Volltext: Linzer Hessen

Hochgefühl der Sefangenschast entronnen zu sein, legten wir 
uns damals, in der Nacht vom 1. zum 2. November zur Nrche. 
ks war ein eisigkaltes Freilager trotz der ringsum lodernden 
Feuer, die von den Wachen nachts über brennend erhalten 
wurden, weiter ging es in schwachen Tagmärschen nach 
flgordo, am Col di Lana vorbei nach flndraz-Buchenstein und 
über den Falzaregopaß nach Lortina d'flmpezzo ohne recht zu 
wissen wohin, flnfangs hieß es, wir werden die ersten Stel¬ 
lungen, vom Mai ISIS, wieder besehen, flm Z. November 
jedoch, um 11 Uhr Z0 vormittags, erhielten wir von irgend¬ 
woher die Meldung vom Waffenstillstand, fllso doch! 
So froh wir auch waren, daß das Kriegerhandwerk nun 
beendet sei, so standen wir doch zu sehr unter dem kindruck 
des Zusammenbruches der flrmee. wir Konnten uns nicht 
vorstellen, was nun geschehen werde. Nur der eine SedanKe 
drang immer wieder durch: ..Der Krieg ist zu knde, es geht 
heimwärts!" Und inmitten der zersprengten flrmee wuchs 
das stolze Bewußtsein empor, daß wir das kdelweißsturm- 
baon sind. Durch die aufgelösten Truppen, geplünderten 
Trains, freigelassenen Kriegsgefangenen, inmitten dieser 
grenzenlosen Unordnung marschiert das Sturmbaon: stark, 
ungebrochen, einig! 
flls wir am 5. November in tortina erfahren mußten, daß 
das alte Österreich im Zerfall, der Kaiser zurückgetreten und 
ofsizier und Mann des Lides entbunden seien, da zeigte 
sich der Seist des Vaons: „wir bleiben zusammen! wir 
kehren als aufrechte Soldaten stolz und in Disziplin in 
unsere Heimat zurück." Die wildesten Scrüchte gehen um. 
Ungarn, heißt es, ziehen mordend und brennend durchs 
flustertal, die Schienen seien aufgerissen und der Dahnverkehr 
eingestellt. In den nationalen Sammelstellcn sollen Deutsche 
geplündert worden sein... 
Immer mehr wird dem kdelweißsturmboon bewußt, 
welche flufgaben es inmitten der chaotischen Zustände hat. 
In kortina bittet man uns zu bleiben, bis die Italiener 
Kämen, wir ziehen es vor rechtzeitig nach loblach zu mar¬ 
schieren. flber wir bergen Verpflegsvorräte, so weit es 
möglich ist und nehmen an ärarischem Sut mit, was wir 
Können, fluch einen ausreichenden Train haben wir uns im 
verlause des Marsches wieder gesammelt, vor loblach ver¬ 
langt eine italienische Kommission unsere Maschinengewehre, 
kin schroffes „Dein!" und noch einiges dazu ist die flbfuhr, 
die sie sich bei Major Ontl holen. Das Sturmbaon Kehrt 
bewaffnet in die Heimat zurück und streckt seine Waffen 
nicht vor dem Feinde. Obwohl erschöpft durch den langen 
Dachtmarsch machen wir auch in loblach zuerst Ordnung, 
säubern den Dahnhof, der von wilden lrupps durchziehen¬ 
der Soldaten belagert wird. Der dankbare Stationsvorstand, 
der troh aller Drohungen aus seinem Posten ausharrt, ver¬ 
schafft uns am zweiten lag eine vollständige Zugsgarnitur, 
mit der wir geschlossen die Heimfahrt antreten konnten. 
Diese Fahrt brachte uns an marschierenden eigenen und 
italienischen lruppen vorbei und ging über Villach, Bischofs- 
hofen nach Salzburg, wo wir am 10. November um 5 Uhr 
nachmittags eintrafen, fluf der Strecke bis Dischofshofen 
Die Maschmengewelirkompagme 
von Leutnant i. d. Des 
Im Zuge des flusbaues der Sturmformationen wurde knde 
Mär; ISIS die Maschinengewehrkompagnie 11/14 dem frisch¬ 
ausgestellten kdelweißsturmboon als schwere Maschinenge¬ 
wehrkompagnie zugewiesen. In den ersten flpriltagen kam 
die Kompagnie in das Druckerlager, um dort im Verbände 
des Sturmbaons die neuen Sefechtsoorschriften zu erlernen. 
