Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

Die wirtschaft!, u. soz. Organisation Deutschlands während des fünften Kriegshalbjahres 6! 
sehener Begleitschein beigefügt werden, aus dem die Art der Ausbesserung und der 
berechnete Preis, sowie die Zeit der Ausbesserung (Datum und Monat) zu ersehen war. 
Bei Vermutung einer übermäßigen Preisforderung konnte die schiedsgerichtliche Fest- 
atzung des Preises beantragt werden. Eine ins Leben gerufene „Ersatz-Sohlen- 
Gesellschast mit beschränkter Haftung" erließ eingehende Bestimmungen über den 
Handel und die Preisgrenze im Verkehr mit Ersatzsohlen. Die zunehmende Knappheit 
an Leder führte dazu, daß gegen Jahresschluß die „Reichslederhandelsgesellschaft" sich 
dahin schlüssig wurde, die den Schuhmachern bisher zugewiesenen Leder zu beschränken. 
Während bisher in sämtlichen Schuhmachereibetrieben auf jeden beschäftigten Arbeiter 
mindestens 3 Kilo Bodenleder entfielen, sollten fortan nur noch 2 Kilo kommen. 
Die Finanz- und Jndustriewirtschaft 
Zu Beginn des dritten Kriegsjahres, also in unserer Darstellung zu Anfang des 
fünften Kriegshalbjahres gab das halbamtliche Organ der Regierung, die „Norddeutsche 
Allgemeine Zeitung", eine interessante wirtschaftliche Bilanz Deutschlands. Danach 
zeigte die deutsche Wirtschaftskraft nicht die leiseste Spur einer Ermüdung. 
„Die Statistik deS Arbeitsmarktes", heißt eS, „ergibt, daß die Zahl der männlichen Be 
schäftigten von Januar 1916 an um 2,1 "/, gestiegen ist. 301 industrielle Betriebe, die die Arbeiterzahl 
regelmäßig veröffentlichten, hatte» im Juni 1916 einen um 17,6 % größeren Arbeiterbestand als im 
Juni 1918. Der Zuwachs verteilt sich fast gleichmäßig auf männliche und weibliche Kräfte. Bei 
Betriebe», für die auch die Zahlen vom Juni 1914 vorliegen, ergibt sich auch diesem FriedenSmonat 
gegenüber eine Vermehrung der beschäftigten Arbeiter um 2,5"/,. Von den männlichen Mitgliedern 
der Arbeiterfachverbände ist seit Monaten kein Arbeiter arbeitslos. Die Roheisenprodukte waren im 
ersten Halbjahre 1916 um 17,5"/,, die Flußstahl-Erzeugung um 26"/, größer als in der gleichen 
Periode deS Vorjahres. Der Einlagenzufluß der deutschen Sparkassen ist um annähernd 60 Mil 
lionen gestiegen. Die Einnahme des Güterverkehrs der preußischen und hessischen Staatsbahn über- 
die der entsprechenden FriedenSmonate seit Jahreswende um durchschnittlich 10"/,. Die deutsche 
Ausfuhr war im ersten Halbjahr 1916 über 25°/, größer als im ersten Halbjahr 1915, wobei die 
Ziffern des zweiten Quartals 1916 eine Steigerung gegen die deS ersten aufweisen. Der Gold- 
vorrat der Reichsbank deckt ohne Kaffen- und Darlehnsscheine den Notenumlauf mit mehr 
als einem gesetzlichen Drittel, während die Golddeckung der Bank von Frankreich von 62"/, bei 
Kriegsausbruch auf 26—27"/,, die der russischen Staatsbank von 98°/, auf nicht viel mehr als 
20"/, zurückgegangen ist. Von den bisherigen deutschen Kriegsausgaben sind rund 7 / 8 durch fast 
ausschließlich im Inland aufgebrachte Anleihen gedeckt, der Rest in Form schwebender Schulde» 
aus anlagesuchenden Mitteln des deutschen Kapitalmarktes. Die Fundierung auch dieser schwebenden 
Schulden steht unmittelbar bevor." 
Bereits Ende August 1916 wurde zu diesem Zwecke der Fundierung der schwebenden 
Schulden die Aufnahme einer weiteren, und zwar der fünften Kriegsanleihe angekün 
digt, die vom 4. September bis zum 5. Oktober zur Zeichnung aufgelegt wurde. Die 
Ausstattung der 5. Kriegsanleihe lehnte sich eng an die Bedingungen der früheren an. 
Wieder wurden in erster Linie dem deutschen Kapital eine 5%ige deutsche Reichs 
anleihe angeboten, die bis 1924 unkündbar sein sollte. Der Kurs wurde auf 98% fest 
gesetzt und sollte bei Eintragung in das Schuldbuch nur 97,8% betragen. Neben dieser 
Reichsanleihe wurden 4 % % ige Reichsschatzanweisungen ausgegeben. Hier betrug 
der Kurs 95%. Innerhalb 10 Jahren, beginnend im Jahre 1923, soll eine Auslosung 
dieser Schatzanweisungen vor sich gehen, und da die Auslosung zum Kurse von 100 er 
folgt, war damit jedem Besitzer von Schatzanweisungen ein Gewinn von 5 % garantiert, der 
frühestens im Jahre 1923, spätestens 1932 fällig würde. Die Stücke der Anleihe und Schatzan 
weisung gingen bis zu 100 Mark herunter, und die Einzahlungen aus die gezeichneten Beträge 
konnten bis zum 6. Februar 1917 ausdehnt werden. Die Propaganda für die An 
leihe war wiederum in allen Teilen der Bevölkerung überaus rege. Die Schulen und
	        
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