Volltext: Linzer Hessen

ich bedenke, daß die Lima di Lana, der Monte Limone und 
der Monte pasubio mit Mann und Maus in die Lust ge¬ 
flogen sind, daß die Infanterie mit Minen, Flammenwerfern 
und Sas bearbeitet wurde, daß Flieger auf offene Städte 
Bomben abwarfen und daß uns Lngland mit kreis. Meid und 
Kind elend verhungern lassen wollte. 
Her Minier, dem wir mit ziemlichen Sangen entgegen¬ 
gesehen hatten, war also da. Ser Krieg im Minier und die 
galizische Kälte waren uns vage Begriffe gewesen. Seide 
hatten wir, wenigstens was unseren Sesechtsabschnitt betrifft, 
sehr überschäht gehabt. Sa wir schon im November nord¬ 
östlich von Krakau eine Seihe von Lrfrierungen der Zehen 
beobachtet hatten, erwarteten wir im eigentlichen Winter ganz 
erhebliche Verluste dadurch. Im Vergleich zu den späteren 
Zähren war die Zahl unserer Lrfrierungen im galizischen Win¬ 
ter eigentlich gering, obwohl die ärarischen Wärmemittel, 
Schwarmöfen und pelzleiberl, reichlich spät ausgegeben wur¬ 
den. 
flls Lrklärung hiefür muß ich an erster Stelle die lzilfe 
der lzeimat, die lzilfe der Frauen, nennen, flls der lzerbst 1914 
kühl wurde, da begann in ffütte und Palast, in Stadt und 
vorf ein eifriges Stricken und die oft geschmähte, aber un- 
ersehbare Feldpost brachte Kisten und Pakete sonder Zahl 
an die Front, die alle Strümpfe, Leibchen, Pulswärmer und 
Schneehauben aus bester Schafwolle für die Soldaten brach¬ 
ten. Sie lzilfe der lzeimat floß so reichlich, daß es gar nicht 
auffiel, daß sich gewissenlose Lumpen an diesen Singen ver¬ 
griffen und zu Seid machten. „Liebesgaben" hießen diese Sen¬ 
dungen der lzeimat und klang und Bedeutung des Wortes 
gaben auch dem fferzen und der Seele des Lmpfängers Sonne 
und Wärme. Und glaubte sich einer ganz verlassen in der 
Welt, daß ihm keine Mutter, keine Sattin und keine Braut 
eine Liebesgabe sandte, er bekam doch ein Liebeszeichen der 
lzeimat. Für den sorgte und strickte irgend eine Unbekannte, 
die im Wege einer Liebesgabensammelstelle einem Manne, der 
ihr Heimatland verteidigte, mit einem Stück lzeimatliebe und 
lzeimatsonne beglücken wollte. Saß gerade pberösterreich eine 
große Menge Liebesgaben seinen Söhnen ins Feld sandte, 
bleibt für alle Zeiten ein Lhrenmal in seiner keschichte. Und 
da die Liebesgaben Leib und Seele wärmten und dadurch den 
Sesundheitszustand aufs günstigste beeinflußten, sei es dem 
Iruppenarzt gestattet, den Frauen hiefür seinen warmen lzer- 
zensdank zu sagen. 
Lin ausschlaggebender Srund, warum sich die Lrfrierungen 
im ersten Feldwinter in mäßigen Srenzen hielten war weiter 
die in den späteren Wintern wie eine Mär klingende lotsache, 
daß es noch wasserdichtes Schuhwerk gab. Beichliche Speck¬ 
zubußen, die in der Lrkenntnis, daß in der Kälte der Körper- 
haushalt viel Fett verbrennt, der Iruppe verabreicht wurden, 
war ein nächster Srund. Saß auch mit Belehrungen der 
Mannschaft nicht gegeizt wurde, ist selbstverständlich. 
