Volltext: Linzer Hessen

Boon X/14" flbschied zu nehmen. Hur ungern sah man beim 
flbschnittskommando das Baon scheiden, das von den Statten 
seiner ersten kampfersoige weg neuen heißen Kämpfen und 
bitteren Berlusten, aber auch neuen Lorbeeren entgegenging. 
„Selbst ist der Mann!" 
sMonte Loston.) 
s5. bis 24. September 1915.) 
fl in 30. flugust um 2 Uhr früh brachte der Zug das Baon 
nach Laldonazzo. 3m Bereiche der feindlichen schweren flr- 
tiilerie erfolgte die fluswaggonierung in vollster Buhe. Erst 
am Bortage war der Bahnhof das Ziel der weittragenden 
Beschuhe gewesen, Laldonazzo selbst glich einer Buine,- Brand¬ 
granaten hatten furchtbar gewirkt. 3m tiefen Bachtdunkel 
bot der Ort den flnblick einer lotenstadt. Bas Panzerwerk 
Lima, der linke Pfeiler des Werkgürtels von Lavarone, wurde 
gerade von 35-Zentimeter-Schiffsgeschühen unter Leuer ge¬ 
halten. Bumpf dröhnte der Linschlag der krepierenden Bra- 
naten herüber, biihartig zuckte es am Gipfel durch die 
schwarze Bacht. war dieser Empfang ein Omen? 
Unter dem grollenden Beschühdonner erstieg das Baon die 
sjochfläche auf der Lentastraße und verblieb als Bruppen- 
reseroe einige Tage in Lhiesa. 5s war dort ein recht unruhiges 
Hausen, denn lag und Bacht bestrich die weit überlegene 
feindliche flrtilierie die sjochfläche. Bald ging es weiter nach 
Losta. 3n der Zeit vom 3. bis zum 0. September wurde das 
Baon in die Kampffront vorgezogen. Bon dieser Zeit an 
oblag für volle vier Wochen die Berteidigung des einige Kilo¬ 
meter langen, an der Loe-Stellung beginnenden und über 
Wolga Loe, West- und l3st-B>aut, Bai Brsara, pioverna fllta, 
Monte Loston, Burer, Malga Secondo posto verlaufenden 
Lrontstückes auf dem Lolgaria-Platcau dem X. fjeffenbaon, 
unterstüht von schwachen flbteilungen oberösterreichischer 
Jung- und liroler Standschühen. 
Ls mögen in den späteren Kriegsjahren erfolgreichere 
Waffentaten vollbracht worden sein, eines steht ganz gewiß 
fest: größerer Heldenmut und hingebungsvollere Opferwillig- 
keit als in dieser Zeit konnten sicherlich niemals verzeichnet 
werden, was die hervorragende Mannschaft in diesen schweren 
und schwersten lagen litt und leistete, grenzt an legendären 
Heldenmut. 3eder einzelne war ein Held, und die Komman¬ 
danten in der damaligen Kampsepoche sind heute noch stolz 
darauf, solche Soldaten befehligt zu haben! 
Bie Stellung des Baons, durch den häufigen Wechsel der 
Berteidigungstruppen nur wenig und ohne jede liefengliede- 
rung, nach einem überholten Sgstem mit vereinzelten ring¬ 
förmigen Stühpunkten ausgebaut, war vom Leinde verschieden 
weit entfernt. So betrug die Bistan; auf dem rechten Llllgel 
sLoe-Stellungj kaum 100, vor der Mitte splaut) zirka 1600 
Schritte. Bem Monte Loston gegenüber lag der 3ta!iener 
auf Steinwurfweite. Gestatt durch das ununterbrochene, 
genau flhende feindliche Beschühfeuer der maskierten Batterien 
und Werke, schritten die Befestigungsarbeiten nur sehr lang¬ 
sam vorwärts. 
flm 15. September begannen die 3taiiener die infanteri- 
stische flktion gegen den Monte Loston, den am weitesten 
vorgeschobenen, ungefähr 2 Kilometer vor der eigenen Stel¬ 
lung befindlichen Stühpunkt, der von der 1. Kompagnie sOber- 
leutnant lenschert) beseht war. Bach zweimaligem vergeblichen 
flnlauf änderte der Leind seine laktik. Jedem weiteren Blut¬ 
vergießen ausweichend, schnürte er mit vielfacher Übermacht 
den Monte Loston von der Hauptverteidigungslinie ab, was 
ihm am 10. September auch wirklich glückte. Lin Bereitein 
dieses Unternehmens war aus Mangel an genügenden Be- 
serven nicht möglich,- auch die eigene flrtilierie war zu schwach, 
die völlige Linschiießung durch Sperrfeuer zu verhindern. Ohne 
jeden Berpflegungs- und Munitionsnachschub, ganz und gar 
auf sich selbst angewiesen, boten die tapferen Lostonverteidiger 
dem Leinde nichtsdestoweniger mannhaft die Stirne. Boch was 
auch der feindlichen Übermacht im Kampfe nicht gelang, sollten 
die grinsenden Bespenster Hunger und Burst und der Mangel 
an Munition vollbringen. Wohl wurde mit drei herangezo¬ 
genen Baonen ein Bcgenangriff zum kntsah der Loston- 
besahung versucht,- doch das Schicksal dieses Lelsennestes 
Konnte nicht verhütet werden. 
