Volltext: Linzer Hessen

Der Kalvarienberg der „Stumpfen Zedern" Monte Ortigaraj 
Giuseppe Sticra: „L'Dpera degli fllpini, Littorio-Borna " 
Die schwärzeste — oder sagen wir richtiger — die röteste 
Seite der fllpini heißt der Drtigara. Dom phantastischen Hin¬ 
gen um diese Höhe lebt eine Überlieferung, eigentlich eine 
Legende wie von allem, was geheimnisvoll in Nacht und 
Grauen gehüllt ist. Don ihm fehlt noch heute ein sachlicher, 
uns befriedigender Dericht, der, nach amtlichen oder sonst 
glaubwürdigen Quellen, mit all den Gedichten und leiden¬ 
schaftlichen Meinungen, die von diesen Kämpfen erzählen auf¬ 
räumen würde. 
Die Qperationen waren gemessen an der Gesechtsweise im 
Gebirgskriege sicherlich ein Irrtum. Die Einreihung von über 
20.000 fllpini in eine Masse und diese als Linieninfanteric 
verwenden zu wollen stellt, wie wir schon eingangs bemerk¬ 
ten, einen militärischen $el)lgdff, eine Derkennung und Ent- 
artung des Kleinkrieges dar, für den nur der Dergbewohner 
geeignet erscheint. 
Hoch abwegiger war es, jene ungeheueren Katapulte vor¬ 
zubereiten, die im Herbste den ganzen feindlichen widerstand 
in der Dalsugana langsam aber zuversichtlich brechen sollten, 
während die Überraschung allein dies hätte rechtfertigen kön¬ 
nen. Ebenso war es der früh einsehenden Schneefälle wegen 
verkehrt, den Stoß mehrmals und schließlich auf den Sommer 
1917 (Juni) zu verschieben, wodurch dem Gegner reichlich Ge¬ 
legenheit gegeben wurde sich gründlich vorzubereiten und alle 
Mittel zum sicheren Dortragen der offensive auszunühen. 
Die österreicher waren nach der offensive im Irentino, 
im Desiße eines ausgedehnten und mächtigen Drüchenkopfes 
auf der Hochebene, der von der Dalsugana über den Monte 
Lampigoletti, Monte Lhiesa, Monte Forno, Monte Zingarella, 
Monte Mosriag, längs des linken lalrandes der Dal d'flffa 
sich südwestlich gegen den Monte Lirnon d'flrsiero hinzog. „Die 
Säuberung dieser Stellungen hätte es uns ermöglicht — er¬ 
klärt Ladorna in seinem Werke „Der Krieg an der italienischen 
Front" — nebst der erwünschten Dertiesung unserer Dertei- 
digung der Hochebene, sowohl die zu dieser Derteidigung auf¬ 
gebotenen Streitkräste ganz wesentlich zu schwächen, als auch 
eine größere Sicherheit zu gewähren als sie die lrienter Front 
während der offensive an der Zulischen Front zu bieten ver¬ 
mochte." Lühow schreibt Isiezu: „Hätte dieser D>an Erfolg ge¬ 
habt, wäre die Eindrückung swörtlich der Bruchs der öster¬ 
reichisch-ungarischen Front geglücht, was den Italienern mit 
einem Schlage die Herrschaft über die ganze Dalsugana er¬ 
öffnet und in der Folge den Derlust der gesamten flrtillerie 
des österreichischen III. flrrneekorps bedingt hätte." 
Es hätten eben zwei flrrneekorps eingeseht werden sollen, 
und zwar das XX. im Horden, das XXII. im Süden gegen 
den Monte Mosriag und den Zebio mit dem gemeinsamen 
Ziele sEinbruchsstelles auf die Losta di portule zwischen Dai 
d'flssa und Dal Galmarara. 
Zum XX. flrrneekorps gehörten die 52. Jnfanterietruppen- 
division sfllpinis in der Front von der flgneila zum Lampigo- 
letti und die 2g. Jnfanterietruppendioision von da bis ein¬ 
schließlich Monte Forno. Die empfindlichste Stelle, aus der 
man unvermittelt in die Dal Drenta ausbrechen konnte, war 
eben den fllpini zur Derteidigung anvertraut und war vom 
Feinde am stärksten befestigt und beseht worden. 
Es war dies die weitaus größte Massierung von Derg- 
bewohnern, die man bisher gesehen. Sie wurde vom General 
flngelo Lomo-Dagna-Sabina, einem Garden, befehligt. 
Diese massierten Streitkräfte bestanden aus zwei Gefechts¬ 
abschnitten mit sehr starken Daonen von je fast 1000 Mann, 
aus den flffentjahrgängen 1890 bis 1896, gehörig zum Stande 
der Hegimenter Hr. 1, 2, 5, 6, und zwar: 
Die Gefechtsgruppe s„Baggruppamento"j des Dberstbriga- 
diers Lornaro gliederte sich in die I. Gruppe (Oberst fl. Portas: 
Daone lirano sSibilles, Destone, Spluga spiazzas, Steloio 
sFoglias, Daiteilina sfllbengas; II. Gruppe (Oberst fl. Gazagnes: 
Daone Leva slrinchieris, Mondooi sGerbino-prorniss, Dicorca 
spanizzis, Dal lanaro, Dalstura. 