waren die Lokomotive und die Waggons durch schußbereite 
Maschinengewehre beseht, um den Zug gelegentlich seiner 
vielen flusenthalte zu schützen. 
während die Kärntner des Daons den Zug schon in 
Villach verlassen hatten, verabschiedeten sich die „Dainer" 
in Salzburg, die 14er und 4Ser fuhren weiter nach Linz, 
wo die Oberösterreicher den Zug verließen. 
weil man am Dahnhos Lin; keinerlei flnstalten traf uns 
entsprechend zu empfangen, vielmehr Schwierigkeiten wegen 
unserer flnkunstsmeldung entstanden, blieben wir die Dacht 
über am Dahnhos. flm Morgen gelang es jedoch den flnstren- 
gungen eines diensttuenden Feuerwehrmannes — die vor¬ 
handenen Militärbehörden hatten allem flnschein nach kein 
Interesse an einer in Ordnung heimkehrenden Truppe — die 
Stadtgemeindeverwaltung und die Landesregierung von un¬ 
serer flnkunst zu verständigen. 
Infolge unseres Protestes wurde nunmehr auch für 
unsere Kompagnie nicht mehr das Barackenlager katzenau, 
sondern die Schloßkaserne als zukünftiger Unterbringungs¬ 
ort angegeben. 
flls am Vormittage die Vertreter von Stadt und Land, 
Bürgermeister Sadleder sowie Landeshauptmann-Stellver¬ 
treter Sruber am Bahnhof erschienen, um uns zu begrüßen, 
legte sich unser Sroll. Dach dem durchgeführten kmpfang 
marschierte die Kompagnie geschlossen, die Stahlhelme auf, 
über die Landstraße in die Schloßkaserne. Die guten Linzer 
wußten nicht recht wie ihnen geschah, als sie endlich, nach 
lagen der Unordnung wieder einmal ordentliches Militär 
durch die Straßen ziehen sahen. 
Dach einiger Zeit des Zuwartens rüstete ein Teil der 
Kompagnie ab und der Best ging unter dem Kommando 
des letzten Kompagniekommandanten, des Leutnants Sangl, 
zum Srenzschutz nach fligen-Schlägl. 
Damit endigt die Seschichte des kdelweißsturmbaons 
und im besonderen die der 1. Kompagnie, dieses jungen 
Truppenkörpers, fln der Tradition der alten Degimenter 
gemessen, verdiente diese flbteilung eigentlich keiner aus¬ 
führlichen krwähnung. ks soll aber doch nicht in Vergessen¬ 
heit geraten, daß unter der Führung von zwei Stabsoffi¬ 
zieren, der Majore Durger und Ontl, ein wackeres Batail¬ 
lon, aus ganz verschiedenen Truppenteilen zusammengestellt, 
bis zum Schluß durchhielt und mit unbefleckter Waffenehre 
heimkehrte. Mit berechtigtem Stolz werden sich feine fln- 
gehörigen bis an ihr Lebensende „Die vom kdelweißsturm- 
baon" nennen. 
Zum Schluß seien noch die Damen der dem Daon im 
Laufe der Zeit zugeteilten Offiziere des Hessenregimentes 
genannt: Hauptmann Kwasniewski; die Oberleutnants pierer, 
Dödl, panitschka, Schwetz, Dosenauer fllois, Sangl und Dock; 
die Leutnants Fischer, Lommenda, Hamberger krnst, DabiK, 
kder Franz, Hüttner Ferdinand, fligner flnton und Breuer; 
die Fähnriche Dosenauer fldols, Forstner, Srüll und Leitner; 
die Ofsiziersstelloertreter Irsigler, Bauer und weinstabl. 
11/14 beim Ldelweißsturmbaon 
Heinrich Lommenda 
Die Monate flpril und Mai vergingen rasch. In intensivster 
flusbildung steigerte sich das Zusammenspielen von Hand¬ 
granate und Maschine zur erstaunlichen Fertigkeit. Stürmer 
und Maschinisten vertrauten einander. Mit ruhigem Sewissen 
konnten schließlich beide des kinsatzes harren. — Die Serüchte 
über den bevorstehenden Schlag gegen welschland verdich- 
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