Volltext: Linzer Hessen

lid] überwachte und mit aller knergie die stockende Bewegung 
in Fluß brachte, Line lat, nur dem in ilirer vollen Bedeutung 
erfaßbar, der die Situation an sich und besonders die auf dem 
Sattel Kote 408 am flbend des 11. kennt. 
13. September: 
Ich bin nicht abergläubisch im landläufigen Sinne, aber der 
13. ist ein Unglückstag. 
Um 2 Uht früh trifft die von uns angesprochene Unter- 
stütjung, zwei Kompagnien des Infanterieregiments 11 mit 
vier Maschinengewehren und einem technischen Zug unter 
Kommando des kjauptmanns Schubert bei meinem Stand¬ 
punkte ein. 
kin starkes Sewitter bricht los, angenehm empfinden wir 
ln der Ireibhaushitze die erfrischende kühle und die Wohltat, 
den ununterbrochen schwitzenden Körper trocken zu bekommen. 
Ba geilt schon wieder der Bus durch die dunklen Bänge: 
„Bie katzinger sän da!" 
In drei Minuten ist alles alarmiert. Oberleutnant pernklau 
bringt die nun reichlich vorhandenen Maschinengewehre in 
Stellung, Leutnant Frauendorfer und lzauptmann Srundner 
verschießen eine Menge Leuchtraketen. 
Bas heftige Sewehrgeknatter am rechten Flügel wird von 
den eigenen Brannten verschlungen und um 4 Uhr früh ist 
der italienische Eingriff, im toten Baume des Sabrielesüd- 
hanges, der gegen die Bordwestrippe dieses Berges zieht, glatt 
abgeschlagen. 
Bun werden leite meines Vaons vom Infanterieregi¬ 
ment 11 und der eigenen Beserve s4. ffalbbaonj abgelöst. 
ks ist ein Marterweg. Im heftigsten italienischen ver¬ 
geltungsfeuer, im grellen Lichte der feindlichen Scheinwerfer, 
ohne erkennbaren Steig im Steingerölle, haben ihn zwei Züge 
des lzauptmanns Srundner anzutreten. 
Ber leichenbesöte Verbindungsgraben führt zu scheinbar 
unbehebbaren Stockungen, aber es muß sein, denn der Mor¬ 
gen naht und dann ist jede Bewegung ausgeschlossen. 
Vreimal wird der Marsch angeseht, die Mannschaft ist 
willig und brav — es find erstklassige Soldaten. 
vie Ablösung gelingt. Oberleutnant Ortner geht mit Ner¬ 
venschock ab. Leutnant Marke! und Kadettaspirant kallischka 
werden vermißt. 
vie Sorgen erdrücken mich wieder, denn der Stühpunkt 
„Bord" ist unerreichbar. Schweres Sperrfeuer trennt ihn von 
der eigenen Linie. 
In der Kaverne treffe ich den Infanteristen Zeiteiberger der 
3. Kompagnie, der in die Front gehört, voch ich konnte ihm 
nicht böse sein, denn troh eingehendster Befragung bleibt er 
dabei, daß der Best des Stützpunktes noch immer von dem 
heldenhaften Zugsführer Failmager der 5. Kompagnie, wenn 
auch nur mehr mit elf Mann, gehalten wird. 
Ls ist kaum zu glauben, da sitzt ein Unteroffizier mit 
seinem Bäuflein seit 11. September früh, vollkommen isoliert 
vor der Front, lebt von italienischen Vorräten, erbeutet zwei 
Maschinengewehre. Mit dem kompletten schießt er als aus¬ 
gebildeter Maschinist selbst, denn er findet Munitionsverschläge 
und holt das Wasser von einer Quelle, die auch die Leinde 
benützen müssen, vabei böllert die eigene und die feindliche 
flrtillerie in ihn hinein. 
Ich rüste sofort eine krpedition aus. kin Zug von 11 und 
halber von der eigenen 13. Zeitlberger geht mit um die Wahr¬ 
heit seiner Meldung zu beweisen. 
