Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

166 Die Ereignisse an der Ostfront im fünften Kriegshalbjahr 
auf dem Stesulecrücken gelang es am folgenden Tage dem Feinde, unter dem Schutz 
des dichten Gebirgsnebels, der alle Höhenzüge mit undurchdringlichem Schleier ein 
hüllte, hart nordöstlich des Stefulec in unsere Stellungen einzudringen. Unter schweren 
Gefechten wurde dieser Abschnitt zurückgenommen. Die folgenden Tage zeigten den 
Höhepunkt der Krisis. Der Feind nützte die inzwischen herangeführten erheblichen Ver 
stärkungen aus und drückte mit überlegenen Massenangriffen gegen die beabsichtigten 
- Einbruch stellen Tartarka—-Capul und Ludowa. Am 20. September tobt heißer Kampf 
um die Ludowahöhe (1466 m). In dichten Wellen vorgetriebene Maffenstöße brechen 
dicht vor den Linien der dort zähen Widerstand leistenden Jäger zusammen. Ohne 
jede Rücksicht auf Verluste greift der Gegner immer von neuem an. Bis zum Abend 
gelingt es unter Einsatz aller noch verfügbaren Reserven, die verzweifelten Durchbruchs 
versuche zu vereiteln. Auch der aus dem Probinatal 7 Uhr abends angesetzte siebente 
Angriff mit der Absicht, unseren Flügel nördlich Star« Klauzura—Lukawiec zu um- 
faffen, scheitert völlig. 
Dieser Tag hat dem Gegner eine ganz erhebliche Einbuße seiner Gefechtskraft ein 
gebracht. Gleichwohl erneuerte der Feind am nächsten Tage seine rücksichtslosen Massen 
angriffe gegen die Ludowafront und weiter nördlich gegen Staiki (nördlich Jawornik). 
Vor außerordentlich schwerem, wiederholtem Angriff mußte schließlich die Kuppe 1586 
Baba-Ludowa geräumt werden. Die Einbruchstelle wurde sofort abgeriegelt. 
Mit unerhörter Erbitterung und unter wechselnden Erfolgen wurden nun in den 
folgenden Tagen die Kämpfe fortgesetzt. Es waren für unsere Karpathentruppen und 
unsere Verbündeten die schwersten Kämpfe seit vielen Wochen. Wütende Angriffe gegen 
die »Kahle Kuppe" am Mihailew»rücken und gegen den Frontabschnitt bei Stara 
Klauzura—Lukawiec, desgleichen gegen die Ludowa (1327 m) scheiterten für den Feind 
unter schwersten blutigen Verlusten. Gegen die vom Feinde genommenen Teile unserer 
Linie wurde am 29. September ohne jede Artillerievorbereitung ein überraschender 
Gegenangriff von der Hala-Mihailewa nach Norden und vom Ludowarückcn nach 
Süden angesetzt und mit vollem Erfolg durchgeführt. Der geworfene Gegner ließ über 
530 Mann und 8 Maschinengewehre in den Händen des Angreifers. 
Etwa Mitte September bedeckte ein im Hochgebirge nicht seltener Witterungsumschlag 
plötzlich die Karpathenberge mit Schnee und ließ zur Nacht die Temperatur häufig auf 
10 Grad Kälte sinken. Die Vorboten des nahenden Winters stellten sich ein und fanden 
die deutsche Führung nicht unvorbereitet in der Vorsorge für den bevorstehenden Winter 
feldzug in den Karpathen. 
Waren die Schwierigkeiten des Nachschubes an Munition und Verpflegung während 
der kurzen Zeitspanne des raschen Bewegungskrieges bis etwa Mitte August sehr groß 
gewesen, so traten jetzt größere hinzu. Der Uebergang zum Stellungskrieg in Verbindung 
mit der Fürsorge für den hereinbrechenden Winter erwies sich in dem wilden und wege 
armen Berglande als außerordentlich schwer. Der harte, nur teilweise mit Erd- und 
Moosschichten bedeckte Felsboden gestattete nur einen mühsamen Ausbau von Stellungen. 
Das erforderliche Bauholz mußte aus den dichten Waldbeständen, die im allgemeinen 
über die 1200-m-Höhenlage nicht hinausreichen, aus die kahlen und steilen Fclsrücken 
geschleppt werden. Neben der Truppe mühten sich endlose Träger- und Tragtierkolonnen 
in unverdroffener Arbeit ab, das zum Stellungs- und Hindernisbau erforderliche Material 
auf die steilen Bergkuppen zu schaffen. Hierzu mußten wiederum Arbeiterkolonnen die 
schmalen und steilen Saumpfade gangbar machen und erhalten. Die gesamte Munition 
für die Infanterie, Artillerie und Nahkampfmittel, alle Baustoffe an Holz, Beton, Eisen 
und Draht für die Schützengräben, Unterstände, Beobachtungsstellen, für die Unterkunft 
der fechtenden Trupp«, für die Abschnittsreserven, die Verpflegung, Sanitätsmaterial
	        
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