Volltext: Linzer Hessen

Monte S. Gabriele 
646 
Laufgraben 
zum a 646 
Kronbergsattel 
408 
Kaverne XLl 
Standpunkt Rgt.KdoJ.R.14 
Im Hintergründe Hügeln der Hochfläche von Bainsizza 
Ravnica 
Serpentinenstraße über Schloß kronberg nach Kör; 
Blick auf Süd- und Osttzang des Monte San Gabriele Standpunkt Rordwesttzang Monte San Daniele, stütze ca. 4S0 m 
läge ein Regiment verschlingt und gewiß, wenn auch nicht 
eingestanden vielleicht täglich den Bescher wechselt? 
Major Malina macht noch einen versuch beim Regiments- 
Kommando den Angriff zu verschieben, da die in den frühesten 
Morgenstunden unternommene krgänzung der dringendst ge¬ 
brauchten Verpflegung und Ausrüstung, ganz kläglich aus¬ 
gefallen ist. flls er ersähet, daß die krgänzung der Aus¬ 
rüstung erst Knapp vor dem Aufstiege, beim Standpunkt des 
Abschnittkommandos (Rote 408) erfolgen könne, gibt er 
seinem Bedenken Ausdruck, daß dadurch die rechtzeitige 
Bereitstellung zum Angriff und das Gelingen der Unter- 
nekmung in frage gestellt sei. 
„Ver Angriff muß erfolgen." Oberst v. Vittorelli stellt selbst 
unter dem furchtbarsten Brücke von oben und die taktische 
Zwangslage läßt jede Bitte bei Len höheren Kommanden 
ganz aussichtslos erscheinen. 
flm Nachmittag besucht der Korpskommandant fürst Schön¬ 
burg mein Baon. kr tzat den Vlutweg nicht gescheut, um die 
Mannschaft noch einmal zu sehen und zu sprechen, wie ge- 
wötznlich Kommt er allein, nur von einem fülirer begleitet. 
kr spricht ernste und gütige Worte, läßt nicht im Zweifel, 
warum dieses Opfer verlangt werden muß und was von der 
Wiedereroberung und Betzauptung des Gabriele alles abtzängt. 
vurchlaucht Schönburg gehört zu den oft und gern ge- 
setzenen vorgesetzten im Schützengraben. Seine selbstverständ¬ 
liche lapferkeit ist otzne Pose. 
ver Mann empfindet unbewußt, daß ein Aristokrat vor 
itzm stehe, der das noblesse oblige auch auf den Weltkrieg 
übertragen. 
Seine spartanische Einfachheit spricht sich tzerum und wir 
wissen, wie rücksichtslos scharf er die Korruption packt. 
Ich kann wotzl betzaupten, daß wir alle nach dem Besuche 
berutzigter an die flusfützrung der tödlichen Aufgabe schritten. 
Vas Baon tzat um 7 Utzr abends den Abmarsch zu be¬ 
ginnen. Zwei Stunden srützer in die Stellung besotzlen, mache 
ich mich mit meinem Adjutanten, Leutnant frauendorfer, 
schweren lZerzens, um 5 Utzr nachmittags auf den weg. Meine 
Sorge gilt den Kompagnien und itzrer fützrung. 
vie Strecke ist ganz entsetzlich. Pis wir uns dem Sattel 
Kote 408 nätzern, über den die vorzügliche Straße vom ler- 
novanerwalde in das liebliche wippachtal nach Sör; führt, 
setzt das feindliche flrtilleriefeuer ein, das tzeißt richtiger ge¬ 
sagt, dort hört es niemals auf, kann niemals auftzören, denn 
diesen wichtigen Punkt in Bezug auf unsere Verbindung, 
mußten ja die Italiener lag und Rocht unter feuer tzalten. 
Vas Karstterrain ist dort buchstäblich -zerfetzt, unbeeidigte 
Leichen und pserdekadaver liegen umtzer, kein lebendes Wesen, 
kein Rauch verrät tzier menschliche Stätten, ver Ort mag als 
vortzölle für den Gabriele seine Berechtigung tzaben, aber als 
Standpunkt für ein auch an Mannschaften zatzlreiches pd- 
schnittskommando, ist er übel gewätzlt. 
wir springen durch die Steine, durchklettern Volinen, 
ununterbrochen brausen die Vatterielagen tzeran, und solange 
die Kräfte reichen sucht man wotzl einen Steinblock als 
veckung. wir liegen sogar einmal tzinter einem stinkenden 
pserdekadaver, doch endlich ist die Verbindungskaverne er¬ 
reicht. Rach kurzer Rast wird der Sattel überschritten und im 
wotzltuenden Bergschatten des Gabriele, mit einem kundigen 
flltzrer versetzen, beginnt der zweite Teil, der eigentliche Auf¬ 
stieg. 
vie vunkeltzeit ist inzwischen tzereingebrochen. 
