Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

Die russischen Herbstoffensiven 1916 
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die noch abends einsetzten, wurden abgewiesen und in nächtlichen Handgranatenkämpse» 
der Erfolg des Tages noch erweitert, so daß am 31. Oktober die feindlichen Stellungen 
in einer Breite von 1200 und einer Tiefe von 400 w genommen waren. 
Gleichzeitig schritten jetzt auch die im Nachbarabschnitt stehenden Türken zu einer Gegen 
aktion. Auch hier bestand seit langem der Plan, eine Bergnase südöstlich von Mieczy- 
szczow, den heiß umstrittenen „Blinddarm", in deren Besitz sich die Russen während der 
großen Angriffe am 6. Oktober zu setzen vermocht hatten, wieder zu erobern. Nach 
zweistündiger Artillerievorbereitung stürmte am 30. Oktober ein türkisches Infanterie 
regiment in flottem Anlauf die feindliche Linie in einer Breite von 600 m und hatte 
um 3 Uhr nachmittags, von Linie zu Linie fortschreitend, auch das letzte am 6. Oktober 
verlorene Stellungsstück wiedergewonnen. 
Schon am 24. Oktober begannen die russischen Versuche, das ihnen entriffene Gelände 
wieder zu gewinnen. Am Allerseelentage erfolgte dann nach mehrstündiger, heftiger 
Artillerievorbereitung der erste große Angriff. Gegen 8000 bis 10000 Mann setzte der 
Feind ein, die er im Laufe de- Nachmittags von 1 bis 5 Uhr siebenmal zum Sturm 
vorschickte. Aber alle diese wuchtigen Angriffe brachen im wirksamen Sperrfeuer der 
Artillerie und des Infanterie- und Maschinengewehrfeuers der tapferen Magdeburger, 
Posener und Anhalter noch vor unseren Hindernissen zusammen. 
Der Feind verhielt sich nun bis zum späten Nachmittag des 3. November ruhig. Ein 
dann um 5 Uhr nachmittags unternommener neuer Angriff wurde glatt abgewiesen, 
ebenso ein noch gegen Mitternacht unternommener neuerlicher Sturm. Dagegen gelang 
es an diesem Tage den deutschen Truppen, den Geländegewinn vom 30. und 31. Oktober 
in südlicher Richtung noch auszubauen und weitere Teile der russischen ersten Linie weg 
zunehmen. Die Handgranatenkämpfe dauerten bis in die Nacht hinein. Am Morgen 
des 4. November jedoch war die erste Linie des Feindes von den Höhen bei Meierhos 
Krasnoleste bis zum Karrenweg Lipnica-Dolna—Slawentyn in unserer Hand." 
Wie Wilhelm Hegeler aus dem Hauptquartier der deutschen Südarmee dem „Berliner Tage 
blatt" (16. XL 16) berichtete, konnten die Kämpfe von der Heeresleitung der Mittelmächte 
am 9. November 1916 als beendet betrachtet werden. „Denn an diesem Tage gelang es 
ihren schneidig angreifenden Truppen, die letzten noch fehlenden Punkte, die „Wilhelms-" 
und „Einbaumhöhe", den Russen zu entreißen. Damit war der Gegner von den Bergen 
hinuntergeworfen und der Blick in unser Hintergelände war ihm versperrt. Es war 
klar, daß er sich das nicht ohne weiteres gefallen lassen und daß bald ein Gegenangriff 
erfolgen würde. Der erste setzte denn auch schon am Nachmittag des 10. November 
nach heftiger Artillerievorbereitung ein. Er wurde abgeschlagen. Während der nächsten 
Tage herrschte von seiten der Russen lebhaftes Artilleriegeplänkel; aber erst am 14. No 
vember, mittags gegen 1 Uhr stürmte plötzlich ihre Infanterie, ohne daß vorher aus 
ihren Kanonen ein Schuß gefallen wäre, vor. Doch fand der jähe Anlauf schon an 
unseren Drahtverhauen ein Ende. Nun richtete der Gegner auf einen Teil unserer 
Gräben seine schweren Minenwerfer, während er die Seitenabschnitte unter das Trommel 
feuer seiner Artillerie nahm. Die Doppelzentner der Minen hatten bald unsere Gräben 
eingeebnet und den nachstürmenden Russen gelang es, sich hier festzusetzen, aber nur für 
kurze Zeit. Sofort wurde ein Gegenangriff eingeleitet. Es kam zu erbitterten Kämpfen 
mit Handgranaten und Seitengewehr. Immer neue Massen wurden vom Gegner vor 
getrieben, das blutige Ringen dauerte die ganze Nacht hindurch und fand erst morgens 
um 3 Uhr sein Ende. Das Ergebnis war, daß die Russen auch nicht eine Handbreit 
Boden gewonnen haben, sondern auch den anfangs besetzten Graben restlos den Unseligen 
überlassen mußten. Die unerschütterliche Tapferkeit unserer Soldaten war wiederum 
des höchsten Lobes würdig." 
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