Volltext: Linzer Hessen

In den nun folgenden Monaten war die Kampftätigkeit 
nur gering: um so eifriger konnte an dem flusbau der Stel¬ 
lungen gearbeitet werden, die nach und nach festungsartigen 
Lharakter annat>men. 
Lade Mai übernahm Major Szilleg wieder das Baons- 
kommando und führte anfangs Juni seine Tapferen, nach 
flblösung durch das Vaon 1/63, zur wohlverdienten Buhe 
und Lrholung nach Leviro, von wo das vaon am 6. Juni 
schon wieder in den Baum Bonchi—Conoi verschoben wurde, 
was seine baldige Wiederverwendung an der Lront voraus¬ 
sehen ließ. 
fluf der krenzwacht 
(Lima Vieri—vrtigara—Porta Lepozzc—Kote 2007.) 
(11. Juni bis 17. Juli 1917.) 
Me Vermutung sollte nicht getäuscht haben. In der Nacht 
zum 11. Juni wurde das Vaon alarmiert und südwärts in 
Marsch geseht. Damit begann für X/14 eine neue Periode 
verlustreicher, aber auch ruhmvoller Kämpfe. 
flllgemeine Tage und die Kämpfe an dieser bedeutsamen 
Stelle der 8V^-Lront sind an anderen Stellen des Werkes 
erschöpfend behandelt. 
Über den flnteil des X/14. Vaons, das schon am 11. Juni 
als Beserve hinter den bedrohten Nordflügel der 6. Infanterie¬ 
division geschoben worden war, an diesen Kämpfen und über 
die dabei gemachten Veobachtungen und gewonnenen Lin- 
drürke möge ein Mitstreiter, Leutnant vr. Serstl, erzählen: 
„Mitternachts machte fllarm unserer Nuhe in Nonchi ein 
Lnde. puer durchs Suganatal, durch das stille Borgo und das 
zerschossene Vergdörflein Olle marschierten wir in die Wälder 
des viecihanges. Mit dem Morgengrauen kamen wir auf 
die uns allen wohlbekannte Malga Livaron: hier ver¬ 
blieben wir tagsüber in Buhe und Begen. Zwei Kompagnien 
sehten nachts den Marsch zur Laldierastellung fort, das zweite 
Halbbaon und der Vaonsstab bezogen die Beserveunterkünste 
aus Malga Livaron. 
Bei anbrechendem Morgen, als die Spihe des weiter 
aufsteigenden Hälbbaons schon den Bordgrat der Lima Vieri 
erreichte und bei der Kampfreserve von Laldiera einrückte, 
bemerkten die Italiener die Bewegung, flrtillerie- und Llieger- 
feuer sehte ein. vie Linschläge dröhnten und klirrten in den 
wänden und Lelstürmen, Steinschlag überschüttete die einzeln 
abgefallen, langsam ansteigenden Kompagnien, flm oberen 
flusgang der Schlucht, im Hange der Lima Vieri blieben wir. 
vort stand ein Vaon des Infanterieregimentes Z7 und eine 
vergführerabteilung. 
Ver Bordosthang der Lima Vieri teilt sich in mehrere Srate 
und Bücken, die steil und felsig, oder flach und bewachsen 
zur Loalbaschlucht abfallen. Im Winter waren dort Lawinen 
hinabgesegt, seht blühten fllpenrosen. flm Hauptgrat begannen 
wir uns einzubauen, vor uns lag, über einem Steilhang, der 
Bordwestrücken der heißumkämpsten Kote 2071. Höher oben, 
schon nahe der viecispihe, sah man über dem Plateau links 
die nördlichste, von eigenen Truppen gehaltene Höhe Kote 
1920, darüber die westhänge der Brenzbcrge und den Monte 
Ortigara. ver Kommandant der Bergführer erklärte uns die 
Lage: flm 10. Juni hatten die Italiener — wir hatten schweres 
Leuer von Bonchi aus beobachten können — die Höhe Kote 
2007 und von dort die kuppe Kote 2071 genommen. Sie 
waren schon weit gegen die Lima Vieei vorgedrungen, als sie 
in vernichtendem Kampf gestoppt werden konnten, vie beiden 
Höhen aber blieben verloren. 