Oberleutnant Maximilian lenschert erzählt hierüber: 
..Beim Beziehen der Stellungen, anfangs September, wurde 
es mir freigestellt, entweder die Besahung des Monte Loston 
oder die der pioverna fllta abzulösen,- ich wählte ohne lange 
zu zögern, den bereits recht gefährdeten Monte Loston. Mit 
drei Zügen ging es nun über die Malga secondo posto in eine 
muldenartige lalsenkung, durch schütteren Wald ansteigend 
auf den Berg. Bie 3taliener bemerkten die flbiösung und 
zwangen uns zu weitem flusweichen nach Osten, doch konnte 
die am meisten gefährdete Stelle, eine nur noch wenige Schritte 
vom Stühpunkt entfernte Waldblöße mit kleinen Bruppen 
im Laufschritt ohne Berluste passiert werden. Linzeln — der 
Burchlaß im Brahthindernis gestattete es nicht anders — 
gelangten wir in das 3nnere der Stellung. Brei kaiserschühen- 
und ein Pionierzug wurden ordnungsgemäß abgelöst. Ber 
flbschied nehmende kaiserschühenleutnant sagte mir noch beim 
kräftigen Händedruck: ,Ba, höchste Zeit, daß ich da runter 
kann. Bie Entscheidung über den Loston fällt in den nächsten 
lagen,- die 3taliener sind schon so nahe heran, und wir haben 
zu wenig Kräfte, um ihr weiteres Borarbeiten zu verhindern? 
Ber eigentliche Stühpunkt war in dem verwitterten Leis- 
gipfei des Loston wie in einem hohlen Zahn angelegt. Baselbst 
wurden zwei Züge untergebracht. Bie Lücken zwischen den 
Lelspartien waren durch Brustwehren slrockenmauern aus 
Bruchsteinen) geschloffen. 3n eine teilweise aus Basenziegeln 
hergestellte Llankierungsanlage gab ich den Z. Zug. Segen 
Westen war die Gipfelstellung besonders leicht zu verteidigen,- 
hier fiel der Leis steil ins lal ab. Ber Pionierzug, der mit 
den kaiserschühen abmarschiert war, hatte die flusbesserung 
der durch Bolltreffer verursachten Beschädigungen nicht ganz 
vollenden können. 3hre Behebung bildete nebst dem flusbau 
zweier Kavernen meine erste Sorge. Bie neuerrichteten Be- 
obachtungsstSnde auf den Lelsköpfen hatten höchstens eine 
Stundenexisten;,- die feindliche flrtilierie rasierte sie glatt weg. 
Sehr bösartig waren die italienischen Brabengeschühe auf der 
Losta d'flgra,- jeder einzelne Mann wurde von ihnen aufs 
Korn genommen. Sie ließen uns keine Buhe. Man sah die 
außerordentliche Begsamkeit des Leindes und das stete Bäher- 
rücken seiner Bräben, die uns wie Breiszangen im Westen, 
im Osten und schließlich auch im Borden immer enger um¬ 
klammerten. wir waren dagegen machtlos. 
flm 16. September wollte ich die flrbeiten in den uns 
zunächst liegenden feindlichen Bräben mit unserem 10-Zenti- 
meter-Minenwerfer stören,- der zweite Schuß krepierte im 
Bohr, drei Mann wurden dabei verwundet. 
Bis zum 1?. September beschränkte sich der Leind auf 
das Bortreiben seiner Sappen und auf scharfe Patrouillen¬ 
unternehmen. Bas flrtilleriefeuer hörte nie auf, unsere lele- 
phonverbindungen waren ständig unterbrochen. Bie größte 
Beunruhigung aber bereitete mir die Störung des Zuschubes, 
flm IS., um 1.30 Uhr früh, begann der Leind von der Malga 
Lostone her mit etwa sechs Kompagnien und von der Osteria 
Liorentini her mit einem fllpinizug den ersten flngriff auf 
den Lostonkops. Bie lelephonverbindung hatte er schon Stun¬ 
den vorher durchschnitten, über ISO Meter Braht fehlten. Ber 
flrtilleriebeobachter konnte gerade noch die eigenen Werke 
um Unterstühung bitten, dann hörte jede Berbindung auf. 
wir halsen uns mit Baketensignalen. folgender Zwischenfall 
möge die Lage beleuchten, flls ich wieder einmal versuchte, 
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