Volltext: Linzer Hessen

Spiele stelle. Ver katastrophale Munitionsmangel, der eine 
wirksame Bekämpfung der feindlichen Batterien nicht ge¬ 
stattete, und die häufigen Kurzschüsse der eigenen Artillerie, 
die unsere Linien gefährdeten, hatten die Stimmung der Lront 
tief herabgedrückt. 
Bie Lrkrankungen an Bgsenterie, die Mannschaft hatte 
keinen trockenen Laden mehr am Leibe, nahmen zu. 3m 
ganzen gingen bis zum 2g. krank ab: g Offiziere und 219 
Mann, so daß am 28. früh der Leuergewehrstand des Begi- 
ments nur mehr Z8Z Mann sgegen 1136 am 14. Junis betrug. 
Die unter großen Schwierigkeiten wieder geordneten ver¬ 
bände ergaben nachstehende Kampfstände: 11. Kompagnie ZS: 
8. Kompagnie 2Z: 12. Kompagnie 2? und 18. Kompagnie 
ZZ Mann. vie S. Kompagnie 10?, die zwischen der 10. und 
6. Kompagnie in der Lront eingeseht worden war, zählte 16, 
die 6. 10 und die ?. Kompagnie, die zwei Leldwachen zu je 
6 Bewehr bestritt, 12 Mann. vie vereinigte 5. und S. Kom¬ 
pagnie, zusammen mit der am Llügel des 1. Bataillons ein- 
gesehten Z. Kompagnie verfügten noch über 46 kampffähige 
Leute. Vas 1. Bataillon meldete, ohne Z. Kompagnie, noch 
etwa 120 Mann. 
von 24 Maschinengewehren waren bloß 1Z brauchbar. 
Oberstleutnant Marbach ging am 2?. krank ab. Lr hatte 
noch mehrere loge an schwerer vgsenterie leidend ausgehalten. 
Vas Kommando des 1. Bataillons übernahm Bittmeister 
kopriva. 
Vie Besehung der Bräben war derart schütter, daß — be¬ 
sonders bei Nacht — der Schuh der Stellung auf dem Bespekt 
des Leindes beruhte. Vie Verluste durch das feindliche Leuer 
wurden nur wegen der rapid sinkenden Stände geringer. 
Irohdem warteten verbliebene Nester vergebens auf die vom 
Vivistonskommondo schon am 2?. in flussicht gestellte Ab¬ 
lösung. Va hieß es eben weiter ausharren. 
pm 28. wurde der Kommandant des 2. Bataillons, Major 
v. Szilleg, durch Sranatsplitter in seiner mehr als einfachen 
Deckung sSchottergrube) leicht verwundet und suchte aus 
Befehl des Negimentskommandos den lzilfsplah auf. Vie 
Irömmer seines Bataillons wurden unter Kommando des 
Oberleutnants i. d. Nes. Nettenbacher herausgezogen und 
blieben als Beserve dem sjauptmann Smolka unterstellt, der 
mit dem 2. Bataillon 18? den Unterabschnitt übernahm. 
Line Kompagnie der Vivisionsreserve svataillon 1/14s kam 
auch noch zur Unterstühung. Mit schwerster Sorge sah das 
Begimentskommando, seiner Verantwortung voll bewußt, den 
kommenden lagen entgegen, zumal eine vom 2. Batail¬ 
lon eingebrachte feindliche Patrouille aussagte, daß am 28. 
ein großer flngriff bevorstehe. Wohl hätte bei ihnen die 
Artillerievorbereitung begonnen, doch habe sich die Infanterie 
geweigert, zum Sturm anzutreten. Der flngriff sei daher ver¬ 
schoben worden. 
Vas Begimentskommando hatte in wiederholten Meldun¬ 
gen die höheren Kommanden auch darauf aufmerksam ge¬ 
macht, daß die als Bataillone bezeichneten Beserven höchstens 
zugstarke Schlacken vorstellen, die den stolzen Bamen ..Batail¬ 
lon" zu Unrecht trügen und auch als Böhmen nicht mehr in 
Betracht kämen. Serade ihnen fehlten die besten Offiziere und 
Lhargen. 
Briefe des Divisionärs und des Brigadiers an den Begi- 
mentskommandanten besagten, daß man die Unhaltbarkeit 
der Situation zwar einsehe, jedoch die Lrwartung betonen 
müsse, daß die in der Lront befindlichen Beste in bewährter 
pflichttreue den von den Begimentern 14 und 58 so blutig 
erkämpften Lol del Bosso doch noch kurze Zeit halten werden. 
Daß das Begiment in diesem Ljcxenkessel überhaupt so 
lange auszuharren vermochte, bezeugt wohl einwandfrei 
seinen hervorragend guten Sejst. Offizier und Mann ertrugen 
in elenden Stellungen, den lad jederzeit erwartend, das gleiche 
Schicksal mit fatalistischer Lrgebenheit. 
Der Begimentskommandant hatte schon am 2?., als der 
Brigadegeneralstabsoffizier Bittmeister Saertner im lelephon 
ungarisch die zu erhoffende slblösung mitteilte, diesem sofort 
geantwortet, daß die Bachricht streng geheim gehalten werden 
müsse und auch späterhin mit ihm nur in ungarischer Sprache 
gesprochen werden möge. 3n der Vorahnung, daß vielleicht 
eine flbänderung komme, war es sehr notwendig, daß der 
armen Mannschaft eine Lnttäuschung erspart bleibe. Der Begi¬ 
mentskommandant traf diese Maßnahme auf Srund seiner 
ZS6
	        
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