Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

122 Die Ereignisse an der Ostfront im fünften Kriegshalbjahr 
zwischen dem Dnjestr und der Donaumündung in die Front führen müssen und damit 
ihre wolhynische Offensive in verantwortungsvolle Defensive verwandelt. Brussilows 
Anstrengungen sind umsonst gewesen, der Durchbruch bei Luck ist im Endzweck gescheitert; 
auch diese Operation des Jahres 1916 war umsonst. Was werden die Russen nun 
offensiv tun?" 
Andererseits war sich die Leitung der Streitkräfte der Mittelmächte über den Charakter 
der russischen Angriffe als „Klüfte bindend" oder „erkundend" oder „strategische Offen 
sive verschleiernd und vorbereitend" völlig klar und sah ihnen mit Ruhe entgegen. Ja 
der Generalstabschef des Kommandos Ober-Ost, Oberst Hoffmann, erklärte: „Die Russen 
können mir kein größeres Vergnügen bereiten, als mich angreifen." 
Die Winterkämpfe 
von Mitte November 1916 bis Februar 1917 
Die Operationsstille der Wintermonate wurde zu Umgruppierungen auf allen Fronten 
benutzt, um den Frühlingsfeldzug vorzubereiten. Gleichzeitig aber unternahm die russische 
Heeresleitung nochmals zwei Offensiven an den äußersten Flügeln ihrer weitgespannte» 
Front. 
Zunächst gestaltete sich Ende November 1916 die Gefcchtstätigkeit im südlichen 
Teil der Ostfront kräftiger. Als der konzentrische Angriff der Mittelmächte auf 
die Bukarester Zentralstellung begann, versuchten die Russen nach einem Rückblick 
der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" abermals eine Entlastungsoffensive gegen 
den Abschnitt vom Jablonicapaß, der die Bukowina mit Nordungarn verbindet, 
bis weit nach Süden östlich von Kezdioasarhely im rumänischen Grenzgebiet der 
Moldau südlich des Gyimespaffrs. Zugleich wagten sie in der Bukowina östlich 
von Halicz gegen die Stellungen der osmanischen Truppen an der Zlota-Lipa an 
zurennen, wurden aber trotz wiederholter Stürme mit schweren blutigen Verlusten 
zurückgeschlagen. Noch heftiger waren die russischen Angriffe weiter südlich. Bis 
zu sechsmal stürmten die russischen Regimenter in den verschneiten Waldkarpathen 
gegen die Linien der verbündeten Heere, um mit dem Einsatz aller Kräfte den Durch 
bruch zu erzwingen. Ost wurde in den Kämpfen des Sommers und Herbstes dabei 
der Smotrec erwähnt, eine 1896 m hoch ansteigende Kuppe südöstlich von Körös-Mezö, 
wo nun Marburger Jäger sich auszeichneten. Die ganze Strecke, auf der die Russen 
Sturm nach Sturm ansetzten, betrug 300 Km, als sich aber die Schlacht am Argesul 
Anfang Dezember 1916 für die rumänisch-russischen Streitkräfte zum Schlimmen wandte, 
stellten die Russen auch diese Entlastungsoffensive als nutzlos ein. 
Hieraus begann am 5. Januar 1917 eine geschlossene Offensive zwischen Riga und 
Dünaburg, sei es, daß man glaubte, die deutsche Ostfront sei hier durch Abgaben so 
geschwächt, daß Erfolge mit den vorhandenen russischen Truppen möglich erschienen, sei 
es, daß ein russischer Angriff auf breiter Front durch deutsche Vorstöße im Augenblick 
seines Beginns überrascht worden war. Sicherlich stand das Wiederausflackern der 
russischen Angriffstätigkeit aber im Zusammenhang mit dem gleichzeitigen Aufleben der 
Kampftätigkeit an der Westfront mit dem ausgesprochenen Zweck, die Heere der Mittel 
mächte in steter Unruhe und Ungewißheit zu halten, Menschen und Material zu ver 
nichten, die Arbeiten in der Front und hinter der Front zu stören, und namentlich die 
eigenen Absichten zu verschleiern, um die Mittelmächte im geeigneten Augenblick dort 
zu überraschen, wo sie keinen Angriff erwarteten. 
So benutzten die Russen den Umstand, daß die Sümpfe südlich Riga zugefroren waren, 
um die Armee Radko Dimitriew in breiter Front unter Einsetzung überlegener Massen 
vorstoßen zu laffen. Es gelang ihnen jedoch nur an einer Stelle, bis in die deutschen
	        
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