Volltext: Linzer Hessen

Pioniere entdeckten an der Mündung eines Seitentälchens, 
das zum toi dell' Orso führte eine nahezu völlig trockene 
Kühle. per Berghang, an dem diese lag, war auch gegen 
feindliche Sicht gut geschürt und so wurde dort das Regi- 
mentskommando gebaut. Ls bestand aus einem sehr netten 
dreiräumigen, gegen alle Unbill des Wetters gut schützenden 
ljolzhause, das von Oberst Ontl bezogen wurde. Ls erhielt 
den Namen „lzesseichütte". 
flnschließend an das Kommando wurden die Unterstände 
für den gesamten Begimentsstab errichtet und die fjö>l>e zur 
Kaverne umgewandelt. Puch die flrbeiten in den sehe mangel- 
basten Stellungen und die Wegebauten schritten fort, trotjdem 
die Witterung sehe schlecht wurde. Ls fiel Schnee, und die 
Temperatur sank unter — 15 Krad Celsius. Nie flbgänge an 
Mannschaft wurden erheblich, so daß der Stand in der zweiten 
Jännerhälste des Jahres ISIS auf 95 Mann sank, fluch die 
Stände der Zeldkompagnie schwanden zuseliends, es war an 
der Zeit das Regiment abzulösen. 
flm 21. Zänner ISIS kam endlich die langersehnte flb- 
lösung. Ohne Bedauern schied man von den ungastlichen 
sjösten des Monte pertica und des Col dell' Orso. Vas Regi¬ 
ment gelangte, wie an anderer Steile geschildert nach Wien, 
wo es am 9. Februar ISIS eintraf und bis ZO. Mai verblieb. 
Die Technische Kompagnie war kurze Zeit in den währinger 
Baracken untergebracht und kam dann nach Vreitensee in 
Unterkünfte bei der Candwehrkaserne. 5m flpril übernahm 
sjauptmann Steffan das Kompagniekommando, das vorüber¬ 
gehend Leutnant Tschoner geführt hatte. 
In Wien wurde auch die Trennung des IV. vaons vom 
Regimente und dessen flngliederung an das Infanterieregi¬ 
ment 114 durchgeführt. Me Technische Kompagnie mußte den 
4. Zug hergeben. Lei der Kompagnie waren damals Ober¬ 
leutnant Tlovotng, Leutnant pum, Leutnant Tschoner, Fähnrich 
Treichl und Stabsfeldwebel sjöller eingeteilt. 
Bei der Besichtigung des Regiments auf der Schmelz am 
50. flpril durch den Kaiser richtete Seine Majestät beim flb- 
relten der Front auch huldvolle Worte an Oberleutnant Tlo¬ 
votng. per Kaiser hielt sein Pferd vor der Kompagnie an 
und sagte: „fjerr Oberleutnant, ich habe Sie schon beim Regi- 
mente gesehen!" völlig überrascht klang die flntwort: ..Ja¬ 
wohl, Majestät, voriges Jahr im Juni, als das Regiment auf 
dem Monte Rover war." sjierauf erwiderte der Kaiser: „Ich 
freue mich. Sie wieder zu sehen!" Srüßte lächelnd und ritt 
weiter, flm 1. Mai war die Technische Kompagnie im Militär- 
Reitlehrinstitut in der Ungargasse als Bereitschaft zum Schuhe 
des Besandtschastsviertels und zur veckung der Inneren Stadt 
untergebracht. Schon Mitte Mai kamen Rachrichten, daß das 
Regiment wandern werde. Vie Stände waren ergänzt, die 
Leute ausgeruht und so konnte man wieder in die Berge 
gehen. 
flm 7. Juni grüßten die Riesen des Suganertales die etwas 
steifbeinig aus den Waggons steigenden „sjessen". Von Borgo, 
wo noch die lehten Rachwirkungen einer Panik beobachtet 
werden konnten, die durch die Lrplosion eines Sasmunitions- 
depots in Tezze entstanden war, ging es über Brigno auf die 
Varrirata in das Barackenlager hinter dem Monte Meletta. 
Schon munkelte man von einer neuen Offensive. Vaß diese 
junioffensive 1918 von vorneherein unter einem Unglücks¬ 
stern stand, zeigte ein kleines Beispiel der „Seheimhaltung". 
während der „Stotech" (Stabsoffizier der technischen Trup- 
penj der Ldelweißdivision sorgsam die flngabe von flbsichten 
und eines Votums vermied, plauderte der koch ganz unbe¬ 
fangen alles aus, was wissenswert war. woher wußte der 
alles? Vie Stimmung für die Offensive war nicht sehr günstig, 
weil die Leute auf den verschiedensten wegen erfuhren, daß 
manche Vorsorgen unzulänglich seien. 
von der Technischen Kompagnie wurde Oberleutnant 
Rovotng mit der halben Kompagnie zum Kommando der Ldel- 
weißdivision detachiert, das seitwärts der Straße nach Foza 
hinter einem flusläufer des Melettastockes lag. Lr bekam den 
fluftrag, auf dem Kamme des Monte Meletta einen kaver- 
nierten Beobachtungsstand samt Zugang und provisorische 
Unterkünfte für Ordonnanzen, Telephon usw. zu bauen. Va 
der Kamm des Bergstockes vollständig kahl war, von den 
feindlichen Fliegern aber sehr häufig besucht wurde, die 
dahinter unsere Batterien vermuteten, mußte das Sanze sehr 
gut maskiert werden. 
