Volltext: Linzer Hessen

weil die kaiserschühen auftragsgemäß sich in ihrer flus- 
gangssteiiung zu sammeln hatten, wies Major Szllleg das 
Leldjägerbaon 22 an, auf dem soeben von der 4. Kompagnie 
und der Maschinengeweiirkompagnie eroberten Monte Me- 
ietta diese abzulösen. 5r wollte dann sein ganzes Oaon auf 
dem voraussichtlich zunächst durch Segenangriffe bedrohten 
Monte Mieia versammeln und zog vorerst die 4. Kompagnie 
heran, während die Maschinengewehrkompagnie die flblösung 
durch die Jäger erwarten sollte. 
Tatsächlich lösten die Jäger jedoch nur die am Südwest- 
i>ange des Monte Mcietta befindlichen kaiserschühen des 
hauptmanns kösile um zirka 11 Ustr 30 Minuten nachts 
ab, so daß die Maschinengeweiirkompagnie allein die aus¬ 
gedehnten Stellungen auf Monte Meletta die bitterkalte und 
stürmische Nacht hindurch sichern mußte. Sie hatte schon um 
9 Uhr abends, aus Südwesten vorstoßende starke Patrouillen 
abgewiesen. Erst in den frühen Morgenstunden des 3. langten 
eigene Truppen, von Norden kommend, zur flblösung auf 
dem Monte Meletta ein. 
flus dem Monte Miela hatten noch vor Einbruch der 
flbenddämmerung die 1. Kompagnie (Oberleutnant Oetten- 
bacherj und die 2. Kompagnie (Oberleutnant Sporn) die am 
Südhange befindlichen kaiserschühen abgelöst und sich zur flb- 
wehr gruppiert. Nie 3. Kompagnie ssjauptmann Lantl) und die 
4. Kompagnie (Oberleutnant vancura) blieben Neserve hinter 
der Mitte. 
Um 11 Uhr nachts brandete tatsächlich der erste flnsturm 
der Italiener gegen den Monte Mieia vom Südwesten heran, 
der aber ohne besondere Mühe abgewehrt werden konnte. Die 
hiebei eingebrachten Sesangenen verrieten, daß von allen 
Seiten Truppen herangeholt würden, um die Schlappe wieder 
wettzumachen. 
Oie flussicht auf weitere Kämpfe konnte die braven Ober- 
österreicher nicht schrecken, war doch schon das ganze Oaon 
zur Steile und bereit, keinen Lußbreit des so kühn eroberten 
Oeländes preiszugeben. Tlur die fürchterliche Kälte wurde 
bitter empfunden. Sie und der zeitweise zum Orkan anwach¬ 
sende Schneesturm forderten mehr und mehr Opfer, und er¬ 
schreckend sank die Zahl der Kämpfer. Oie wenigen aber, die 
der wetterunbi» zu trotzen vermochten, wehrten alle Oersuche 
des über seine Mederlage ergrimmten und gereizten Leindes, 
die verlorenen Höhen wiederzugewinnen, ab. 
Lünfmal stürmten die Italiener bis zum 3. Oezember, 
9 Uhr vormittags, todesmutig gegen die Stellungen des 
vaons, vornehmlich gegen die Kompagnie Oberleutnant Sporn. 
Ebenso oft mußten sie unverrichteter Oinge mit blutigen köpfen 
abziehen, Empfindlicher Munitionsmangel war bereits ein¬ 
getreten, doch wo es nichts mehr zum Schießen gab, taten 
Oajonett und Kolben volle flrbeit. Oei diesen tollkühnen Se¬ 
genstößen, ohne Patrone im Magazin, tat sich vornehmlich 
der tapfere Oberleutnant Sporn hervor, weitere 3 italienische 
Offiziere und 300 Mann gerieten hier in Sefangenschast. 
flm frühen Morgen des 3. Oezember hätte X/14 abgelöst 
werden sollen, flber sein umsichtiger Kommandant hielt infolge 
der noch immer nicht geklärten Tage den Zeitpunkt tjlefür 
noch nicht geeignet. So verblieben die Hessen noch bis 11 Uhr 
vormittags in den behaupteten Sräben und übergaben diese 
erst dann an ein Oaon des Infanterieregiments 21, als sie 
annehmen konnten, die ihnen übertragene flufgabe wirklich 
restlos gelöst zu haben." 
Oas weniger durch blutige Oerluste — 12 Mann tot, 
3 Offiziere und 55 Mann verwundet — als durch Erfrie¬ 
rungen zu einem kleinen sjäuflein von kaum 150 Mann 
zusammengeschmolzene Oaon gelangte bis zum 1. Oezember 
nach pccharlok, wo es nach langen, schweren Wochen fast 
ununterbrochener Kämpfe mit dem Leinde und den Elementen 
endlich wieder einmal Tage der Ocche genießen sollte. 
