Volltext: Linzer Hessen

Zn der Wahl des hilfsplahes zeigten wir uns sofort als 
ganz gute Alpinisten, wir verstanden vom flnfang an den 
Vorteil des Sebirges, leicht Deckung zu bieten, auszunühen. 
fluch kamen wir der feindlichen flrtitlerie bald auf ihr von 
uns hochgepriesenes Steckenpferd, mit unentwegter Beharr- 
lichkeit stets einen und denselben Punkt, den man füglich 
meiden kann, zu beschießen, — im Segensah zu den Russen, 
die unberechenbar das ganze Selände abstreuten. 
Mit dem Überschreiten des venapasses, von dem aus wir 
wie eine verlockende Verheißung den Silberspiegcl der fldria 
in weiter Lerne sahen, wurden die hilfsplahbedingungen 
wieder anders, hier gab es wieder Dörfer und Häuser, flber 
der Leind beherrschte die Spihe des Monte Limone und 
damit die ganze Platte von lonezza. Lr besaß zudem in sei¬ 
nem Werke punta Lorbin eine glänzende artilleristische Llan- 
kierungsanlage für alle Zugänge vom und zum Plateau, wir 
erlebten gerade hier schwere Beschießungen unserer hilfsplähc, 
und zwar jener von lonezza und Lampana, die auch unter 
den verwundeten und Sanitätssoldaten eine Reihe von 
Vpfern kosteten. 
Doch der Monte Limone hielt dem Hessenansturm nicht 
stand, südwärts ging es vom lrigometer 1240 hinab nach 
flrsiero auf 320 Meter. Der gewaltige Höhenunterschied, vor 
wenigen lagen lagen wir noch im Schnee des Lampomolon 
und seht brannte die Zunihihe Italiens, mußte den Sesund- 
heitszustand ungünstig beeinflussen. Zudem konnte die Ver¬ 
pflegung nur ganz unregelmäßig nachgebracht werden, da 
der Leind mit ganz nahen kavernengeschühen alle Zugänge zur 
Stadt und von dieser über die Posina zur Stellung unter 
ständigem, sehr zielsicherem Leuer hielt. 
Lin übriges machte, daß ganz unmittelbar auf die heißen 
läge kaltes Regenwetter folgte, das die lruppe, die zudem 
lag und Rächt im schweren Kampfe lag, ohne jedes Vach 
ertragen mußte, Ls ist also nicht zu verwundern, daß im 
Rcgimente Varmkrankheiten in großer Zahl auftraten, die 
in den meisten Lällen reine, allerdings schwere varmkatarrhe 
waren. Selbstverständlich handelte es sich in vielen Lällen doch 
um Ruhr oder lgphus, der Leind hat uns ja sicher reichlich 
flnsteckungskeime zurückgelassen. 
Die varmkrankheiten zwangen uns zur Schaffung grö¬ 
ßerer Marodenhäuser, für die die Stadt genügend Räumlich¬ 
keiten bot. Lreilich lag die Stadt fortgeseht unter feindlichem 
Seschühfeuer, das uns zum wiederholten Verlegen unseres 
Spitales zwang, das wegen der reichen Mittel, die uns zur 
Verfügung standen, seinen Betrieb hygienisch völlig einwand¬ 
frei gestalten konnte, wir konnten den Mann, der im vollen 
Schmuhe der offensive zur flufnahme kam, gründlich reinigen 
und mit frischer Wäsche aus den Vorräten der Stadt be¬ 
teilen. Seife, meist deutscher Herkunft, stand in Menge zur 
Verfügung. Line täglich mehrmalige Lntkeimung der Kranken¬ 
zimmer und Latrinen war leicht möglich, da in den feind¬ 
lichen Militärmagazinen Lgsol und kalk in Massen gesunden 
wurden. 
Der Reichtum der Stadt an Matrahen und Bettwäsche 
ermöglichte uns eine gute und reine Lagerung jedes ver¬ 
wundeten und kranken, vcr Sorge um die Desinfektion des 
Bettes enthoben wir uns dadurch, daß wir jedem der zur 
Vivisionskolonne abging, gleich sein ganzes Bett, zumindest 
aber die Decken und Leintücher, mitgaben. 
vaß wir aus diese weise eine Menge Webwaren des 
Leindes dem eigenen Staatshaushalt zuführten, hat diesem 
bestimmt nicht geschadet, von sanitätsdienstlicher Bedeutung 
war auch die ungeheure Beute an Verbandsmaterial, die wir 
in flrsiero machten, wir legten uns selber einen recht statt¬ 
lichen Vorrat davon an und führten große Mengen an die 
Vivisionssanitätskolonne ab. 
Die lätigkeit des hilfsplahes in flrsiero litt sehr unter der 
feindlichen Beschießung. Der Leind übersah das ganze Becken 
Verwundetentransport im Hochgebirge 
von flrsiero und beherrschte es mit seinen kavernengeschühen, 
besonders mit seiner gefürchteten Schiribatterie vollständig. 
Zeder hilfsplah ist damals beschossen worden; am hilssplahe 
in Maso wurde sogar von einer Sranate die ganze Sanitäts- 
ausrüstung vernichtet. Vaß diese hilssplahbeschießungen nicht 
besonders viel blutige Verluste kosteten, ist lediglich ein glück¬ 
licher Zufall. 
Lines aber muß anerkennend für den Leind vermerkt 
werden: er hat die Blessiertenträger, die die ganze Strecke 
von der Stellung bis Maso und flrsiero eingesehen gehen 
mußten, nie beschossen, wenn sie einen verwundeten trugen, 
obwohl er sonst jeden Mann, der sich zeigte, unter wütendes 
Leuer nahm. 
Der flbschub der verwundeten und kranken hätte be¬ 
fehlsgemäß über den Monte Limone erfolgen sollen. Run, 
wir waren diesen weg gegangen und wußten, daß da acht 
Blessiertenträger einen vollen lag schwere flrbeit gehabt 
hätten, um nur einen verwundeten hinauszuschaffen, ein 
Lahren war ja gänzlich ausgeschlossen, wir sahen auf der 
anderen Seite die bequeme Straße, die von flrsiero im flstach- 
tale nach pedcscala führte, und so entschloß sich vr. Bochs- 
kanl, den flbschub im Widerspruch zum Befehl durch das 
flstachtal zu bewerkstelligen. 
Dieses selbständige handeln ersparte viele Kräfte und 
machte den flbschub kürzer und schonender. So war denn auch 
die „verschnupfung oben" über die „kigenmächtigkeit" nur 
von kurzer Dauer und machte bald einer unumwundenen 
flnerkennung plah. Wohl war unser flbschubweg ein Stück¬ 
chen nicht ganz geheuer, da wir im offenen Selände mit den 
Blcssiertenwägen bis auf öL>0 Schritte an die feindliche Zeuer- 
linie vorbeifahren mußten, aber der Leind, der anfangs 
die wagen erfolglos mit Schrapnells beschoß, duldete bald 
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