Volltext: Linzer Hessen

Verwundetenabtransport bei Vorlice 
Scheunen wurden oft diese Unglücklichen zu Vuhenden zu¬ 
sammengepfercht vorgefunden. Obwohl gewiß tcoti aller Vor¬ 
sicht eine mittelbare und wohl auch unmittelbare Berührung 
einzelner Leute mit den pockenkranken vorkam, erkrankte 
kein plann des Negimentes an dieser grauenhaften Krank¬ 
heit, was uns als Beweis für die gewissenhaft durchgeführte 
Impfung und für deren wert gelten konnte. 
wenn ich diese Zeit des Stillstandes der offensive zu¬ 
sammenfasse, so sei festgestellt, daß troh mannigfacher, 
lästiger Kleinigkeiten das pegiment recht gesund und damit 
auch recht bei Humor war. slls Beweis dafür kann gelten, 
daß die Nachricht von der Kriegserklärung unseres ..treuen" 
Bundesgenossen Italien bei uns entschieden mehr begeisterten 
Jubel und frohen Sesang auslöste, als drüben bei den Buffen. 
Im lehten Drittel des Zuni kam die offensive wieder ins 
Bollen. Da die nun folgenden kämpfe im Baume von 
krasnik und Lublin recht erbittert und blutig waren, hatten 
die firzte wieder vollauf mit der Versorgung der verwun¬ 
deten zu tun. weil der Feind stets geschlagen wurde, ist es 
verständlich, daß er uns neben seinen Seschühen und ver- 
pflegsvorräten auch seine Krankheiten überließ. 
Vas machte sich nun freilich nicht sofort fühlbar, da das 
Begiment durch eine äußerst wohlhabende Segend vor¬ 
drang, in der Lebensmittel in jeder Form in Hülle und Fülle 
zur Verfügung standen. Die gute und abwechslungsreiche 
Lrnährung schuf zunächst eine gewisse Widerstandskraft gegen 
flnsteckungskeime. flilmählich aber wurde der wann infolge 
der schweren Sefechte und wärsche und durch das einsehende 
Begenwetter ausnahmssähig für die in jedem Dorfe und 
in jedem Sraben zurückgelassenen Krankheitserreger. Ze 
weiter wir gegen Borden vordrangen, umso zahlreicher 
wurden die Lrkrankungen an Igphus und Buhr. 
wir können ja jeht im nachhinein feststellen, daß unter 
dem Einflüsse der Impfungen die gewiß hochvirulenten 
Igphuskeime der Buffen bei uns meist zu nicht schweren 
und nur ganz selten tödlich verlaufenden krankheitssormen 
führten, aber — als Kampfkraft ging doch jeder Lrkrankte 
dem Begimente verloren. Sehr oft mag es auch vorge¬ 
kommen sein, daß der Infizierte sich gar nicht besonders 
krank fühlte und als unbewußter, aber steter pnsteckungs- 
herd wacker mit der Kompagnie marschierte. 
Vie vielen flbgänge fanden nicht den Beifall der höheren 
kommandostellen, die im Bapporte viele Feuergewehre ausge¬ 
wiesen sehen wollten. Unter diesem vruck wurden Infek¬ 
tionskranke manchmal eine ganze Woche lang in dem dem 
Begimentshilfsplah angegliederten „warodenzug" mitge¬ 
schleppt. firztlich war dies keinesfalls zu rechtfertigen. 
Schließlich war eine sanitäre Katastrophe doch nicht zu ver¬ 
hüten. 
wit einer schlagartigen piöhlichkeit trat anfangs flugust 
im Baume nördlich Lubartüw beim Begimente eine Lpidemie 
von Lholera, Igphus und Buhr auf, die das schöne Begi¬ 
ment in wenigen lagen dezimierte und seine vollständige 
flbschließung augenblicklich notwendig machte, va nun die 
flbwehrmaßregeln, vor allem die rücksichtslose Spitalsabgabe 
jedes Jnfektionsoerdöchtigen, ganz ungehemmt einsehen 
konnten, war das Begiment in kaum einer Woche wieder 
derart gesund, daß es seinen Weitermarsch, der es in den 
Baum von Luck brachte, als ziemlich infektionsfreie Iruppe 
antreten konnte. 
Freilich mußte noch geraume Zeit weiter jedem Darm- 
katarrh größte flufmerksamkeit geschenkt werden, puf 
diesen Märschen vom knie des wiepr; in die Segend von 
Luck half man sich in folgender weise: dem Begimente 
folgte eine flnzahl wagen, die die varmkranken aufnahmen, 
wit diesem fahrbaren warodenzimmer war eine ausreichende 
Beobachtung der Lrkrankten selbst auf dem warsche möglich. 
vie Llffensivgefechte im Baume von Luck—Bowno sind 
in sanitätsdienstlicher Hinsicht nicht besonders bemerkens¬ 
wert, da Versorgung und pbschub der verwundeten glatt 
vonstatten ging. vie Segend war reich an Lebensmitteln, 
so daß auch unter dem Linflusse einer guten Lrnährung der 
Krankenstand im Begimente stetig sank. wesentlich anders 
wurden die Verhältnisse wieder bei dem kurzen, aber recht 
eiligen Bückzug von 0>gka nach krupg. Ls liegt im Wesen 
des Bückzuges, daß die sich selbst zurückziehende Vivisions- 
sanitätsanstalt die verwundeten nicht mehr von den Hiifs- 
plähen holen kann. flndere Fuhrwerke waren aber hier nicht 
zu beschaffen. 
Umso höher sind Umsicht des Iruppenarztes, lapferkeit 
und Selbstaufopferung der Blessiertenträger zu werten, die 
es möglich machten, daß die verwundeten unglaublich weite 
Strecken hinter den Stgr mit der Feldtrage geschafft wurden, 
obwohl Kosakenpatrouillen scharf nachdrängten und in ihrer 
Wildheit auch wehrlose Blessiertenträger und verwundete 
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