Um die Jahreswende erschlafften die Bewegungen der ein¬ 
ander gegenüberliegenden Heere. Für unser Begiment kam 
es zum Stellungskrieg im Baum von wielka wies und 
wojnic; am Sunajer. Im Stellungskrieg kommt dem 
Sanitätsdienst eine viel größere Bedeutung zu, als im Be¬ 
wegungskriege, wo man von einem etwa verseuchten Ort 
bald wieder fort ist. wissenschaftliche Feststellungen und Feld- 
erfahrungen hatten den Beweis erbracht, daß die Kleiderlaus 
von größter Bedeutung für die Verschleppung von anstecken¬ 
den Krankheiten ist. Besonders der Flecktgphus, von dem 
übrigens das Begiment so gut wie verschont blieb, wird von 
der Kleiderlaus verbreitet. So begann denn bei uns mit dem 
Lintritt des Stellungskrieges ein Kampf gegen die Läufe. 
Wohl bestanden in Lopon und in Brzesko Bade- und 
Lntlausungsanstalten, aber die kamen für die Schühengraben- 
bcsahung wegen der großen Lntfernung praktisch nicht in 
Frage, wir mußten uns selber helfen. Unsere Improvisierun- 
verwundetenablransport aus Liski 
gen waren freilich unvollkommen, da wir als Bad lediglich 
einen großen wasferbottich hatten und zur Lntlausung nur 
die Wäsche auskochen konnten, flber den Läusen haben wir 
doch damit sehr erfolgreich zugeseht. fluch sonst geschah viel 
im vorbeugen von Krankheiten. Küchen, Köche und Lebens¬ 
mittel wurden unter peinlich strenge ärztliche Kontrolle gestellt. 
Ser Brabenhggiene wurde ein besonderes flugenmerk zuge¬ 
wendet. Vas flnlegen von Latrinen, ihre Sesinfektion mit 
kalk gehörte bald zu den selbstverständlichen Pflichten des 
Blcssiertenträgers. 
In Verbindung mit dem Begimentshilfsplah war in 
wojnic; ein warodenhaus errichtet, in dem es einen ganz 
spitalmäßigen Betrieb mit streng getrennten flbteilungen gab. 
Lin flrzt war zum Sefechtstrain nach Sufczgn komman¬ 
diert, der auch die Zivilbevölkerung zu behandeln hatte, fluf 
diese weise wurde eine Beihe von flnsteckungsherden im un¬ 
mittelbaren Bereich der Iruppe festgestellt und unschädlich 
gemacht. 
Bach dem verlustreichen Sefecht von Sierowa am 
19. Februar 1915, das an den Sanitätsdienst Höchstanfor- 
derungen stellte, kam das Begiment in den Baum von 
Zanowire. In dieser Phase des Stellungskrieges gestal¬ 
teten sich die sanitären Verhältnisse noch günstiger, Hier 
konnte ein besonderes flugenmerk auf die regelmäßige Lnt- 
lausung gerichtet werden, da die Lntlausungsanstalt in Zak- 
liczgn sehr leistungsfähig war und leicht erreicht werden 
konnte. Sem Begimentshilfsplahe in Janowice war wieder 
ein warodenhaus angegliedert. Überdies stand uns ein ziem¬ 
lich überflüssiges Vivisionsmarodenhaus in Wroblowice zur 
Verfügung. Sie Stellung von Zanowice-Lubgnka war äußerst 
dünn beseht, die flusdehnung des Begiments daher eine sehr 
große. Vas zwang uns selbstverständlich zur leilung der 
ärztlichen Kräfte und zur Bildung von Baonshilfsplähen, die 
in ganz elenden galizischen Bauernspelunken untergebracht 
waren. Liner dieser Hilfsplähe bekam einen Fa» von tödlich 
verlaufender Senickstarre zur Behandlung. Sank unserer 
sofort durchgeführten Maßnahmen kam es beim Begiment zu 
keiner Lrkrankung an dieser tückischen Seuche. 
Ser Sesundheitszustand beim Begiment war also im ersten 
Feldwinter ein recht günstiger. Buhr und Igphus erloschen 
zwar nie, aber es handelte sich meist um Linzelfälle. Ledig¬ 
lich beim 4. Vaon, das unter viel ungünstigeren sanitären 
Verhältnissen litt, als das übrige Begiment, kam es um die 
Mitte des flpril zu einer Igphusepidemie, der wir aber rasch 
Herr wurden. 
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