Rach genauer Rekognoszierung und Begutachtung wurde 
ein entsprechender plah gefunden, der außer einem glänzen¬ 
den flusblick auf das Vorgelände bis Rubbio, dem lehten Orte 
vor dem flbstieg in die Lbene, bot und auch gut maskiert war, 
weil man alte italienische Stellungen mitdenüht hatte. Ls 
konnten daher die Flieger annehmen, daß die Bauten noch aus 
dem sjerbste 191? stammen. Vie in einer Woche durchgeführte 
flrbeit fand die flnerkennung des Viviflonärs Feldmarschall¬ 
leutnant v. Wieden. Vie Infanteriepioniere hatten mit Lhrgei; 
gearbeitet, um zu zeigen, daß sie ebensoviel zu leisten imstande 
seien, wie Sappeure oder Truppenpioniere. 
ver Beobachtungsstand war eine kleine, höchstens zehn 
Personen fassende, in gutem Fels ausgesßrengte und mit einer 
Türe ausgestattete Kaverne, die vo^ne einen sorgfältig ausge¬ 
führten Schlih erhielt, der ein Scherenfernrohr gut aufzuneh¬ 
men vermochte, fluch wurden Bänke und ein Tischchen für das 
Telephon besorgt. In einem in unmittelbarer Rähe befindlichen, 
tief im Fels eingesprengten italienischen kampsgraben wurden 
kleine Veckungen für die Ordonnanzen eingebaut. Ver Fu߬ 
steig zum Beobachtungsstand hinauf war möglichst unauffällig 
angelegt, aber trohdem leicht zu begehen. 
flm 15. Juni, als das Seschühfeuer am ärgsten tobte, 
rückte die Kalbkompagnie nach Überquerung des Bergstockes 
über II Buso zum Regimentskommando in das Val Frenzela 
ein. Beim flbstieg konnten die Pioniere die bei Foza stehenden 
Z0.5-Mörser bewundern, die troh feindlicher Segenwirkung 
unentwegt gegen den Col de! Rosso feuerten, um der schwer 
ringenden Infanterie zu helfen. In den Kämpfen des Regi¬ 
ments während der zweiten Junihälste, hatte auch die Tech¬ 
nische Kompagnie aus dem Col del Rosso und in der Fren¬ 
zela verschiedene flrbeiten durchzuführen. Vie beiden Pionier¬ 
züge, die mit dem Regimente unter sjauptmann Steffan in 
die Stellung gegangen waren, kamen zu den Baonen hinaus. 
Vie andere sjalbkompagnie (Oberleutnant Rovotngj blieb 
zur Visposition des Regimentskommandos im Val Frenzela. 
flls die Vierzehner abgelöst wurden, gingen auch die Reste 
der Technischen Kompagnie in das welettalager zurück. Sie 
war mit ihren rund 55 Mann die stärkste Unterabteilung des 
Regiments, als sich dieses im sjochwalde sammelte. 
Im Raume von Borgo, wohin es in den ersten Julitagen 
kam, genossen die vollständig abgekämpften sjessen die erste Lr- 
holung. vie Trainmannschast wurde scharf gesiebt, um die furcht¬ 
baren Lücken etwas auszufüllen, fluch die Technische Kompag¬ 
nie, die in dem reizenden Reste Olle lag wurde auf diese flrt 
verstärkt, vie Monturen glichen Fehen und waren nur müh¬ 
sam herzurichten. Für das Leichenbegängnis von zwei kroa¬ 
tischen Offizieren hatte die Technische Kompagnie wegen ihres 
„hohen" Standes den Kondukt beizustellen, vorerst mußte 
aber fest geflickt und viel an Bekleidungsstücken ausgetauscht 
werden, um ein halbwegs militärisches flussehen vortäuschen 
zu können. Vie abgerissensten Leute kamen ins zweite Slied. 
Vie Lhrensalve löste tiefste Lrgriffenheit aus. fllle flnwesenden 
waren ja selbst erst vor kurzem, wie durch ein Wunder, dem 
Inferno der Schlacht entronnen. 
von Borgo wurde das Regiment Mitte Juli in das Ltsch- 
tal verlegt, um dort zu retablieren. vie Technische Kompagnie 
kam mit dem Regimentsstabe nach kurtatsch, von den zur 
flufteilung gelangenden Marschsormationen der Regimenter 
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