Die militärische Laufbahn Kuropatkins begann", nach Angaben der „Neuen Zürcher Zeitung"
(22. VIII. 16), „im Jahre 1864. Während des russisch-türkischen Krieges (1877/78) bekleidete er
das Amt des Chefs deS Stabes bei der Division Skobeljews, um daraufhin in die astatische Ab
teilung des Generalstabes überzugehen. In Turkestan zeichnete sich Kuropatkin aus und wurde 1690
mit Rücksicht auf seine umfangreichen Kenntnisse der vom Zentrum weitab gelegenen asiatischen Ge
gend zum Befehlshaber der transkaspischen Lande ernannt. 1899 erhielt Kuropatkin das Portefeuille
des Krieges, um sich dann an die Spitze der aktiven Armee zu stellen, als der Krieg im fernen
Osten 1904 ausgebrochen war. Im gegenwärtigen Kriege konnte Kuropatkin längere Zeit kein Kom
mando erlangen, wiewohl er danach, beharrlichen Gerüchten zufolge, unermüdlich strebte. Sem
Name taucht erst ungefähr zu jener Zeit auf, als Großfürst Nikolai Nikolajewitsch von dem Posten
des Generalissimus zurücktrat und sich nach dem Kaukasus begab. Der frühere Befehlshaber im
Kriege gegen Japan befehligte aber in der ersten Zeit nur einige Schützentruppen."