Volltext: Linzer Hessen

und durchgeführte Verschwörung, deren furchtbares Velingen 
Mich und Meine treuen Völker ins herz getroffen hat, bildet 
dir weithin sichtbare blutige Spur jener geheimen Machen¬ 
schaften, die von Serbien aus ins Merk geseht und geleitet 
wurden. — Diesem unerträglichen Treiben muß Einhalt ge¬ 
boten, den unaufhörlichen Herausforderungen Serbiens ein 
5nde bereitet werden, so» die Ehre und würde Meiner 
Monarchie unverleht erhalten und ihre staatliche, wirtschaft¬ 
liche und militärische Entwicklung vor beständigen Lrschüt- 
terungen bewahrt bleiben. — vergebens hat Meine Regierung 
noch einen letzten versuch unternommen, dieses Ziel mit fried¬ 
lichen Mitteln zu erreichen, Serbien durch eine ernste Mah¬ 
nung zur Umkehr zu bewegen. — Serbien hat die maßvollen 
und gerechten Forderungen Meiner Negierung zurückgewiesen 
und es abgelehnt, jenen Pflichten nachzukommen, deren Lr- 
füllung im Leben der Völker und Staaten die natürliche und 
notwendige Srundlage des Friedens bildet. — So muß Ich 
denn daran schreiten, mit Waffengewalt die unerläßlichen 
Vürgschasten zu schaffen, die Meinen Staaten die Nuhe im 
Innern und den dauernden Frieden nach außen sichern sollen. 
— In dieser ernsten Stunde bin Ich Mir der ganzen Trag¬ 
weite Meines Lntschluffes und Meiner Verantwortung vor 
dem flllmächtigen voll bewußt. — Ich habe alles geprüft und 
erwogen. — Mit ruhigem Sewissen betrete Ich den weg, den 
die Pflicht Mir weist. — Ich vertraue aus Meine Völker, die 
sich in allen Stürmen stets in Linigkeit und Treue um Meinen 
Thron geschart haben und für die Ehre, Sröße und Macht des 
Vaterlandes zu schwersten Vpsern immer bereit waren. — Ich 
vertraue aus österreich-Ungarns tapfere und von hingebungs¬ 
voller Vegeisterung erfüllte Wehrmacht. — Und Ich vertraue 
auf den flllmächtigen, daß Er Meinen Waffen den Sieg ver¬ 
leihen werde." 
* 
Wohl niemals ist ein Krieg von den Völkern der auf 
Leben und Tod verbündeten Kaiserstaaten so begonnen wor¬ 
den wie der Weltkrieg, wer Deine hatte, wollte mit. wer 
nicht Soldat war. meldete sich freiwillig. Jedermann wollte, 
das unabwendbare Muß erfühlend an dem großen Kampfe, 
der fast drei viertel der Lrdbeoölkerung in seinen Strudel 
ziehen sollte, in irgend einer weise teilnehmen. 
Vas Linzer Hausregiment wurde erst von der allgemeinen 
Mobilisierung betroffen, flm ZI. Juli, Z Uhr nachmittags, 
waren an den Sebäuden der Post und Polizei die ersten Ve- 
kanntmachungen zu sehen. Line jubelnde Menschenmenge, 
durchpulst von flammender Vegeisterung, staute sich vor diesen, 
flm 1. flugust wurde der allgemeine Mobilisierungsbesehl ver¬ 
lautbart. 
wie der Vlitz schlug er in die so friedfertigen, aber durch 
jahrelange serbische Provokationen bis aufs Vlut gereizten 
deutschösterreichischen Lrblande. 
vis in die fernsten fllpentäler erhellte die in Velgrad hei߬ 
aufzischende Stichflamme des Haffes unsere Lage, von ihr 
unheimlich beleuchtet erhob sich drohend, in der unendlichen 
sarmatischen Tiefebene der fllp Luropas — Rußland — der 
Schirmherr der Mörder von Sarajevo. Deutschland, von ver¬ 
zehrendem Neide umstellt, erklirrte in Waffen, um das töd¬ 
liche Netz, das seine gefürchtete Kraft lähmen sollte zu zer¬ 
reißen. 
vie dumpf vom Volke empfundene Linkreisungspolitik 
war zur fürchterlichen Wahrheit geworden. Der Linzelne 
spürte die tückische Schlinge, das Lasso der Westmächte wür¬ 
gend am halse. 
Feinde und falsche Freunde an allen Srenzen: es ging um 
den Vestand, um die Heimat. Serechter Zorn, grimmige ve¬ 
geisterung, Sladiatorentrotz erfüllte die deutschen Herzen. 
flrmee- und Flottenbefehl Kaiser Franz Josefs. 
