Volltext: Linzer Hessen

pm fjeldenberg der Hessen" 
Die 6ruppe Major fjeinrich Sauer 
von ¡bm selbst erzählt 
pm ZI. pugust 1917, während des herrlichen Lronturlau- 
bes in Linz, traf mich gerade beim Mittagessen, wie eine 
Bombe, das lelegramm: „Euer kjochwohlgeboren haben sofort 
zur Personalsammelstelle fldelsberg abzugehen, wo weitere 
Weisungen folgen!" 
fllso, da geht es in die 11. Zsonzoschlacht, in die Menschen- 
mühle. flddio! schönes Südtirol, wo ich mein vaon wieder 
übernommen hätte, ver Urlaub schnitt übel ab. ver Abschied 
von Weib und Kind war hart, weine Lrau glaubte mir die 
frommen Lügen, die ewigen Retablierungen und Reseroestel- 
lungen, mit denen ich ihre Sorgen einlullte längst nicht mehr. 
Jeden Urlaub bezahlte ich außerdem mit einer blutigen 
Schlacht, das war bei mir schon einmal so. 
flm Bahnhof der alte Jammer — ich mache das immer 
zu kjause ab — und nach Süden ging es, diesmal mit der 
wunderschönen pghrnbahn der Abkürzung wegen. 
Noch fünf Offiziere vom Begiment klaubte ich während 
der Heise zusammen, lauter Leidensgenossen. Ihnen hatte die 
vorzeitige Einberufung ebenfalls die kurze Lrholung versalzen. 
Line kriegsreise ist immer ein Lrlebnis und immer ein ver¬ 
wickelt unangenehmes. In fldelsberg erfuhren wir, daß dort 
niemals eine personalsammelstelle bestanden habe. 
Vie Wunder der Srotte sollten uns für den firger ent¬ 
schädigen, aber ein Etappenkrieger verlangte pro Kopf drei 
Kronen Eintrittsgeld. Entree in die Lronthöhlen ist umsonst. 
Seid hatten wir keines mehr, auch unser Bankier Leutnant 
Bemele versagte, wer konnte auch eine solche Seschäftstüch- 
tigkeit am Sihe des flrmeekommandos vermuten? Und so 
zogen wir, immerhin um ein Wunder bereichert, ab. 
sjungern brauchten wir nicht, denn die guten oberöster¬ 
reichischen Jungens hatten von wuttern sehr solide wehl¬ 
speisen mitbekommen und ich teilte redlich mit ihnen. 
kreuz- und Irrfahrten mit Bahn, fluto, wagen und zu 
Luß. In schönen Villen und bei wutter Srün geschlafen. Iroh 
der schauerlichen Instradierung erreichten wir endlich, am 
6. September nachmittags, in wk. Zablje das Regiment. 
Vie Lahrt hatte eine Woche gedauert. 
Ununterbrochenes schweres flrtüleriefeuer im Westen hör¬ 
bar, die 11. Isonzoschlacht ist im vollen Sange. Unglaubliche 
Serüchte durchschwirren die Lust, Sefangenentransporte ziehen 
vorbei. Eigene Bevölkerungskolonnen aus der Sefahrzone mit 
ihrem armseligen sjausrat abgeschoben, wandern ergeben in 
das Hinterland. 
fluf den Straßen ein scheinbar unentwirrbares Setriebe, 
überlagert von einer undurchdringlichen Staubwolke, die alles 
vermüllert. 
Blendende Sonne, die Luft zittert vor sjihe und die Ner¬ 
vosität spürt man bis in die Llngersplhen. 
Vas ist die Schlacht: Vas sollten sie einmal zu Ejause sehen, 
nur einmal erleben und die Unzufriedenheit würde ver¬ 
schwinden. 
Voch der pöstlingberg wird nicht kahl werden und keine 
welschen Kavernen erdulden. 
flm 7. September erreichen wir Lernizza nach beschwer¬ 
lichem warsche, bei einer ganz höllischen Temperatur, vie 
Richtung, in der das Regiment marschiert, wird immer fataler 
— der Blutberg Gabriele zieht uns unwiderstehlich an. 
