Volltext: Linzer Hessen

Erst gegen 5 Uhr nachmittags wurde die Verschiebung 
westwärts zur Ablösung der Kompagnie Oberleutnant Zeiß- 
berger (1. Kompagnie, Infanterieregiment 14) vollendet und 
hiemit der Anschluß an die kaiserjäger wiederhergestellt, denen 
mein Vetachement in den folgenden lagen unmittelbar unter¬ 
stellt blieb. 
weil der für den Z. Juni geplante Angriff in letzter Stunde 
widerrufen und auf die nächste Nacht verschoben wurde, 
erhielt ich nunmehr vom Untergruppenkommando der Kaiser¬ 
jäger den Vefehl, meine Kompagnie für 9 Uhr abends bereit¬ 
zustellen und den Angriff auf den Monte Siove durch demon¬ 
stratives vorgehen gegen feinen Osttzang wirksam zu unter¬ 
stützen. Lebhaftes, bis gegen Mitternacht andauerndes Bewetzr- 
feuer auf dem Gipfel dieses Berges ließ das vorgehen 
der Kaiserjäger vermuten. Kur; darauf erreichte mich der tele¬ 
phonische Befehl in die Ausgangsstellung zurückzugehen, ohne 
daß wir unmittelbar mit dem Leinde in Berührung geraten 
mären. Ver Angriff der Kaiserjäger war mißlungen. 
vie Zeit vom 5. bis zum 9. Juni wurde nur zum geringsten 
Teil für den notwendigen Ausbau der eigenen Linie ver¬ 
wendet, alles war auf Angriff abgestimmt, vie italienische 
Infanterie verhielt sich vollkommen untätig. Voch konnte 
man von lag zu lag eine erhöhte feindliche Artillerietätigkeit 
feststellen, während bei unserem Eintreffen nur die vorzüglich 
eingeschossene Summanobatterie ihre Anwesenheit in empfind¬ 
licher weise fühlbar gemacht hatte, tauchten nun täglich neue 
Batterien auf. ver Monte Summano schien von den Italienern 
zu einem Bollwerk ausgebaut zu werden. Sprengschüffe zur 
Nachtzeit ließen auf Kavernenbau schließen, und selbst bei 
lag konnte man auf seinem Bücken überall lebhaftes Betriebe 
bemerken. Banze Artilleriebaone waren dort tätig. Leider 
wurden diese durch unsere Artillerie wenig gestört, und der 
Leind nützte diesen Vorteil weidlich aus. 
Lür den 12. Juni war endlich der allgemeine Angriff auf 
den Monte Biove festgesetzt. Meine Kompagnie und die berg¬ 
wärts anschließenden Kaiserjäger hatten wie beim ersten An¬ 
griff als selbständige Bruppe am Bsthang des Monte Biove 
vorzustoßen, lrotz schwerster Opfer gelang es uns nicht die 
am Kamme hart ringenden Kameraden zu entlasten, wo immer 
wir auch angingen, trafen wir auf stark verdrahtete, betonierte 
Bcäben, die der Leind dicht besetzt hielt und mit heftigstem 
fjandgranatenfeuer verteidigte, vie lzauptgruppe auf der 
Kammlinie erstürmte wiederholt den blutigen Berg, konnte ihn 
aber wegen des furchtbaren Artilleriefeuers nicht halten. 
Um 7 Uhr abends vollzog sich die Loslösung vom Leinde, ver 
lag war schwer gewesen, den erhofften Erfolg hatte er uns 
nicht gebracht. Ebensowenig glücklich endete ein am 13. Juni 
wiederholter Angriff. Es war der Schlußakt der großen Offen¬ 
sive." 
während die 3. und die halbe Maschinengewehrkompagnie 
noch bis zuletzt an den im Mai so verheißungsvoll begonnenen 
Kampfhandlungen tätigen Anteil nahmen, waren die drei 
anderen Kompagnien im Beserveverhältnis geblieben. Bach 
Abschluß der Kämpfe auf dem Monte Biove rückte das Ve¬ 
tachement zum Baon ein und mit diesem nach lonezza, einer 
neuen Bestimmung entgegen. 
Vie anfangs Juni auf dem nordöstlichen Kriegsschauplatz 
eingetretenen unheilvollen Ereignisse hatten unterdessen die 
Einstellung der Offensive und den schweren Entschluß erzwun¬ 
gen, in einer geeigneten Linie wieder zur Abwehr zurückzu¬ 
kehren. Vies bedingte zwar nicht die volle vreisgabe des 
gesamten eroberten Beländes, wohl aber die Zurücknahme der 
vordersten lruppen in die für die vauerstellung ausgewählten 
Punkte, vorerst sollten diese durch die Beserven besetzt werden, 
dann erst der BUckmarsch der vorne befindlichen Kampftruppen 
beginnen. Im Zuge dieser Maßnahmen gelangte das Baon 
in den Baum um den Monte Limone. 
wie sie in die Zolle gingen 
sMonte Limone.) 
