Volltext: Linzer Hessen

Di t österreichische offensive im Irentino — Die italienische Degenoffensive — 
Der Col del Hosso11 
Bereits feit Ende februar (1916) hotte das Kommando 
der 1. flrmee von einer Konzentration feindlicher Truppen mit 
Offensivdrohung im Gebiet der Hochflächen Kenntnis erhalten. 
Ende Mär; verdichteten sich die Vorzeichen und verlangten 
größere Aufmerksamkeit. von diesen Anzeichen informiert, 
pruste das Oberste Kommando die zu ergreifenden Maßnah¬ 
men, um der Befahr entgegenzutreten. Tatsächlich erhielt die 
1. flrmee in der ersten Hälfte Mai eine Verstärkung von 6? 
Baonen und 2 Beservedivisionen,- die Artillerie wurde um 
etwa 29 Batterien verstärkt. 
Es muß gesagt werden, daß Beneral Eadorna sich bis zum 
lehten flugenblilk weigerte, die Möglichkeit einer großen öster¬ 
reichischen Offensive im Trientinischen zuzugeben. 
Er dachte, das österreichische Kommando würde sich nicht 
entschließen können, im Zeitpunkt einer drohenden Wieder¬ 
aufnahme der offensive der Bussen den besten Teil seiner 
Truppen und seines Materials in einer im Verhältnis zu den 
anderen kriegsschauplähen so ausgefallenen und mit tech¬ 
nischen Schwierigkeiten so sehr bedachten Begend zusammen¬ 
zuziehen. 
Vie Österreicher wählten den Angriff, der seit Friedens- 
zeiten gelehrt worden war: Einbruch über die Hochstächen von 
Vielgereuth, Eafraun und flsiago ins venezianische, in die 
Flanke des italienischen Hauptheeres. Ziel der Linie Thiene— 
Baffano. 
Bet große bis in die kleinsten Befalls sorgfältig vorbe¬ 
reitete Angriff war für den 15. flpril festgesetzt worden,- man 
mußte ihn mehrmals wegen des Schnees auf den Höhen ver¬ 
schieben. Endlich wurde er mit Tagesanbruch des 15. Mai er¬ 
öffnet. 
Die erste pstase des Eingriffes 
flm 15. mit Tagesanbruch donnerte die feindliche Artillerie 
auf die ganze Front vom Bardafee bis zum Lol San Biovanni 
(bei der Quelle des Mosobachs, der in die Brenta fließt), mit 
besonderer Heftigkeit auf die Stellungen links der Etsch und 
auf der Hochfläche von Folgaria. Vas feindliche Feuer wuchs 
immer Heftiger und heftiger an, wie man es damals auf 
unserer Front noch nie erlitten hatte. Ohne daß es nachließ, 
begannen gegen 7 Uhr die ersten Angriffe der Infanterie, vie 
Bräben waren durch den Orkan von Beschossen unhaltbar ge¬ 
worden,- die dezimierten und von der Heftigkeit des Ansturms 
überraschten Verteidiger mußten rasch zum Bückzug schrei¬ 
ten .. . 
Plateau von folgatia 
fluch auf den Hochflächen begann das feindliche ArtiUerie- 
feuer am 15. Mai in der Frühe. Beschösse großen Kalibers 
fielen sogar auf flsiago und forderten einige Opfer unter der 
Bevölkerung. Kur; vor Mittag griffen die Kerntruppen des 
Erzherzog-Thronfolgers zwischen Monte Moroni« und Soglio 
d'flspio an. In den Stellungen erster Linie setzte ihnen die 
Brigade Lagliari, vom flrtilleriefeuer erschüttert, hartnäckigen 
widerstand entgegen. Aber nach einem Tage des Bingens, 
mußten unsere Truppen der Zahl der gegnerischen Infanterie 
weichen und sich auf die Widerstandslinie Monte Toraro— 
Lampomolon—Tonezzaspiflen zurückziehen. Indessen war diese 
Linie den österreichischen Forts Voffo del Sommo, Sommo fllto 
und Eherle sehr nahe, die Feuer spien, ver Feind hatte eine 
klare artilleristische Überlegenheit und seine Infanterie voll¬ 
führte gewaltige Angriffe. 
In der Bacht des 19. mußten sich die Verteidiger von der 
Linie des Lampomolon in die Front Monte flralta—Monte 
*) flmadeo Tosti: „Italien im Weltkrieg 1915/18." Französische 
llberset,ung von Fernand Hagward, Seite Z25. 