Ver vom feinde nicht eingesetzene Osttzang des Berges 
wirkt mit seiner Rutze so wotzltuend, aber das ist nur ein 
Stückchen, wo der Weg auf dem Südtzange weiterläuft, be¬ 
ginnt die lzölle wieder, ver kindruck wird durch die schmer¬ 
zend helle Scheinwerserbeleuchtung verstärkt, wir keuchen aus¬ 
wärts. Grausige Bilder überall: abseits gestellte, im Stiche 
gelassene feldtragen mit Leichen, das Gelände besät mit weg¬ 
geworfenen Gegenständen und als das Schrecklichste, die in 
den Löß des Pfades tzinein- und breitgetretenen loten. 
ver Gabriele ist in blendendes Licht getaucht, von allen 
Seiten vereinigen die feinde itzre Apparate auf den Berg — 
sie sind starr, nicht einen Augenblick lassen sie von itzrem Opfer. 
vunkelrot blitzen die krplosionen der schweren Geschosse 
und Minen. In den Kurzen Pausen steigen Raketen in allen 
färben gegen den stimme!, der dieses gewaltige, grausige 
kriegsbild statzlblau überwölbt. 
Ununterbrochen kracht der Bonner. Unter uns liegt Görz. 
Vunkel, nur von dem Mündungsseuer der feindlichen Ge¬ 
schütze, wie von laschenlaternen aus Sekunden beleuchtet. 
wotzin das Auge irrt, überall dieselben Lichterscheinungen, 
vom Monte Sabotin, der podgora, den Ufern des Isonzo 
bis tzinüber zu den Randbergen des voberdo-plateaus. kin 
grandioses Bild, ein gewaltiger, erschütternder Anblick. 
Und wo sind die grünen Matten, die kdelkastanienwäld- 
chen, die Rußbaumoasen des Gabriele? 
Zerstört, zerfetzt — wie in Krämpfen verzerrt ragen die 
Stämme mit dem verstümmelten Geäste gegen das firmament. 
Voch weiter getzt es, der Atem wird kurz. Man stolpert 
mechanisch vorwärts, die Kraft, der Wille, den Lichtkegeln und 
besonders beschossenen Stellen auszuweichen ist verbraucht... 
der lad ist gleichgültig geworden. 
kine neben uns Krepierende Granate wirft mich in ein 
Gesiecht von Stacheldratzt. Mein fuß ist wieder verstaucht, 
doch weiter getzt es, unentwegt weiter. 
Vie lrümmer des vörfchens Vonetti werden passiert, da 
läuft jetzt unser stoischer flltzrer sogar, dort zeigt er den ein¬ 
zigen Brunnen, der den ganzen Abschnitt mit Wasser versorgt. 
Vas wütende feuer der Italiener, der Kran; von Leichen um 
die Wasserstelle wird begreiflich. 
vie erste Kaverne ist erreicht, die Sanität tzaust darinnen 
— gepreßt voll mit Menschen, zwei firzte sind an der Arbeit. 
Rach Kurzer Pause Keuchen wir weiter, mit dem Rücken 
gegen Gör; und steil tzinan. 
Vie Bilder werden immer gräßlicher, um 10 Utzr abends 
ist das Ziel erreicht. Vas ZeitKalKul stimmt nicht, ich hätte 
um 7 Utzr 30 Minuten am Platze sein sollen. 
Line Riesenkaverne mit drei kingängen in beklemmend 
wüster Umgebung. 
lies getzt es in den Berg tzinein, mächtig sind die Pölzun¬ 
gen, erstickend tzeiß die Lust und die stötzlc ist überfüllt mit 
Menschen, kin Ventilator mit standbetrieb surrt in ununter¬ 
brochener Bewegung. Mit den laschenlaternen tasten wir 
weiter, überall setzen, altes Verbandzeug, am nackten Boden 
schlafende Soldaten, triefende wände — alles glitschig und 
stinkend. 
lief im Innern sitzt der Stab mit dem Kommandanten, 
Oberstleutnant Mischke vom Infanterieregiment 20. wir wer¬ 
den freundlich empfangen. 
Ich eile in die natze Stellung, doch zu orientieren gibt es 
in dem Ltzaos von Steinen, vratzt und Leichen nichts. Vas 
Scheinwerferlicht benimmt jede annätzernd richtige Vistanz- 
schätzung. ver Graben bis auf wenige Reste vollkommen zer- 
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