Volltext: Linzer Hessen

den gewaltigen Gletscher. Entgegen kamen verwundete und 
gefangene fllpini — trefflich ausgerüstet — vom Landsturm 
eskortiert. Einzelne Schrapnells zischten herab. Die schwarze 
Lelswand links, hoch über dem Gletscher war der Eares, 
rechts vorn ragte der Erozzon di Largorida zum Ljimmel. 
Vie ganze Nacht dauerte der flnstieg über den steilen 
Eislzang, immer einförmig im tiefen Schnee, oft im Nebel, 
manchmal im Zirnlicht. lzie und da schoß der Italiener am 
Erozzon di Largorida mit Gewehr und Maschinen in die stille 
dunkle liefe, dann ballte irreführendes Echo vom Eares zurück 
und es hieß „Ljalt", „Nieder". Immer häufiger wurden die 
kurzen Naften, immer mehr von den schwer beladenen, über¬ 
müdeten Leuten blieben zurück — seit dem Vortage k Uhr 
früh war ja nur zum Menagieren und packen gerostet 
worden — doch die lete erreichte den paß noch bei tiefer 
Nacht, die gueue vor der Morgendämmerung. Es war eine 
Gewaltleistung, wie sie nur das Hochgebirge einer Iruppe 
aufzuzwingen vermag. Ver Vaonskommandant Ljauptmann 
von fjandtken überwachte selbst die Besetzung der Stellung. 
Neben Schnee- und Eislöchern, zwischen zahllosem Material 
im zerwülilten Lira, lagen gefallene Eandstürmer und fllpini. 
Unter der Scharte, um zwei winzige Ejolzbaracken, stöhnten 
im Schnee Schweroerwundete, umgeben von loten, und weit 
draußen am Gletscher schrien und jammerten italienische Ver¬ 
wundete. wir übernahmen die Schneelöcher des Landsturmes 
mit der Warnung, uns bei lageslicht ja nicht blicken zu lassen, 
flm Lobbiakamm sLobbia alta, 3279 Meters stand die ffaupt- 
kraft der Italiener. Vaher bezog sogleich eine starke Llanken- 
deckung eine Lelsrippe gegen den Lares und eine Schwarm¬ 
linie besetzte den Lirnrücken vor lopete gegen den Largorida- 
turm. Mit lagesanbruch begann der Leind Lront und Llügel 
zu beschießen,- die Llankendeckungen erhielten auch Vücken- 
feuer. vie italienischen Maschinengewehre am Lares ver¬ 
schwendeten Gurten aus jede gezeigte Vase und die Zielsern- 
rohrschützen am Largoridaturm knallten auf jeden Schnee¬ 
haufen, der Vewegung verriet. Vie Witze wegen der ver¬ 
säumten offensive bei Vielgereuttz verstummten, wir vertieften 
unsere Löcher, errichteten neue Schneetraversen, hackten Ver¬ 
bindungsgräben bis ins Grundeis und warteten. Menage gab 
es keine,- die Leichtverwundeten mußten die vacht abwarten, 
um zurückgehen zu können. In der Sonne begann es zu tauen, 
es tropfte, rieselte, rann, floß in die Löcher, und bis in die 
Knochen drang die nasse Kälte, lzie und da böllerte die ita¬ 
lienische flrtillerie vom Grenzkamm herüber. 
va die entsetzliche Lage nicht zu ertragen war, wurde in 
der nächsten vacht ein Leuerübersall gegen die feindliche 
Maschinengewehrabteilung aus Lares vorbereitet und von der 
Lclsenrippe aus. vom Leutnant Wellenreiter glücklich be¬ 
gonnen. flls zwei italienische Maschinen ihren Standort durch 
Mündungsfeuer verrieten, wurden sie von unseren Maschinen¬ 
gewehren sLähnrich Meinhards rasch zum Schweigen gebracht, 
flm 3. Mai hatten wir vor den Maschinen am Lrozzon Li 
Lares Vuhe und konnten eine ordentliche Schneestellung bauen. 
Vie nächste vacht verlies ruhig, flm Lobbiagletscher schrien 
noch immer verwundete fllpini um kstse. fllle unsere Vettungs- 
oersuche wurden vom Leinde vereitelt, flm 4. Mai wurden die 
Züge in der Largoridastellung abgelöst. Sie lagerten als 
veseroe einige Schritte hinter der Scharte beim Vaonskom- 
mando und am Largoridagletscher. Lreie Vewegung war auch 
dort nicht möglich, denn aus den Leisen des Lrozzon di Lar¬ 
gorida beschossen, selbst unsichtbar, die italienischen Lernrcchr- 
schützen die kleinsten Ziele, vor» erhielt Kadettaspirant Thstiin- 
hofer den tödlichen Kopfschuß, von der eigenen flrtillerie war 
nichts zu vernehmen. Unten am Gletscher lagen Kochkisten, 
Munitionsoerschläge und tote lräger im wirren vurcheinander. 