Zur Gefechtsgruppe sGefechtsabschnitt, Haggrupparnentos 
des Generals flntonino di Giorgio gehörten die 8. Gruppe 
(Oberst 0. Bagni) mit de» Daonen Clapier (Garibbo), Ellero 
sHauptinann Lavagnas, flrroscia (Chiato), Mercantour (Dollea); 
die 9. Gruppe (Oberst Stringa mit den Daonen Dassano sDe 
Decchis, Derona sHauptrnann Deilegs, Daido sDlivas und Sette 
Lornuni sMilanesios. 
Der Division gehörten weiters an die Gruppe Dberst Mau- 
tino sDaone Sarcarello und Dal Doras, die Drigade piernonte 
sJnfanterieregirnenter Z und 4s (Oberstbrigabler probat!), das 
Dersaglieriregirnent 9 sDberstleutnant Bedaellis, vier Kom¬ 
pagnien Geniesappeure und eine Kompagnie Gesteinsbohrer. 
Die flrtillerie zählte 82 kleinkalibrige Bohre, darunter 28 
Gcbirgsgeschühe sGruppen Hr. 22, 2Z und 24s, 16 Geschähe 
auf Iragtieren sGruppe Hr. 13), 38 Feldgeschühe sBegimenter 
Hr. 11, 12 und 53s sowie eine Gefechtsgruppe (Baggruppa- 
mentos Dombenwerfer. 
Durch etwa 15 läge schien jene Gegend in eine Höllen¬ 
grube voll Schrecken und lod verwandelt zu sein: wer heil 
davon kam behauptete nie zuvor dergleichen gesehen zu 
haben. 
flm 18. Zuni, etwa um 5 Uhr früh eröffnete unsere flrtillerie 
ein lebhaftes Feuer namentlich gegen die Bückzugslinien und 
die Kommanden des Feindes, wobei vorerst Geschosse mit er¬ 
stickender Flüssigkeit verwendet wurden, woraus die schweren 
Kaliber ihr Zerstörungsfeuer gegen die feindlichen Unterstände 
einfehten; beides jedoch mit geringem Erfolge, weil der Hebel 
gegen 8 Uhr früh sämtliche Ziele verschleierte. So konnten, 
wie Lühow bestätigt, die österreichischen Beserven selbst ohne 
Masken verschoben werden. 
Um 11 Uhr meldeten unsere Patrouillen, daß die mit Fu߬ 
angeln und Stacheldraht verstärkten Hindernisse tatsächlich 
noch sehr wenig niedergekämpft seien. Die Stellungen wur¬ 
den daher bis um 15 Uhr unter Geschühfeuer genommen, zu 
weicher Zeit unser flngriff vorgetragen wurde, und zwar: 
rechts gegen den flgnellapaß von Kote 2883 bis zur Kote 2101') 
die Kolonne Di Giorgio mit der 9. Gruppe in der vordersten 
Linie sdas Daon Dassano mit dem nachrückenden Daon Monte 
Daldos und gegen die Drtigara sdas Daon Sette Lomuni vom 
Daon Derona flankiert. Die Gruppe Hr. 8 und die Maschi¬ 
nengewehrkompagnien als Beseroe. Links die Kolonne Lor- 
naro zwischen Monte Lampigoletti und den Drtigara, vorzugs¬ 
weise die Dalle flgneila und die Losta ponari bestreichend, mit 
den Daonen Dal lamaro und Dal Stura als Beseroe. 
Der stolze Schwung der Unseligen bricht vor den ober¬ 
wähnten Derteidigungsstellungen, unter einem mörderischen 
Kreuzfeuer aus dem nächsten Dorgelände zusammen. Die uns 
noch vom flngriffe auf den Panettone sden pasubios her be¬ 
kannte Derwirrung und Derzweiflung bemächtigt sich unserer 
Beihen. In dieser fürchterlichen Enge, da weder ein Dorrücken 
noch ein Bückwärtssammeln möglich ist — Oberstleutnant 
Dliva des Daons Monte Daido, der Major De Decchi des 
Daons Dassano und fast alle Kompagniekommandanten 
sind gefallen — trachten die überlebenden, obwohl sie 
immer weniger werden, vom Feuer geblendet, unter dem 
Stöhnen der Derwundeten, von brennendem Durste geplagt, 
zwischen Leichen stolpernd, mit erbittertem Eifer die Draht¬ 
verhaue zu zerreißen, Lücken zu öffnen und vorwärts zu stür¬ 
men. fluch die Daone Destone, Dicorca, sowie Dersprengte des 
Daons Dal lamaro ringen vor den Derhauen der Losta po¬ 
nari. Das Daon Mondovi beklagt die Deriehung seines korn- 
i) Bei uns Kote 2021. 
293
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.