Volltext: Linzer Hessen

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Feltre 
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kleinen Gruppen kamen sie den marschierenden Kolonnen in 
endlosem Zuge entgegen, der erst weit rückwärts eingedämmt 
und geordnet werden konnte. Die Stadt selbst sali furchtbar 
aus. Zertrümmert lag die Straße sperrend, der nicht niet- und 
nagelfeste Ejausrat vor den erbrochenen Fenstern und lüren. 
Gewiß sind Fälle vorgekommen, daß auch unsere Soldaten 
etwas mitgesien ließen, doch betraf dies immer ein Gut, das 
der entflohene Besitzer im Stiche gelassen hatte. Der Front¬ 
soldat stillte nur Ejunger, Durst und bedeckte seine Blöße. Für 
liepolos und Klaviere war im Vrotsack kein Platz. Zugegeben 
— in der Eile wurde viel verwüstet — aber da hätte eine 
entsprechende Organisation der Etappe helfen können. Erst 
nach dem Durchmärsche der Truppen hinkte gewöhnlich die 
Ordnung in der Veuteoerteilung nach. Requisitionsdetache- 
ments unter der Führung von Offizieren sorgten dann für 
die ordentliche, gerechte und gewaltlose Einbringung sowie 
Verteilung der Eebensmittel. 
Leider blieb das Linzer Regiment auch hier nur einige 
Stunden, hatte somit nur geringen flnteil an den riesigen 
Mengen vorgefundener Konserven, leigwaren, Kaffee, Zwie¬ 
back, Mein und Mäsche. Zn den Pbendstunden bezog es guar- 
tiere in dem Raume von Des, 10 Kilometer westlich Delluno. 
Die einander jagenden Ereignisse und ungeklärten Verhältnisse 
der vordersten Linie verurteilten die Reserven zu strengster 
Marschbereitschaft. So erfreute die liessen woh> ein Dach über 
dem Kopfe, aber die ersehnte Ruhe blieb aus. 
Einmal im Schwünge, überrannte die 22. Schützendivision 
den italienischen widerstand am Lardevole; dadurch war auch 
die Edelweißdioision wieder auf die Deine gebracht und setzte 
unentwegt ihren Marsch gegen Westen fort, während aber 
das 2. und 4. Vaon wieder Ruhe genossen, mußte das 1. Vaon 
noch weitere IS Kilometer zurücklegen und der Vrigade bis 
Fonzaso folgen, Ejier hatte die Rückzugsbewegung der Ita¬ 
liener weniger auf die Devölkerung eingewirkt und so bot 
das bewohnte Städtchen, im angenehmen Gegensatze zu dem 
geplünderten Delluno ein freundliches Bild. 
Die Provinz Delluno, durch die der Marsch nunmetzr ging, 
ist eine der reichsten Oberitaliens, wohlhabende Dörfer, gut 
bestellte Felder von der bienenfleißigen Bevölkerung leider 
verlassen, entzückten das fluge. Üppigster Obst- und Wein¬ 
bau sowie Viehzucht sind die Zriedensquellen des Wohlstandes, 
aber auch die Textilindustrie ist hier stark vertreten, die 
Seidenindustrie bedeutend. Leder und wachs haben eine große 
flusfuhrziffer und Erze nebst Kupferkies werden abgebaut. 
Es mußte schon ein gewaltiger Ejieb sein, der die italienische 
Parade zum Schutze eines so wohlhabenden Landstriches 
durchhauen hatte. 
wie weit wollten die Italiener überhaupt noch laufen? 
Rach einigen Meldungen schanzten sie bei Pederova südlich 
Feltre und in der Linie lomba—Monte pallone—Grappa— 
pertiea. Sie hatten also eine Widerstandszone gewählt, die 
vom piaoeknie über hohe Dergspitzen lief, die schon seit ISIS 
Befestigungen trugen und von Natur aus das weitere^Dor- 
dringen der Verfolger erschweren mußten. Da der äußerste 
nördliche Derg dieses Gebirgsstockes der Roneone gleichfalls 
noch besetzt war, bekam die 4Z. Schützenbrigade und das 
Detachement lillich den Defetzl, diesen Derg zu nehmen. Das 
1. Daon hatte als Rachrichtendetachement gegen den Monte 
pertiea vorzurücken und aufzuklären. Zur Erfüllung dieser 
flufgabe wurde es mit Signalapparaten und lelephonleitun- 
gen reichlich versehen. Rach einer gerade vollbrachten Marsch¬ 
leistung von ZS Kilometer ohne Rachtruhe, war die Durchfüh¬ 
rung dieser slufgabe, die einen flnstieg von mehr als 1600 Meter 
voraussetzte eine gewaltige, von unbegrenztem vertrauen zeu¬ 
gende slnforderung. Richtsdestoweniger wurde die letzte Rippe 
des Derges erklommen und dabei festgestellt, daß der Ron- 
cone vom Gegner stark besetzt, die eigene Linie aber zwischen 
der 43. Schützenbrigade und Major lillich ein klaffendes Loch 
auswies, das nun vom 1. 14er-Daon verstopft wurde. Starke 
Verluste bei der westlich kämpfenden Gruppe lillich ver¬ 
anlaßten ihren Kommandanten, den pngriff erst bei Morgen¬ 
grauen fortzusetzen. Inzwischen wurde das 1. Vaon wieder 
herausgezogen, stieg nach Giaron abwärts, wo es am nächsten 
läge an das Regiment, das in Fonzaso genächtigt hatte 
anschloß. IZier trafen endlich wieder die Maschinengewehr¬ 
kompagnien und der lrain ein; der wunde Punkt während 
der bisherigen Operationen, das Fehlen eines regelmäßigen 
verpflegszuschubes war nun überstanden. 
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