Nun war auch die Zeit gekommen, um zu melden und 
zu berichten. Und da wurde erst die ganze Oedeutung des 
großen Erfolges und die flrt und weise, wie er errungen 
worden war, klar und gelangte zur Kenntnis der vorgesehten 
Kommandos. 
Lreudig würdigten diese die neuerlichen großen Oerdienste, 
die sich X/14 erworben hatte und kargten nicht mit Eob, 
flnerkennung und fluszeichnung. Mit berechtigtem Stolze 
konnte das Oaon auch die flllerhöchste Zufriedenheit seines 
Obersten Kriegsherrn buchen, der die Snade hatte folgenden, 
dem Oaon telegraphisch übermittelten Oesehl zu erlassen: 
„Ich habe den Oericht über die Erstürmung des Monte 
Meletta mit besonderer Oefriedigung zur Kenntnis genommen 
und freue mich, daß mein braves Oaon X/14, das so lange 
unter meinem Oesehl gestanden, sich auch seht so tapfer ge¬ 
halten und so heldenmütig gekämpft hat. Ich spreche den 
braven Hessen meinen Oank und vollste flnerkennung aus. 
Karl m. p." 
Oen Worten folgten auch bald die sichtbaren Zeichen der 
flnerkennung, vorerst für die Mannschaft, flls am 14. Oe¬ 
zember der Origadier, Oberst Schotsch das Oaon ausrücken 
ließ, um persönlich die sjelden vom Monte Meletta zu 
dekorieren, da durste er nicht weniger als 4 Ooldene, 
28 große, 79 kleine Silberne und 130 Oronzene Tapferkeits¬ 
medaillen an sie verteilen. Oer denkwürdige flnlaß für die 
Oerleihung dieser großen Zahl von fluszeichnungen fand in 
den ehrenden und erhebenden Worten, mit denen Oberst 
Schotsch die Oekorierung einleitete, entsprechend flusdruck. 
wenige Wochen später erhielten auch die Lührer die wohler¬ 
worbenen fluszeichnungen. Oie volle flnerkennung der kühnen 
Entschlüsse, die, in kürzester Zeit am 4. Oezember 191?, zur 
überraschenden vollständigen Oesiftergreifung des für die all¬ 
gemeine Tage so wichtigen Meiettamassivs führten, sollten 
aber erst später den Heiden zuteil werden, als Major Oela 
v. Szilleg und Oberleutnant fllois windisch den Militär-Maria- 
Theresien-Orden erhielten. 
Neiche Mitgift 
Errichtung des k. u. k. Infanterieregimentes Tlr. 114.) 
(5. Oezember 191? bis 23. Jänner 1918.) 
Ois zum 24. Oezember sollte den schwergeprüften Kämp¬ 
fern die so notwendige Ouhe gegönnt sein. Oerade am weih¬ 
nachtstage schien es damit ein Ende zu haben, denn an die¬ 
sem traf, durch die im Srappamassiv entbrannten Kämpfe 
bedingt, der Oesehl zur flnnahme der Marschbereitschaft ein. 
Ooch sollte dem Oaon die Lrist bis zum 28. Oezember ver¬ 
längert werden. Erst mit Silvester wurde es als Oeserve der 
11. Infanteriebrigade in Kavernen und Höhenlagern nördlich 
des Monte Sisemol und in der Lrenzellaschlucht untergebracht 
und hauptsächlich zum flusbau der Stellungen herangezogen. 
Zu der am 15. Jänner 1918 in Oorgo erfolgten Truppen¬ 
schau durch den Obersten Kriegsherrn hatte das Oaon Ober¬ 
leutnant Oettenbacher und Leldwebel kern als flbordnung 
entsendet. Kaiser Karl gütig wie immer, hatte die Snade aus¬ 
zeichnende Worte an die Oertreter zu richten und ihnen herz¬ 
lichsten Oank und Srüße an sämtliche Offiziere und Mann¬ 
schaften auszutragen. 
flm 18. Jänner wurde das Oaon mit dem ebenfalls selb¬ 
ständigen III» Leldbaon des Infanterieregiments 49 im Oarak- 
kenlager des Eampomulotales vereinigt. In Oelluno erfolgte 
am 23. Jänner die durch die Oeorganisation der Infanterie 
bedingte Tleuausstellung des Infanterieregiments 114, das 
aus den beiden genannten Oaonen und dem IV. Oaon des 
Infanterieregiments 14 gebildet wurde. Oer zum ersten Oe- 
gimentskommandanten ernannte Oberstleutnant Oudolf Lrei- 
herr v. Handel-Mazzetti begrüßte feine Oaone mit einer kur¬ 
zen kernigen flnsprache. 
X/14 hatte damit aufgehört, ein selbständiges Oaon zu 
sein. Zweieinhalb Jahre hatte es als solches bestanden, zwei¬ 
einhalb Jahre nur — aber was hatte diese kurze Spanne Zeit 
für die bedeutet, die sie in den Odilen des Oaons hatten 
verleben dürfen. Our wenige Wochen gab es, die nicht erfüllt 
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