Ver Befehl für unser Halbbaon war: den viecinordgrat 
auszubauen und für den Lall eines neuerlichen Vorstoßes der 
Italiener zu halten. Ls herrschte Buhe, der Leind sah uns 
von den Höhenstellungen auf dem Kamm beim Stellungsbau 
zu ohne zu stören, krst abends sehte flrtilleriefeuer ein und 
auf dem Plateau begann Maschinengewehr- und Handgrana¬ 
tenfeuer: erfolglos hatten sie dort in der Bacht angegriffen. 
flm nächsten Tag wurde unsere Stellung schon beschossen, 
flm IS. Juni zeitlich früh, sollte die Lroberung der verlorenen 
wichtigen Srabenteile und der Kote 2071, unter Beteiligung 
von kinheiten unseres Begiments, beginnen, wir zweifelten 
nicht am krfolg und hörten, daß wir die wiedergewonnene 
Stellung sodann besehen werden. Bespannt warteten wir die 
Bacht hindurch auf die flktion. vor flnbruch der Dämmerung, 
um 2.Z0 Uhr früh, begann schweres Leuer, deutlich war das 
dumpfere Buttern unserer Maschinen von dem der italieni¬ 
schen zu unterscheiden. Vas italienische Leuer wurde schwächer: 
drei grüne Leuchtraketen stiegen Uber der Porta auf. wir 
kannten das Zeichen — die Stellung war genommen, der 
Infanteriekamps verstummt. Die feindliche flrtillerie aber 
sehte voll ein, immer mächtiger, wütender... und bei Tages¬ 
anbruch schossen die italienischen Maschinengewehre wieder 
von der Höhe Kote 2071. vie flktion „flnna" der Division 
war mißglückt. 
von nun an waren die Italiener aufmerksam, nervös 
und ließen auch bei uns keine Bewegung mehr zu. flrtillerie 
sehte kaum mehr aus. Die anbefohlene flblösung unserer 
Kompagnien kostete bereits Verluste, von den Höhen des 
Monte Lefre, jenseits des Suganatales, konnte der Leind die 
Westseite unseres Hanges flankieren. Tag und Bacht arbeiteten 
wir jeht fleißig an unseren Stellungen, flbends stellten Pa¬ 
trouillen die Verbindung mit dem Begimente aus dem Plateau 
her. In den obersten steilen Lelsgrat der viecispihe, als äußer¬ 
sten rechten Llügel der Suganatalbrigade, legten wir Leid- 
wachen. Bachts kamen Sappeure vom pasubio. Ver Bau der 
Stellung, wobei allerdings nur an verbindungssteige, flus- 
schußstellen mit dürftigster Deckung und Vertiefung der Lels- 
löcher gedacht werden darf, war beendet, fluf dem vorterrain 
lag ständig Sperrfeuer, vom Plateau dröhnte Befechtslärm: 
Infanterie-, Maschinengewehr-, Handgranaten-, Minen- und 
flrtilleriefeuer hielten ununterbrochen an. 
In der Bacht vom 18. zum 19. Juni steigerte sich die Be¬ 
schießung im Vrtigara-flbschnitt zum Trommelfeuer, während 
wir unbelästigt blieben und fast ungestört ruhen durften. Um 
0.30 Uhr früh begann plöhlich eine furchtbare Kanonade, flm 
Kamm der Vrtigara herrscht lebhafte Bewegung. In dichten 
Kruppen erklettert Infanterie den Steilhang. Ls sind Italiener, 
fllpini, man erkennt sie an ihren kurzen Badmänteln, wieder 
seht schlagartig ein flrtillerieorkan ein. Linzelne Körper fliegen 
mit Lelstrümmern in die Lust. Um 8.30 Uhr oormittags wird 
es unheimlich still, wir haben die Katastrophe des 2. Baons 
des 4. Begimentes der Tiroler Kaiserjäger miterlebt, in die 
ohne ihr verschulden, drei Kompagnien des Infanterieregi¬ 
mentes 14 mit hineingerissen werden — der Leind hat den 
Monte Vrtigara genommen! 
wir rückten auf unserem Kamm näher zur viecispihe, zwei 
Züge legten sich an den Sipfelgrat. flrtillerie beschoß diesen 
Baum, wo richtigerweise Beseroen vermutet wurden, flm 
19. Juni nachmittags begann das auf Malga Livaron ver¬ 
bliebene Halbbaon unter Major Szilleg den flufstieg zur Lima 
Vieri, von einem Sattel unter der Höhe Kote 2835, auf dem 
zwei Maschinengewehre der Vergführerabteilung standen, war 
der Westhang des Brates äußerst schwierig zu überschreiten, 
vielleicht sahen die Italiener vom Monte Lefre aus die Be¬ 
wegung, denn sie eröffneten das Leuer mit kkrasitgranaten, 
die mit verderblicher Sicherheit in die Leisen oberhalb der 
mühsam kletternden Kolonne einschlugen. Unglaublicherweise 
waren troh der Steinlawinen keine Verluste zu verzeichnen. 
Ver eingesehene Lelssteig führte in eine schattige, gut gedeckte 
steile Schneerinne, in deren Mitte ein großes Lelsloch will¬ 
kommene Bast bot. vor dem Kamm wurde aus der Binne 
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