„Mit Vegeisterung eilen die wehrpflichtigen aller Meiner 
Völker zur Fahne und Flagge, früher als erwartet, erreichen 
die Streitkräfte den Kriegsstand. — Jeder Meiner braven 
Soldaten weiß, daß wir haßerfüllte flngriffe abzuwehren 
haben und im Vereine mit unserem ruhmvollen Verbündeten 
für eine gerechte Sache streiten. — Lin festes Vand der Treue 
zu Lurem obersten Kriegsherrn, zum vaterlande umschließt 
Luch. Ihr, Meine Vraven, geht mit Zuversicht den schweren 
Kämpfen, die Luch bevorstehen, entgegen. — Sedenket Euter 
Väter, die in ungezählten Kämpfen und Stürmen die Fahnen 
hochgehalten, die Flagge zum siegreichen Kampfe geführt 
haben! — Eifert Ihnen nach, in Tapferkeit und flusdauer! 
Zeiget den Feinden, was Meine von heißer Vaterlandsliebe 
erfüllten, einig zu einander stehenden Völker zu leisten ver¬ 
mögen! — Sott segne Luch, Meine wackeren Krieger, Er führe 
Luch zu Sieg und Ruhm!" 
Kaiser Wilhelm 
fln das deutsche Heer und die deutsche Marine. 
„Rach dreiundvierzigjähriger Friedenszeit rufe Ich die 
deutsche wehrfähige Mannschaft zu den Waffen. Unsere hei¬ 
ligsten Süter, das Vaterland, den eigenen Herd gilt es gegen 
ruchlosen Überfall zu schützen! Feinde ringsum! Vas ist das 
Kennzeichen der Lage. Lin schwerer Kampf, große Vpfer 
stehen uns bevor. Ich vertraue, daß der alte kriegerische Seist 
noch in dem deutschen Volke lebt, jener gewaltige kriegerische 
Seist, der den Feind, wo er ihn findet, angreift, koste es was 
es wolle, der von jeher die Furcht und der Schrecken unserer 
Feinde gewesen ist. — Ich vertraue auf Luch, Ihr deutschen 
Soldaten! In jedem von Luch lebt der heiße, durch nichts zu 
bezwingende Wille zum Siege. Jeder von Luch weiß, wenn 
es sein muß, wie ein Held zu sterben. — Sedenkt unserer gro¬ 
ßen ruhmreichen Vergangenheit! — Sedenkt, daß Ihr Deutsche 
seid! — Sott helfe uns!" 
* 
flm nächsten Sonntag eilten in vaterländischer Vpferfreu- 
digkeit, bei einem Sesamtstande von 8000 Reservisten 5000 
in die Regimentsstation, den tageweise aufgebauten und aus¬ 
geklügelten Mobilisierungsplan wegschwemmend. Doch der so 
rührend gute Wille wirkte wie ein Zauber. Sie wurden von den 
Unterabteilungen bekleidet und ausgerüstet und am 4. flugust 
war der vorgeschriebene Stand der Feldformationen nicht nur 
erreicht, sondern sogar überschritten. Dabei strömten Vier¬ 
zehner und Landsturm gleichzeitig herbei und mußten ln der 
Turnhalle aus den Südbahnhofgründen erst säuberlich geschie¬ 
den werden. Um die Einteilung zu erleichtern, wurden vom 
Feldwebel Vöcksteiner sogenannte Lmpfangskommandos zu¬ 
sammengestellt, die Einrückenden schon aus dem Bahnhöfe 
übernommen und gleich in ihren Vestimmungsort geleitet. 
Schulen waren als guartiere zugewiesen und da die bereit¬ 
gestellte Verpflegung für solche Massen nicht hinreichte, wurde 
sie jedem einzelnen selbst überlassen und zu ihrer Bestreitung 
pro Mann eine Krone ausbezahlt. Inzwischen glich die Fa¬ 
brikkaserne einem aufgewühlten flmeisenhaufen. 
Hand in Hand mit der Einreihung der Reservisten ging die 
Ergänzung des Pferdematerials. Längs des Llisabeth-Kais 
und am kleinen Lrerzierplatze staute sich ein unabsehbarer 
Wagenpark und Pferde aller Rassen und Sattungen bildeten 
einen lebenden kaum lösbaren Knäuel. Schwere Pinzgauer, 
schnelle, schlanksesselige Reitpferde, Vraune, Rappen und 
Schimmel, deren verräterisches weiß unter der Einwirkung 
allerhand Lhemikalien in den seltsamsten Farben schimmerte, 
harrten ihrer Verwendung. 
flm k. flugust war das Regiment auf den vollen Kriegs¬ 
stand gebracht, in ein schmuckes praktisches Srau neu ge¬ 
kleidet, ausgerüstet, mit Munition und Reserveverpslegung 
versehen. Vie engen Räume der Zabrikkaserne hatten zwar 
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