Volltext: Linzer Hessen

in begreifliche Unruhe verfehle, liefen von allen Seiten dem 
vermeintlichen Durchbruch zu, und so gelang es diesen Slück- 
licheren durchzuschlüpfen, was trat, aller Tapferkeit nicht 
durchdrang, erlitt das traurigste Soldatenschicksal, das einer 
vieljShrigen bitteren Sefangenfchast!" 
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Jn voller Würdigung der treuen Pflichterfüllung der Loston- 
verteidiger zollte nach dem Fall des Berges der Landesver- 
tcidigungskommandant, Seneral der Kavallerie Vankl, der 
heldenmütigen Vesahung mit folgenden warmen und bemer¬ 
kenswerten Worten feine uneingeschränkte flnerkennung: 
„Die Lostonbesatzung hat nach wochenlangen Kämpfen und 
heldenmütigem fiusharren ihre Stellung vor übermächtigem 
Feinde räumen müssen und ist beim Zurückgehen — wie es 
scheint — allergrößtenteils gefallen, denn die braven liessen 
haben, dessen bin ich sicher, sich nicht leichten Kaufes den 
falschen welschen ergeben. 
Das Vaonskommando X/14 hat die Hamen aller auf 
dem Loston in Verwendung gestandenen Offiziere und Mann¬ 
schaften evident zu führen. Ich behalte mir vor, die 
seinerzeit aus der Sefangenschast Bückkehrenden entsprechend 
ihren Verdiensten zur nachträglichen fluszeichnung zu be¬ 
antragen. Vas Infanterieregiment 14 wird mir seinerzeit zu 
berichten haben." 
fluf die Sesamtlage wirkte dieser nur scheinbar kleine 
Mißerfolg doch unheilvoll. Durch die Lroberung des Monte 
Loston hatte sich der Feind eine günstige Offensivbasis ge¬ 
schaffen und einen flrtilleriebeobachtungspunkt von aller¬ 
größter Wichtigkeit gewonnen. Ver ganze Folgaria-flbschnitt 
litt darunter bis zur Mai-lIffensive ISIS. 
„Vie immer fest dreinschlagenden Vierzeliner" 
splaut—pioverna.j 
(3. bis 8. Oktober ISIS.) 
weil durch die Sefangennahme der 1. Kompagnie auf dem 
Monte Loston das Vaon nur mehr über drei Unterabteilungen 
verfügte, wurde die um die Mitte des Monats September, 
unter dem Kommando des Oberleutnants Fjugo Irrt einge¬ 
troffene Marschkompagnie nicht wie üblich in die Kompagnien 
aufgeteilt, sondern als neue 5. Kompagnie dem Vaon ein¬ 
verleibt und mit der Vesehung zweier Stühpunkte auf dem 
Dürer, im flnschluß an die pioverna fllta betraut. Dort ver¬ 
blieb sie auch noch weiterhin, als am 1. Oktober die 2., 
3. und 4. Kompagnie aus ihren Stellungen — Coe, Ost- und 
West-Plaut, Val Orsara, beziehungsweise Malga parisa — 
abgelöst und als Veserve des Sruppenkommandos Zolgaria 
in das Val Orsara rückverlegt wurden, um nach den auf¬ 
reibenden lehten Wochen wieder ein wenig Vuhe zu genießen. 
Doch schon der 3. Oktober brachte neue Kampfhandlungen 
und machte die kjoffnung auf eine Kurze krholung zunichte. 
Vach vorangegangenem starken prtilleriefeuer überfiel der 
Italiener in den späten Vachmittagsstunden des 3. Oktober, 
begünstigt von einfallendem vebel, den am vordhange des 
Ost-Plaut in der Znfanterielinie befindlichen flrtüleriebeobachter 
und drang gleichzeitig, nach Überwältigung der wegen des 
prtilleriefeuers schwach gehaltenen lagesbesahung der kaiser¬ 
schützen, mit mehreren Kompagnien in die Sräben des Ost-Plaut 
ein. Bevor der Kommandant dieses Stützpunktes seine flb- 
wehrmaßnahmen treffen konnte, gelang es den angreifenden 
Bersaglieri der vegimenter 2 und 4, einen Großteil der 
Sräben aufzurollen und sich darin sestzusehen. 
