Volltext: Linzer Hessen

18. Infanterietruppendivision die vai Sugana ab Borgo räu¬ 
men. Vas Z. Korps wird vom linken Llügel aufgerollt. Leind- 
liche flrtillerie auf den beiden genannten Srenzbergen schießt 
die für das Z. Korps und die 18. Infanterietruppendivifion 
so wichtigen Bahnhöfe von Laldonazzo und Levico zusammen 
usw. vie möglichen Lolgen lestrt ein Blich auf die Karte. 
Meine Einrückung 
flm 10. Juni 191? ging der Linzer flusentstalt zu Lnde. 
Vurch meinen Stellvertreter wußte ich, daß die versprochene 
Bctablierung an den sterrlichen Usern des caldonazzofees, 
die nebst vielen Herren auch mir die glatte Vewilligung des 
Lrstolungsurlaubes verschafft statte — eine Lata Morgana 
bleiben sollte. 
Vie Zeitungen brachten Nachrichten über stestige flngriffe 
auf das Z. Korps und da war es nicht schwer zu erraten, wo 
ich mein braves Vaon finden werde. 
vie Lastrt verlief glatt. In Oberösterreich verdorrte die 
Lrnte, in Tirol verregnete es die Heumastd — eine verrückte 
Welt. 
In Irient gab es einen 24stündigen unfreiwilligen fluf- 
entstalt. Vas einzige fluto zum Korpsstandpunkte nach Vaitle, 
war auf läge stinaus befestt. Nun stieß es wieder einmal die 
Lüße in die Hand nestmen. von Innsbruck aus einen Sist tele- 
grapstisch zu bestellen, statte ich in meiner ktappenunkenntnis 
versäumt. Ich wollte ja zu keiner Lestoorstellung sondern in 
die Schlacht — und rechnete starmlos auf rasche Vesörderung. 
fluch das kostet Schweiß. 
Vis Laldonazzo ging es mit der Vastn. 
von dort marschierte ich in der angenestmen Gesellschaft 
des Majors Merle, Kommandanten des Leidkanonenregiments 
vr. ö, mit meinem braven Zran; über den Monte Bover und 
in strömendem Bcgen, aus breiigen wegen nach vezzena. wir 
schimpften sterzerquickend, vie drückende Hitze statte nachge¬ 
lassen. Vort ließ uns ein mitleidiger Lstauffeur aufsteigen, aber 
vor dem Korpskommando in Vaitle mußten wir sterunter, um 
den Wagenlenker keiner Strafe auszusesten. 
flm 12. Juni 8 Ustr abends wurde Lariri erreicht, viele 
flutos fustren vorbei, aber wir statten mit wenigen lobens¬ 
werten flusnastmen von istnen nur den Staub und Sestank. 
liier erfustr ich auch den genauen Standort meiner flb- 
teilung, die bereits bei der 12. Brigade als Beserve istren 
endgültigen Vestimmungsort erreicht statte. 
Vach einer gerustfamen vacht im Schlaffacke gestt es am 
1Z. Juni 11 Ustr vormittags zu Luß über den 1949 Meter 
stosten Vochettafattel zur 6. Infanterietruppendivifion. Natürlich 
nur mit Hilfe eines festr freundlichen Lstauffeurs, der uns auf 
der vaßstöste, die bereits im feindlichen schweren flrtillerie- 
seucr liegt, mit der ausdrücklichen vestimmung „als Hinter- 
wagenbelastung" aufnimmt. 
Vcr wagen schleudert weniger und man kann eine größere 
Scschwindigkeit entwickeln. 
fluf dem Sattel beginnt der Krieg. Vie Schrapnellwölkchen 
ober uns beweisen es, aber wir flisten darunter stinweg. 
kin leicht vergastes Loch wird mit zugestaltenen Vasen, 
unsere Sasmasken find mit dem Sepöck auf der Seilbastn, mit 
stöchster Sefchwindigkeit passiert und nach der feschen Lastrt 
empfängt uns, um 1 Ustr 15 Minuten nachmittags, bei der 
6. Infanterietruppendivifion echte Lrontgastlichkeit. 
Vis nun statten wir wostltätigen vebel. Line winterland- 
schast umgibt uns. 