(23. Juni bis 5. Juli 1916.) 
Am Abend des 23. Juni besetzte das Baon den Baum bei 
Vallo am Limone, das Infanterieregiment 39 übernahm im 
Anschluß die Verteidigung des Limonekopfes. In der Nacht 
auf den 24. räumten die vorne befindlichen Begimenter die 
Stellungen vor Arsiero, in den Morgenstunden wurde das am 
Luße des Limone gelegene italienische Werk Lornolo gesprengt. 
Vumpf dröhnte es zu den lzötzenstellungen herauf, wie ein 
Brollen gegen das Schicksal. Um 3 Uhr früh durchschritt das 
letzte Nachtzutbaon die neue Verteidigungslinie. Arsiero war 
den Italienern — zurückgeschenkt! 
Vas Baon suchte die neue Stellung nach Kräften auszu¬ 
bauen und zu befestigen. Man begann auch vratzthindernisse 
zu ziehen, doch ließ der Mangel an Blaterial vorerst die Her¬ 
stellung eines wirklich Schutz gewährenden Hindernisses nicht 
zu. Auch bot das Belände wenig veckung gegen die feindliche 
Artillerie, und die wenigen Notunterstände genügten nicht für 
die Unterbringung der Kompagnien. So wurde denn fleißig 
geschanzt und gebaut, um sich ehestens einzurichten und die 
Stellung in verteidigungsfähigen Zustand zu fetzen. Aber auch 
der Leind wurde nicht aus den Augen gelassen. Täglich ent¬ 
sendete Offizierspatrouillen suchten festzustellen, wie weit die 
Italiener itzre Linie vorschoben. Itzr tastendes vorgehen war 
mehr als vorsichtig und behutsam. In den letzten Junitagen 
hatten sie noch nicht einmal vangelista erreicht. 
Eine bis dorthin vordringende, von Leutnant kern geführte 
Patrouille fand den Ort noch frei, konnte aber das Ansteigen 
feindlicher Kräfte gegen den Limonekopf feststellen, erhielt von 
dort auch Leuer, das jedoch, auf große vistan; abgegeben, 
wirkungslos blieb. Am nächsten Tage fand die Patrouille des 
Lähnrichs Steinacker den Ort vangelista schon besetzt und mußte 
sich heftig beschossen, zurückziehen. Ven Italienern war unter¬ 
dessen, wie am 4. Juli eingebrachte Befangene aussagten, zur 
Kenntnis gelangt, daß starke österreichische Kräfte auf den 
russischen Kriegsschauplatz abgegangen seien. Man rechnete 
italienischerseits mit einem Bückzug der Österreicher auf die 
Werkslinie und Preisgabe des gesamten eroberten Beländes. 
Diese Anschauung über die Lage löste bei den Italienern 
Angriffe aus. Im Mittelpunkt ihrer Anstrengungen stand der 
Monte Limone, den sie nur schwach besetzt wätznten. Sie griffen 
datzer vorerst ohne Artillerie an. wochenlang währte der Kampf 
um diesen Pfeiler des österreichischen verteidigungssgstems, 
von allen Seiten wurde er angegangen. 
Am 4. Juli versuchte der Italiener bei X/14 sein Blück. 
Um 3 Uhr früh begannen Teile der italienischen Infanterie- 
regimenter 209 und 210 gegen die Stellungen des Baons 
anzusteigen. Ver Baonskommandant Hauptmann Hantken, 
der eben feine Stellung abging, war der erste, der die An¬ 
näherung des Leindes wahrnahm. Er alarmierte unverzüglich 
feine Kompagnien und traf die Anordnungen für einen heißen 
Empfang der ungebetenen Bäste. Sie zielten im wesentlichen 
dahin, die sehr sorglos vorgehenden Italiener vorerst in die 
Schlucht, deren oberen Abschluß das Baon besetzt hatte herein¬ 
zulassen und sie dort durch das Llankenfeuer der für diese 
Aufgabe überaus günstig aufgestellten Maschinengewehre zu 
vernichten. 
ver Plan gelang vollkommen. Vas Maschinengewehrfeuer 
trieb die Leinde von einer Schluchtseite zur anderen, sperrte 
ihnen den Bückzug und zwang sie, ihr Heil im Aufwärts¬ 
dringen zu suchen. Vas führte den Leind aber vollends ins 
verderben. Port oben harrten seiner die Kompagnien, die 
auf nächste Vistan; die Ansteigenden nicht nur mit Bewehr¬ 
feuer und Handgranaten überschütteten, sondern auch nach 
altbewährtem Muster mit Steinlawinen empfingen, deren 
Niedergehen furchtbare Lücken in die Beihen der dichtmas¬ 
sierten Angreifer riß. 
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