Volltext: Linzer Hessen

die in höchster Tlot befindlichen österreichischen Kameraden im 
lravenanzestal auch von dieser Seite her zu unterstühen,- leite 
dieser Kompagnie befanden sich bereits im flbstieg gegen die 
kuppe Kote 1780, somit die Bückzugslinie des Leindes ge¬ 
fährdend. 
flls in den Abendstunden die deutschen Bundesgenossen 
das lal bei dem lehtgenannten Punkte erreichten, waren die 
Italiener unter Zurücklassung von loten, verwundeten und 
Kriegsmaterial bereits in ihrer flusgangsstellung vom Vortag. 
Vie anfangs so bedrohlich erscheinende läge hatte sich dank 
der unerschütterlichen Standhaftigkeit und Kaltblütigkeit des 
Verteidigers gründlich geändert. Statt des erhofften leichten 
Sieges hatten die Italiener wieder nur eine empfindliche 
Schlappe davongetragen, lrohdem sehte der Leind wenige 
läge nach dieser Kampfhandlung seine Bemühungen, sich in 
den Vefih des lraoenanzestales zu sehen im südlichen leil 
fort. Uber Nacht hatten sich feindliche flbteilungen mit Ma¬ 
schinengewehren auf der lima Lalzarego, einem kahlen, über¬ 
ragenden Lelsglacis eingenistet und beschossen von dort aus 
die Stellungen auf dem lol üei Bois und auf der Lorcella di 
lravenanzes in Llanke und Bücken. Zu ihrer Vertreibung 
wurde ein Baon Bagern in das lal verlegt, das zunächst, 
weil ein flngriff ohne flrtillerievorbereitung und Unterstühung 
nur mit unverhältnismäßigen Verlusten möglich gewesen wäre, 
die abgekämpften bisherigen Verteidiger ablöste. Vie Beste 
der halben 2. Kompagnie rückten zu dem mittlerweile nach 
loblach zwecks Lrholung verlegten Baon ein." 
Kein Wanken und kein Weichen 
sBothek—Mahenboden—Seikofel.) 
(31. Juli bis 29. flugust 1915.) 
In den lehten lagen des Monates Juli übernahm fjaupt- 
mann Sustav Zanauschek des kaiferfchühenregimentes 2 an 
Stelle des erkrankten kjauptmannes sjantken das Baons- 
kommando und erhielt zugleich den Befehl, mit dem Baon 
wieder in das Sertener lal abzugehen, um dort die aus 
kaiserschühen bestehende Vesahung abzulösen. 
flm 31. Zull traf das Baon um die Mittagsstunde in 
Sexten ein, und war gerade beim Menagieren, als der Leind 
den Vrt das erstemal während des Krieges unter Leuer nahm, 
ven flnmarsch der Kompagnien hatte der feindliche flrtil- 
leriebeobachter auf den Brei Zinnen bemerkt, und das 
Zerstörungswerk nahm feinen lauf, flllen, die es miterlebt 
haben, blieb das linschlagen der ersten Sranate unvergeßlich: 
sie explodierte im sjause des Bürgermeisters von Sexten und 
verursachte den lod der ganzen Lamilie. vie lähmende flngst 
der Bevölkerung — der Vrt war nicht geräumt worden —, 
die schreckensbleichen Sesichter der Lrauen und Kinder, dies 
alles ansehen zu müssen, war unendlich traurig, vier Stunden 
später brannte die Kirche, und nach zwei lagen war der 
ganze blühende Vrt in Llammen aufgegangen. 
Vie flblösung des auf sjornischek—Bothek und Mahen¬ 
boden befindlichen kaiferschühenbaons erfolgte vom Leinde 
ungestört in der Nacht. Vie 2. Kompagnie, die Maschinen¬ 
gewehrabteilung und eine Standschühenkompagnie befehlen 
Bothek, die 3. und die 4. Kompagnie die Stellungen auf fllt- 
sjerberge und Mahenboden. Vie 1. Kompagnie und die Pionier¬ 
abteilung blieben als Beseroe aus lzollbruckeck. Mit allem 
lifer wurde der weitere flusbau der Steilungen betrieben: 
neue Verteidigungsgräben wurden ausgehoben, sjinderniffe 
nach Maßgabe des zur Verfügung stehenden Materials auf¬ 
gestellt und die noch äußerst einfachen Unterkünfte verbessert. 
