208 Die Ereignisse an der Ostfront im fünften Kriegshalbjahr
Rundschau" 18.1.17). „Die deutschen Verteidiger, die auf der Düne und in der Kirchhof,
stellung von Wisman standen, waren frontal nicht zu erschüttern, aber immer stärker
machte sich der russische Druck auf den rechten Flügel im Sumpf geltend. Die Flügel
kompanie war bei dem ersten Angriff am 5. Januar zurückgedrückt worden, hatte dann
aber ihre Blockhäuser wieder erobert und nach Süden hin sich gesichert. In der Nacht
nach 12 Uhr kamen westlich der Aa gegen die Stellungen auf der Düne und im Sumpf
stärkere russische Abteilungen vor. Gleichzeitig entwickelte sich unter Einsatz starker
russischer Kräfte ein Waldgefecht westlich und nordwestlich von Mangal. Man lag sich
dort am Sumpfgraben gegenüber. Zwei deutsche Maschinengewehre bekamen einen Voll
treffer, von einem dritten fiel die Besatzung. Die Russen erreichten die Düne, die sich
in IV2 bis 2 km Entfernung parallel der Aa von Süden nach Norden hinzieht und
dann südlich von Wisman nach Osten umschwenkt. Nun setzten, während gleichzeitig
die Vorstöße vom Rücken aus heftigen Charakter annahmen, erbitterte Frontalangriffe
gegen die Stellung östlich der Aa ein. Die Artillerie trommelte auf die Stellungen.
Die Kirchhofskompanie von Wisman ging Schritt für Schritt zurück, machte immer
wieder halt und brachte den Russen blutige Verluste bei. Die anderen Kräfte sammelte»
sich und gingen nordwestlich auf das Westuser der Aa. Den Russen war die Lust zum
scharfen Nachdrängen vergangen. Am 7. Januar setzten sie dann, als die Deutschen wieder
aus das Ostufer gegangen waren und längs der Aa Boden gewannen, Kavallerie gegen
die ermüdeten deutschen Linien ein. Die ersten Züge fielen, drei neue Schwadronen
schwenkten zurück und griffen mit dem Karabiner an; sie wurden zusammengeschossen.
Südlich Pikke waren inzwischen deutsche Reserven gegen das „Ruffenlager" südlich
Skudr vorgegangen. Sie fanden die Anlage besetzt und wurden bald von allen Seiten
angegriffen. Sie bildeten einen Igel und schlugen während der Nacht alle Angriffe ab.
Am Morgen des 7. Januar erneuerten die Russen dann ihre Angriffe auf der ganzen
Linie. Um 1/2? Uhr wurde ein starker Angriff bei Buobai und bei Olai abgewiesen.
Reserven trafen ein, die Linie wurde geschlossen. Trotz aller Anstrengungen konnten die
Russen gegen die bewundernswerte Zähigkeit der Verteidigung nicht den kleinsten Erfolg
mehr erringen. Wohl lag die feuernde Schützenlinie auf dem gefrorenen Sumpfboden,
nur dünne Erdhäufchen vor sich, wohl froren die fchneenaffen Kleider wieder fest, aber
die Linie hielt gegen den starken Druck sehr vielfacher Uebermacht. Am 8. Januar
folgten neue russische Angriffe, während die Dünen bei Kalnzem und die Schützenlinie
längs der Straße Grabbe—Kalnzem unter schwerem Feuer lagen. Am Abend gingen die
Russen wiederum in mehreren Wellen vor und wurden wiederum blutig zusammen
geschossen. Am 9. Januar folgen auf dem linken Aa-Ufer mehrere vergebliche russische
Angriffe. Am 10. Januar wird das alte russische Mittel beobachtet, daß Kavallerie die
angriffsmüde russische Infanterie östlich Kalnzem vorwärts peitscht. Das russische Er
matten war deutlich —, alles blieb vergebens. Mitau und Kurland sind von unseren
braven Leuten unter äußerst denkbar großen Schwierigkeiten gehalten worden."
Der deutsche Gegenstoß
„Die Angriffskraft der Russen war," wie Fritz Wertheimer in der „Frankfurter Zeitung"
(11. II. 17) schrieb, „am 10. Januar vollkommen erschöpft und gebrochen. Am folgenden
Tage säuberten unsere Truppen noch ein kleines Stück der Einbruchsstelle nördlich
Mangal, in dem sich noch ein paar Russen gehalten hatten, dann gab es Ruhe. Das
Wetter schlug plötzlich um, zwei Tage lang taute es leicht, dann fror es wieder rasch
und ausgiebig. Das war gut. Die glatte Schlittenbahn der zugefrorenen Aa, wie auch
die aus den Straßen fest eingefahrenen Geleise der Räder und Schlittenkurven bedeuteten
nicht nur für die Verwundeten einen rascheren und bei weitem schmerzloseren Trans