wen interessierte da die herrliche flussicht auf die Vrenta- 
gruppe? Ver flngriff auf den Lrozzon di Largorida, den eine 
ganze Kompagnie fllpini besetzt hielt, ist im flbschnitt vom 
X/14. Vaon geschildert worden, ver wackere Korporal Laus, 
der wiederholt verwundete Leinde zu retten versuchte fand 
hiebei den Soldatentod. In der vacht verschüttete ein furcht¬ 
barer Schneesturm die Leidwachen und begrub Gefallene im 
Eise der Lobbia. Vie loten konnten — trotzdem der Gefreite 
Scherb, auf einem fluge schneeblind, freiwillig eine Suche 
führte — nicht mehr gefunden und geborgen werden, ver 
vest der Ljalbkompagnie fand auf passo lopete bei X/39 unter 
Major Vurger hilfsbereite flufnahme und — nach der Lage 
der vinge — treffliche Bewirtung, flm 6. Mai war, wenn der 
Sturm aussetzte, mit Vergnügen zu beobachten, wie der Ita¬ 
liener seine Minen wirkungslos im Schnee verpuffte, denn 
keine einzige krepierte, ver kampffähige Vest der lZalb- 
kompagnie — 17 Mann — erhielt den Befehl als flrtillerie- 
reserve aus den Belvedererücken zurückzugehen. 
Vie Kompagnien am Largoridapaß waren durch Verluste 
und massenhafte Erfrierungen auf den Stand eines einzigen 
schwachen Zuges zusammengeschmolzen, flm 11. Mai wurden 
passo Largorida und passo lopete befehlsgemäß und vom 
Italiener unbemerkt geräumt. 
Italienische Urteile 
, (Giuseppe Sticca, „l'opera degli Alpini", vom, Littorioverlag.s 
„laugten die ungeheuren Eisflächen um die alte Grenze 
zwischen lonale und Val Lamonica auch nicht zum entschei¬ 
denden Durchbruch ins Etschtal, so zogen sie doch beste lruppen 
österreichs an sich und rieben sie auf." 
„Unzählbar — urteilt Ladorna — waren die laten, die 
den vamen der fllpini verherrlichen, flber vor allen werden die 
unvergleichlich bleiben, welche sie gemeinsam mit der Gebirgs¬ 
artillerie auf den Gletschern des fldamello vollbrachten, in 
Kölzen von 3990 bis 3499 Meter, Ljöhen, die bis dahin 
Kämpfern welcher vation immer unbekannt waren." 
flm Urappa und an dem Piave') 
flm 22. November 1917 entflammte ein anderes furcht¬ 
bares Vingen auf der Hochfläche. 
ver Leind brach von Norden in die Lront Monte lon- 
darecar—Monte Badclecche und von Westen gegen Monte 
Lastelgomberto—Monte Meletta vor und suchte den Schlüssel- 
stützpunkt der Stellung, die Meletta einzukreisen und zu Lall 
zu bringen, flber er wurde von den lruppen des XX. flrmee- 
korps überall mit blutigen Verlusten zurückgeschlagen und 
ließ mehrere hundert Gefangene in unseren Händen. ver 
Kaiser von österreich hatte der Schlacht beigewohnt. . . . 
flm 26. griff die Edelweißdivision, eine der besten der 
österreichisch-ungarischen flrmee mit Entschiedenheit den Lol 
della Beretta an. Vie Veste unserer alten ruhmvollen Bri¬ 
gade flosta und des 94. Infanterieregimentes jBrigade 
Messinas mit dem fllpinibaon Val Brenta stürzten sich 
mutig nach vorn in den dichten Vauchwall, der den Leind 
schützte, trafen in einem flnlauf auf seine Veitzen, warfen itzn 
und zwangen itzn mit schweren Verlusten zum Vückzug. 
Vach diesem blutigen Mißerfolg unterließ der Leind durch 
einige loge weitere flngriffsversuche. Überall war er Lurch 
italienische lruppen allein ausgehalten und zurückgeworfen 
worden, trotzdem sie an Zatzl und Bewaffnung unterlegen, 
durch erlittene Verluste und Unglück erschüttert, durch Vückzug 
und Invasion gedemütigt waren. 
Vie Legende vom Grappa und vom Piave hatte ihr erstes 
leuchtendes Vuhmeskapitel. 
ver zweite flbschnitt der Schlacht s4. bis 26. Dezembers: 
Zedenfalls war es am Platz, einen neuen feindlichen flngriff 
mit metzr oder minder kurzer Lästigkeit vorauszusehen. Er 
entfesselte sich wirklich mit großer Wucht am Morgen des 
4. Dezember nach einer heftigen flrtillericaktion, hauptsächlich 
*) flmadeo Tosti: „Italien im Weltkrieg 1915/18." Lranzösische 
Übersetzung von Zernand Hagwarü, Seite 295. Verlag: lagot, Paris.
	        
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