Leider sind die ??er nicht zusammenzubringen und der 
nahende Morgen zwingt zur Verschiebung des Unternehmens. 
Ver lag ist in der Stellung gegen die vorhergegangenen 
eigentlich ruhig. Vas feindliche Leuer liegt auf der Kammlinie 
und wie immer auf allen flnmarschwegen. 
Vie Sonne strahlt vom wolkenlosen Bimmel. Sör; liegt 
schimmernd zu unseren Lüßen, wir sehen das Meer. 
Mit der Wirklichkeit ein schneidender Kontrast, denn um 
uns ist ein schauerlicher Friedhof. ver Seruch ist unerträglich, 
obwohl die „Bessen" in der Kaverne fleißig Ordnung machen. 
Oberleutnant lersch ist eingerückt und übernimmt die 
5. Kompagnie. Leutnant pölzgutter hat sich von dem Stein¬ 
schlage, Leutnant waitzer von dem Schock erholt, beide gehen 
wieder in die Stellung, vafür ist der arme Feldwebel kalten- 
brunner gefallen und Feldwebel Börnreiter vermißt, zwei 
brave, tüchtige Soldaten. 
Um 6 Uhr nachmittags sehen wir einen italienischen flngriff 
auf den Gipfel zusammenbrechen. 
ver größte Teil des Srabens bleibt tagsüber unbesetzt, 
alles ist in den Kavernen bis auf die Beobachter und meine 
ganz vorzüglich arbeitende Bcobachtungspatrouille aus Unter¬ 
offizieren. Ich kann es riskieren, denn mir wird jede kleinste 
Bewegung gemeldet und die flrtillerie ist luchsäugig und 
wachsam. So können die Verluste ganz bedeutend vermindert 
werden. 
Ob ich beiderseits Verbindung habe, konnte bisher nicht 
mit Sicherheit festgestellt werden. Mit der schweren flufgabe 
die so wichtige Frage zu lösen, habe ich den schneidigen Leut¬ 
nant Sepp Fischer betraut. Seit Stunden kriecht er in den 6e- 
röllhalden umher, ich erwarte nichts mehr von ihm. va 
kommt die ersehnte Meldung, die er im Stockfinstcrn — die 
laschenlampe benützen wäre sicherer lod gewesen — hinter 
einem Steinblock gekritzelt haben muß. kin Kunststück ist dir 
kntzifferung, aber sie gelingt und bringt Klarheit: 
ver Inhalt: „Nach links Verbindung, nach rechts unmöglich, da 
unter dem schwersten NUncnfeuer, Leinde nichts zu bemerken, alles 
ruhig. Lischer, Lt." 
vie Verpflegung klappt heute ganz anstandslos, ja man 
schleppt sogar Menage für zwei lzonvedkompagnien zu uns 
herauf, was offenbar irrtümlich geschehen, aber das kostbare 
Essen wieder hinunterzusenden füllt niemandem ein. Vie Bessen 
bezwingen auch das spielend. 
Ich habe die Lage ehrlich geschildert und soll morgen 
abgelöst werden, vie ganze Bacht über deckt heftiges flrtillerie- 
feuer die Stellung, doch erfolgt kein flngriff. 
vie eigene flrtillerie streut alle feindlichen Sammelräume 
ab. Fast hätten wir endlich einmal schlafen können, aber die 
entsetzliche Fliegenplage und der vurst nebst der wieder ein¬ 
getretenen Backofenhitzc machen dies unmöglich. 
vie loten werden in der Schlucht vor der Kaverne unter 
Steinen gebettet, der Boden schließt jede Beerdigung aus. 
14. September: 
lagsüber bleiben wir fast unbelästigt, nur die Verbin¬ 
dungswege stehen unter andauerndem Feuer. 
Um 3 Uhr nachmittags kommt mein flblöser, ein lieber, 
netter Bäcsi von der 1?cr lzonved. 
20 
303
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.