*) Die Bilder sind etwa ein Jahr nach den geschilderten Kämpfen 
aufgenommen und geben nur ein ungefähres Bild der grausen 
Wirklichkeit, 
wir lagern unmittelbar bei der Ortschaft, in gleichgerichtet 
nach Norden streichenden prächtigen Schluchten. 
Mehrere Baonskommandanten-Versammlungen bringen 
Klarheit. 
vurchlaucht Schönburg-fjartenstein, unser korpskomman- 
dant, so» das Regiment für die Wiedereroberung des Monte 
Gabriele erbeten haben. 
wir werden am Osthange des Monte Vaniele bei pri per-i 
bereitgestellt — der flnmarsch ist schwer, liegt ständig im - 
heftigsten flrtüleriefeuer und ist im lehten vrittel vergast — 
kein Wasser... 
fluch die Mannschaftsurlauber sind brav eingerückt, an 
ihrer Stelle gehen Überzählige nach Ejause. sjeimlicher Jubel, 
denn das ist für die flbgehenden eine ganz märchenhafte Le¬ 
bensrettung. 
vom Kader aus Lin; sind viele Offiziere zur Lront ge¬ 
kommen — „Iheisinger-Ersah" — ein großes flustausthen 
beginnt im lehten Momente. 
Meine bewährten Kompagniekommandanten, die fast ein 
Jahr mit mir gekämpft, gehen alle ab. 
Jeder will bei mir bleiben, jeder erst nach dem Gabriele 
nach fjause gehen, wenn ich es wünsche. 
flber Befehl ist Befehl ... Und so bekomme ich vier neue 
Herren, vor einer so schweren flktion eine bedenkliche Sache. 
Vie Kompagnien sind wie folgt beseht: 
5. Kompagnie Oberleutnant i. d. Res. Mager, 
6. ,, ,, ,, ,, ,, kühnl, 
7. .. .. .. .. Ortner 
8. „ Hauptmann petternel, 
M.-S.- „ Oberleutnant i. d. lies, pernklau. 
flbgesehen von einigen Subalternoffizieren, die verblieben, 
waren mir außer dem Maschinengewehr-Kommandanten, 
die Herren unbekannt. 
Run beginnt der bitterböse Ernst. 
fl»e Luhrwerke und Steine werden zu Schreibtischen — 
jeder denkt noch an seine Lieben und um 8 Uhr Z0 Minuten 
abends marschiert das Regiment in Reihen ab. 
Oberst v. Dittocelli ist vorausgeeilt und Major Schuldes 
führt. 
Vie Straße, bedeckt mit knöcheltiefem Mehlstaub, ist ver¬ 
stopft mit Irain, denn nur in der Rächt ist der Zuschub zur 
Lront möglich. 
In den undurchdringlichen Staubwolken verschwindet der 
Mond, flb Schönpaß stellenweise drei Kolonnen, die hochbe- 
packte Mannschaft windet sich manchmal einzeln durch. Vie 
Kolonne reißt alle flugenbllcke ab und hie und da begrüßt 
uns ein Schrapnell, hoch in den Lüften explodierend. 
von der Lront dröhnt dumpf schwerster Kanonendonner 
und ein wahres Leuerwerk von Leuchtraketen sprüht über den 
Horizont. Um 10 Uhr abends erreichen wir die Straße 
Lapenje, dann geht es über Offegliano nach Lokooci—Zoirkü. 
vertraute Stätten aus früheren Isonzoschlachten, doch seht 
ist alles leer und verödet, die Menschen sind vertrieben. 
Um 11 Uhr nachts verschwindet das Regiment spurlos 
oberhalb Loke. fllles Rufen, pfeifen und Ordonnanzen umher¬ 
schicken ist vergebens. 
Major Schuldes, Oberleutnant v. kenzian, Leutnant 
Lrauendorfer, alles sucht ganz verzweifelt... mit dem läge 
beginnt ja die sjölle! 
Ich erwische die gueue meines Baons an ganz uner¬ 
warteter Stelle und erreiche das Hochtal von pri peöi. 
29?
	        
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