So lagen die Verhältnisse als die zur wiedercroberung des 
Ost-Plaut vorbefohlene 3. Kompagnie fLeutnant Wellenreiter), 
die bis zum 1. Oktober diesen Teil der Stellung beseht gehabt 
hatte, gegen 6.30 Uhr abends bei der die Val-Orsara-Stellung 
haltenden Landsturmkompagnie eintraf, ver sofort zur Wieder¬ 
gewinnung des flrtilleriebeobachtungsstühpunktes am vord- 
hang des Ost-Plaut, in die Tücke zwischen diesem und Val 
Orsara, eingesetzte Zug des Fähnrichs Boedl wurde von der 
lföhe mit Infanteriefeuer überschüttet und mußte sich unter 
erheblichen Verlusten daraus beschränken, quer über den lzang 
einen schütteren Insanterieriegel zu ziehen, wodurch ein wei¬ 
teres Vorbrechen des Feindes in diesem slbschnitte für die 
Folge verhindert werden konnte. 
flber auch den übrigen Zügen der 3. Kompagnie, die sich 
mittlerweile im Schutze des Waldes auf die kuppe des Ost- 
Plaut verschoben hatten, gelang die Erfüllung der ihnen ge¬ 
stellten flusgabe nur teilweise. Die durch die Ungunst 
des Seländes und das flrtilleriefeuer, und durch das 
rings um den Stützpunkt verlaufende eigene Draht¬ 
hindernis bedingte Unmöglichkeit einer Lntwicklung zwang 
die Kompagnie, den Kampf in den Sräben zu führen, von 
denen allerdings, im Verein mit den kaiserschützen, ein Sroß- 
teil vom Feinde gesäubert werden konnte, vur im vordersten 
Teil des Srabensgstems leisteten die eingedrungenen Ver- 
saglieri erbitterten widerstand. Sie von dort zu vertreiben, 
gelang den bereits stark geschwächten Zügen nicht. Sie mußten 
sich damit begnügen, das rückeroberte Seländc bis zum kin- 
treffen der übrigen zwei bereits angekündigten Kompagnien 
X/14, die nach witternacht im kampfgelände einlangen 
sollten, gegen alle weiteren flngriffsversuche zu halten. 
Durch die in den ersten Morgenstunden tatsächlich erfolgte 
Vereinigung des ganzen Baons gegenüber der Linbruchsstelle, 
war die Sefahr eines weiteren Vurchbruches gänzlich gebannt. 
Um aber jeden immerhin möglichen Vückschlag zu vermeiden, 
wurde die 2. Kompagnie in die lediglich durch eine Feldwache 
gesicherte Mulde zwischen Ost- und West-Plaut vorgezogen, 
während die halbe 4. Kompagnie unter Fähnrich Sünther, 
über Befehl des Baonskommandanten lzauptmann Zanauschek 
neuerlich, außerhalb der Kampfgräben, zur viederringung des 
Feindes vorgehen sollte. Ver versuch scheiterte an der Wach¬ 
samkeit des Feindes, dessen Maschinengewehrseuer die Stürmer 
in kürzester Zeit unter schweren Verlusten zur Rückkehr in die 
Sräben zwang. Bis in die Morgenstunden hielt nun der lzand- 
granatenkampf und das Bingen um jede Srabentraverse mit 
größter Festigkeit an. 
5rst als sich die Morgennebcl allmählich zu zerteilen be¬ 
gannen, schien der bis dahin zäh und verbissen kämpfende 
tapfere Feind die flussichtslosigkcit eines weiteren Haltens der 
eroberten Srabenteile einzusehen. Langsam und unauffällig 
begann er die Sräben am Ost-Plaut zu räumen. Trotzdem 
wurde seine flbsicht rechtzeitig erkannt. Sofort nachstoßende 
flbteilungen konnten außer einigen gefangenen zwei Ma¬ 
schinengewehre und zahlreiche sonstige Waffen als Beute ein¬ 
bringen. Die in den geräumten Sräben aufgefundenen Toten 
und verwundeten ließen die feindlichen Verluste als bedeutend 
erkennen, pber auch die Heffenkompagnien beklagten 20 Tote 
und 68 verwundete. 
Liner kleinen Episode dieses Tages sei hiebei noch gedacht. 
Sie mag Zeugnis geben von dem hohen kampfwerte, der sol¬ 
datischen Tüchtigkeit und dem Heldenmute des den Hessen 
gegenübergestandenen Feindes vom Ost-Plaut, flls Leutnant 
Wellenleiter nach vollständiger Säuberung der Sräben die 
wiedergewonnene Stellung in Begleitung zweier Unteroffiziere 
zu wiederholten Malen durchschritt, um deren Neubesetzung 
in die Wege zu leiten, kamen sie einigemal an einem mit 
schwerer Kopfverletzung scheinbar tot daliegenden Bersagliere 
vorbei. Noch war keine Zeit gewesen, sich den Toten zu 
widmen, und so war auch dieser unbeachtet liegen geblieben. 
Da schien es einem der Unteroffiziere, als wäre noch Leben 
in dem regungslos Daliegenden; er teilte die Wahrnehmung 
seinem Kompagniekommandanten mit. flls sich dieser über 
den scheinbar Toten beugte, schlug der Bersagliere die pugen 
auf — und erhob sich ohne fremde sjilse. Über sein seltsames 
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