Vas Vivisionskommando, wie überstaupt alle Brigade- 
und flbfchnittskommandostandpunkte am linken Llügel des 
Z. Korps, an der einzigen Zufastrtsstraße aneinandergcreistt, 
lagen zur Zeit unter fortwästrendem Sperrfeuer bei stöufiger 
Vergasung. 
kfier paßt die landläufige Vorstellung von den gerustfamen 
Siedlungen stösterer Zunktionäre absolut nicht, vie statten 
istren vollen flnteil an der Veschießung und waren lag und 
vacht gesästrdet. Bei dem manchmal lausbilderartigen Wechsel 
der verstältnisse an der Lront, der außerordentlichen Wichtig¬ 
keit des linken Llügels für ganz Südtirol und der stieraus 
entspringenden Verantwortung, war das Leben dort keine 
flnnestmlichkeit. 
flls Merkwürdigkeit füstre ich an, daß die Herren der 
Vivision mit umgestängter Sasmaske speisten, vies war bei¬ 
leibe keine übertriebene vorficht, das bewiesen die zastllos 
um das beengte Kommandogebäude liegenden schweren Blind¬ 
gänger und eine nichterplodierte 24-Zentimeter-6asgranate — 
unter dem WC. 
flm früsten Vachmittage ging es wieder weiter, statte den 
besten Lindruck gewonnen. Besonders der Seneralstabschef, 
Major v. Lies, mit seinen freundlichen braunen flugen blieb 
mir in selten angenestmer Lrinnerung. 
ver weg in die Lront ist ein schweres Stück. Gleich hinter 
dem Bieget, mit dem vamen Voffo del Line, lag die Straße 
unter Streufeuer. Vach anstrengendstem Marsche, die gesästr- 
detsten Stellen zwischen den flrtillerielagen durchlaufend, er¬ 
reiche ich mein nunmestriges Brigadekommando. 
Vas Sebirge wird immer düsterer, es regnet und in den 
Volinen liegt noch stoster Schnee. Vachmittags passiere ich das 
Begimentskommando vr. 1?, erreiche noch um 8 Ustr abends 
das flbschnittskommando des Oberstleutnants Ontl, um nach 
kurzer Bast den eigenen Standpunkt mit einem verläßlichen 
Begleiter zu suchen. 
Ich wurde schlecht gesüstrt. Ist schon der weg vom Be- 
gimentskommando 1? zum Oberstleutnant Ontl, zwischen 
schwarzen Schneemauern, im Sperrfeuerneste, grauenstast, so 
muß man die Kletterei in die Stellung im immer dichter wer¬ 
denden Seschoßstagel als fürchterlich bezeichnen. Ich gerate in 
den kampfgraben des 4. Vaons, winde mich durch seine Lels- 
trümmer bis zu den ?er-Zägern durch, um verirrt wieder um- 
zukestren. 
Vurch Schneetunnels und vollkommen unbesestte Sraben- 
teile gelange ich endlich vollkommen erschöpft in der Zirkus- 
doline bei den Meinen an. 
wer stat diesen Schreckensort so getauft? 
Zerfetzt und zerrissen wie ein ausgebrannter Krater, mit 
meterstostem Schnee, ein Lstaos von Balken, Brettern, Material 
und dazwischenliegenden Leichen, gleicht diese Stätte der Zer¬ 
störung dem Lingang in die Unterwelt. 
fluf ihre Bänder krachen ununterbrochen die Sranaten, 
kümmerlichen Schutz bietet die Kaverne, wo zusammenge¬ 
pfercht mein Stellvertreter Hauptmann Spazil, fldjutant Ober¬ 
leutnant Bauer, der Maschinengewestrkommandant Oberleut¬ 
nant pernklau, Leutnant Istieß, der Kommandant des Pionier¬ 
zuges, Leutnant Bemele und Lästnrich Vockschütz mit den 
Ordonnanzen und lelepstomsten aus mich warten. 
lierzlich ist die Begrüßung, wir staben ja fast durch 
V/-2 Zastre den Krieg gemeinsam erlebt und gute und böse 
läge im engsten Beisammensein verbracht, Hostläugig und 
zitternd vor Kälte, doch guten Mutes blickt der Stab in die 
Zukunft. 
Vie Kaverne stätte eine Hufeisenform bekommen sollen, 
doch die schützende Biegung ist kaum angedeutet — das Sanze 
unvollendet. 
So bildet sie ein offenes Prisma, jeder krplosionswelle, 
jedem Sprengstück erreichbar, vie den kingang sperrende 
Sandsackmauer ist stalb zerstört. 
Lin taktisch festr ungünstiger flufentstalt, weil auch die 
Beserve, zwei Züge 22er-Zäger unter Oberleutnant Lllkö, und 
der stalbe Sturmzug in den paar elenden Kavernen, größten¬ 
teils aber in den Schneelöchern der voline stausen. Zeder 
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