Limone—Barcarola zurückziehen. Eine Bruppe fllpini, zwischen 
dem Monte Toraro und Losta Mesole entfaltet, deckte mutig 
den Bückzug, bot dem Feind die Spitze und schlug wiederholte 
Angriffe zurück. 
während dieser Zeit zog der Feind rasch seine Artillerie 
auf den Lampomolon vor und nach einigen Tagen begann 
er das darunterliegende Becken von posina—flstico zu be¬ 
schießen. Er zwang uns nochmals zum Bückzug auf die Berg¬ 
linie des Bovegno, das letzte Bollwerk vor der Ebene. 
Vie zweite Phase der offensive 
Man kann annehmen, daß der erste Abschnitt der feind¬ 
lichen Offensive mit dem Bückzug der Truppen unserer ersten 
flrmee auf die Linie Monte flltissimo—Serravalle—Loni 
Zugna—pasubio—Bovegno—flunta Corbin usw. endete. 
Seit den letzten Tagen des Mai begann der Feind gegen 
diese Linie eine Beitze kräftiger Stöße, die sich am hef¬ 
tigsten gegen den Abschnitt Pasubio—Bovegno und gegen den 
Bergrand auf der Hochfläche südlich flsiago richteten, um 
unsere letzten Bergstellungen zu brechen, die itzn noch von der 
ersehnten Ebene trennten. 
während dieser Zeit warf unser Oberstes Kommando rasch 
andere Truppen und andere Kampfmittel in die Schlachtfront, 
vom 15. Mai bis Ende des Monates langten bei der 1. flrmee 
95 neue Baone und mehr denn 290 Stück Beschütze ein. (wäh¬ 
rend der Kämpfe vom 15. Mai bis 15. Zuni verloren wir un¬ 
gefähr 259 Stück Kanonen, doch waren sie zum Broßteil un¬ 
brauchbar zurückgelassen worden.) 
überdies hatte man in Voraussicht der Möglichkeit, daß 
wir das ganze Berggelände verlieren würden, seit dem 
21. Mai die Aufstellung einer neuen flrmee mit aus der 2. 
und Z. flrmee gezogenen Elementen und mit neu gebildeten 
Einheiten (die 5. flrmee mit dem VIII., XX., XXII., XXIV. und 
XXVI. Korps und einer, später zwei kavalleriedivisionen) be¬ 
schlossen. vie Ausgabe dieser neuen flrmee wäre gewesen, dem 
Feind in dem Fall die Spitze zu bieten, als es itzm glückte in 
die Ebene vorzudringen. 
flm 5. Zuni war die 5. flrmee bereits im Vreieck: Padua— 
virenza—Litadella vereinigt. Beneral Frugoni, Kommandant 
der 2. flrmee wurde zur Führung befohlen, vorübergehend 
wurde die zweite flrmee mit der dritten unter dem Kom¬ 
mando Seiner königlichen Hoheit des Herzogs von flosta ver¬ 
einigt. Um diese gewaltige Truppenmasse von einem Abschnitt 
der Front an den anderen zu bringen, war ein enormes 
Sgstem von Transportmitteln nötig, das mit bewunderungs¬ 
würdiger Schnelligkeit und vollkommener Ordnung wirkte. 
Vie ersten feindlichen Angriffe gegen unsere neuen Stellun¬ 
gen im Abschnitt flstico—Posina begannen am Morgen des 
25. Mai. Bach sieben Stunden wütender Beschießung griffen 
sehr dichte Kräfte am Monte Limone, oberhalb flrflero an 
und zwangen die zwei Baone fllpini, die die Stellung ver¬ 
teidigten zum Bückzug aus die Höhe Bedentore. flm nächsten 
Tag ging auch diese Stellung verloren und unsere Front wurde 
auf die Linie Monte flralta—Monte Biove—Monte Lengio 
zurückgenommen. 
während dieser Zeit spielten sich in der Begend des pasubio 
hartnäckige Kämpfe ab. Port versuchte der Feind umsonst 
unsere großartige, fast legendäre Verteidigung auf den harten 
blutigen Felsen zu brechen. Unter dem Hagel der feindlichen 
Schläge troff der Boden von Blut?) Vagegen wurde die Lage 
im Abschnitt Bovegno immer drohender und drohender, flm 
29. verloren wir, dem Vruck immer stärkerer Kräfte weichend 
-) wörtlich: von wo zugleich die Erde und das Blut unter dem 
Hagel der Schläge des Begners floß. 
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