Ver rechte Nachbar des Baons auf dem Seikofel waren Ab¬ 
teilungen des bagrischen Infanterie-leibregimentcs. 
flm 4. flugust griff der Leind bei Morgengrauen Bothek 
an: die 2. Kompagnie hatte einen ihrer schwersten läge, llber- 
fallsartig waren teile eines italienischen Baons in die Sräben 
eingedrungen, stundenlang währte der erbitterte Kampf um 
die beherrschende sjöhe. wir folgen nun der Schilderung des 
Stühpunktkommandanten von Bothek (Vberleutnant vichgtil): 
„flm 4. flugust wurde in den ersten Morgenstunden wie 
gewöhnlich, die verstärkte Nachtbesahung aus den Kampf- 
gräben zurückgenommen. Nur wenige Leute blieben als Ve- 
obachtungsposten darin, weil tagsüber ein unbemerktes fln- 
schleichen des Leindes, der sich in weiter Lntfernung gegenüber 
befand so gut wie ausgeschlossen schien, während er in der 
Nacht, begünstigt durch das tosende Bauschen des vor der 
eigenen Stellung in die liefe stürzenden kaarbaches (dieser 
bildete die Beichsgrenze) und das von tiefen kinschmtten 
durchfurchte Selände, leicht und unbemerkt an unsere Vraht- 
verhaue herankommen konnte. 
kaum befanden sich die vor lagesanbruch abgelösten 
Mannschaften in ihren Unterständen, sehte piöhlich flrtillerie- 
seuer ein. Sleich daraus stürzte ein Mann atemlos aus der 
Kampfstellung mit der Meldung zu mir: ,vie Italiener sän 
dost wie sich später herausstellte, hatten sich im vunkel der 
Nacht zwei Baone des toskanischen Infanterieregimentes 92 
bis knapp an unsere Stellungen herangeschoben und beim 
ersten flushellen des werdenden lages unsere verminderte 
Srabenbesahung überfallen. Vort, wo ihnen die Sprengung 
der sjinderniffe glückte, waren sie bereits in unsere fast leeren 
Sräben eingedrungen. 
kurz waren die Befehle an die inzwischen alarmierte Be- 
sahung. Lähnrich Nippel erhielt den flustrag, die Sräben vom 
Leinde zu säubern. Basch und gründlich wurde die flufgabe 
vollzogen, vie kjandgranatenpatrouille des Zugsführers Schie¬ 
fermager zeichnete sich dabei hervorragend aus. Voch kaum 
war die Bückgewinnung der Sräben gelungen, als der Leind 
mit neuen flbteiiungen gegen den ihm soeben entrissenen 
Gipfel anstürmte. Bitter ernst schien er es diesmal zu nehmen, 
um in den Besih dieser wichtigen sjöhe zu gelangen, flber die 
Maschinengewehre der flbteilung Leutnant panitschka, die aus 
ihrer überhöhten Stellung den kampfgraben vollkommen be¬ 
herrschten, lichteten unbarmherzig die Beihen der flngreiser, 
bevor sie noch die sjinderniffe erreichten, was dennoch durch¬ 
kam, wurde im Nah- und ljandgranatenkampf niedergemacht, 
lrohdem stürmten die Italiener immer wieder bis in die ersten 
Vormittagsstunden, fln einer breiten Lntwicklung Lurch unsere 
vorgeschobene Llankenstellung am kaarbach gehindert, waren 
die feindlichen flngriffe auf einen verhältnismäßig schmalen 
Baum beschränkt, also tief und massig. 
Segen 19 Uhr vormittags erlahmte die Widerstands¬ 
kraft der stark hergenommenen Verteidiger diesen sich immer 
erneuernden flngriffen gegenüber. Lähnrich Bippel war 
durch Kopfschuß gefallen, Leutnant panitschka durch eine 
feindliche sjandgranate verwundet. Vie brave kompagnie¬ 
mutter, Bechnungs-Unteroffizier Leidwebel Beininger, der sich 
mitgerissen von der Kampfwut der anderen ebenfalls in das 
fjandgemenge gestürzt hatte, fiel — und mit ihm eine große 
flnzahl der übrigen Verteidiger, fluch der nimmermüde Zugs¬ 
führer Schiefermager, mit feinen sjandgranaten stets dort zu 
finden, wo Mann gegen Mann gekämpft wurde, und der 
mehrere Male am bedrohtesten Vrt ausschlaggebend einge¬ 
griffen hatte, war schwer verwundet worden. Mangel an 
sjandgranaten und an Munition begann einzusehen. Vie eigene 
flrtillerie, deren Wirkung gegen die Sammel- und vor- 
rückungsräume des Leindes ich wiederholt erbeten hatte, 
lappte vorerst — mangels eines Beobachters in der Infan¬ 
teriestellung — mit ihren Schüssen im Vorgelände umher. Ver 
später in lrient auf unaufgeklärte und tragische weise ums 
Leben gekommene Leidwebel Nelböck, unter dessen Kommando 
die kaarbachstellung stand, mußte sich gleichzeitig in Llanke 
und Bücken von feindlicher Infanterie angegriffen, zum fluf- 
geben dieser, für die östliche Llanke Botheks so außerordentlich 
wichtigen Stellung entschließen. 
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