Volltext: Linzer Hessen

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Cblt. Franz kern, der meistausgezeichnete Lrontoffizier der flrmee, nach der Dekorierung mit dem Drden der kisernen Krone zweiter 
Klasse, auf der Schmelz in Wien 
ein Bild von der Schnelligkeit, mit der die italienischen Trup¬ 
pen dem Drucke der österreichischen Sieger wichen. Line herr¬ 
liche Straße fütsrte nach venas. Ost klastertief gesprengt, 
von unseren Sappeurkompagnien kunstvoll und dauerkast 
überbrückt, leistete uns die aus ihr von den Italienern gelegte 
Feldbahn vorzügliche Dienste. Nabe bei venas lagen fünf 
vom Feinde zum flbsturze gebrachte Lokomotiven. 
Durch freundliche Orte, im Vollbesitze ikres bürgerlichen 
Lebens marschieren die liessen, pm Fclsmassiv des flntelao 
mit 3264Meter und der Marcora (3135 Meters mit chren 
ewigen Schneefeldern vorbei, geht es nach dem lieblichen Lor- 
tina d' flmpezzo, diesem Juwel der Dolomiten, das mehr als 
zwei Jahre in welscher lzand geschmachtet. Die Stadt blieb 
gut erhalten, nur in einzelne fjäuser hatten Zufallstreffer 
Löcher geschlagen. 
Lntzückt schweift hier das fluge über die ungeheure Pracht 
der bizarren Felsenwelt. Da recken im Westen die weißen, 
3000 Meter hohen zerhackten Tosanas — mit den vielen 
Unterständen, wie Schwalbennester an Steilwände geheftet — 
ihre Türme zum lzimmel. Im psten blinkt des Monte Lristallo 
gewaltiges ffaupt. Lin wuchtiger Berg, im Frieden das ffoch- 
ziel der Touristen, die seine Schönheit andächtig bestaunten, 
im Kriege der Schauplatz erbitterter Kämpfe, von dem die 
Italiener in das kärntnerland spähten, das ihren Waffen für 
immer verschlossen bleiben sollte, ein Niese, um den einst 
Wahrheit und Legende Kränze flechten werden. 
slus dem herrlichen Decken am pomagognon (2441 Meter) 
führte die Straße bald über die letzte italienische Linie, ffier 
reiht sich Sraben an Sraben mit vorgelegten Kindernissen. 
Line Verteidigungsstellung, an der Mannesmut verzweifeln 
konnte. Der genialen ffeeresführung gegenüber, die diese 
Linie von rückwärts faßte, blieben die sechs hintereinander 
drohenden flnlagen mit ihren hundcrttausenden Metern Sta¬ 
cheldraht freilich wertlos. Den sie singend durchschreitenden 
Kessen zeigte dieses babglonische Vefestigungssgstem deutlich 
den Despekt, den Italien unseren mit der ganzen Welt ringen¬ 
den Kriegern zollte. 
Die Straße biegt durch das idgllische Schluderbach mit 
seinen kotelruincn und dem berühmten Monte piano im kinter- 
grunde, zieht am Dürren-, später am Toblachersee vorbei nach 
Deu-Toblach, das nun befreit von den Späheraugen der ita¬ 
lienischen veobachter, die welsche Zerstörungswut nicht mehr 
zu fürchten braucht, flm 6. Februar trifft das Degiment nach 
einer fünftägigen fröhlichen, in herrlicher Sonne verlebten 
Wanderschaft in Toblach ein und wird mit zwei vaonen in 
dem Barackenlager „Daßwand", mit einem in fllt-Toblach 
einquartiert. Dun erfährt man erst, daß es — durch kaiser¬ 
liche Snade — auf einige Zeit in die Deichshauptstadt verlegt 
werden so». 
Ls war also doch wahr geworden, was niemand glauben 
wollte, und Freude erfüllte alle Semllter, als die Züge aus 
der rauhen Kälte des puftcrtales nach Norden dampften. 
Da lag die Kaiserstadt. Der Steffl, der Jahrhunderte vor¬ 
überziehen gesehen, schaute mit der gleichen Verwunderung 
wie die wiener selbst auf das Sturmregiment, das helm¬ 
bewehrt vom Matzleinsdorfer Bahnhof über den Sürtel nach 
dem Barackenlager kernals zog. fllles ist schon dagewesen, 
Lcibgarderegimenter, Kusaren, Ulanen, Dragoner, Infanterie, 
Jäger, prtillerie, Senietruppen, Bosniaken und polnische Le¬ 
gionäre, aber hier hatte sogar Ben flkiba unrecht, denn 
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