Volltext: Linzer Hessen

Felbmatsiha» freiherr o. Boroeoii nach bet Besichtigung des Regimentes in 3bria 
links Oberst d. Dittotelli, fjptm. fjinglet, Oblt. o. kenzian, Oblt. p. 0. Schmidt 
besonders viel schwere flrtillerie zur Verfügung standen, rollte 
das Verhängnis in der Gestalt zahlreicher Iransporte nach 
lolmein und Flitsch, wo die Wetterwolke gegen Italien sich 
zusammenballte. 
ver Feldzug war bis ins kleinste ausgearbeitet. Ver fln- 
griffsraum war zum gründlichsten Studium und das Selände, 
bis zu den unbedeutendsten Formen zum Segenstand der 
genauesten taktischen Erwägung geworden. Offizier und Sol¬ 
dat wurden wochenlang mit allen Einzelheiten vertraut ge¬ 
macht. vie Unteroffiziere wurden über die Vormarschlinie und 
alle der Vergasung ausgesetzten Räume aufgeklärt. Ver an 
unserer Front bisher unbekannte Infanteriefliegerdienst und 
das mit ihm herzustellende Einvernehmen, wurde Fleisch und 
Vlut jedes einzelnen bis zum Infanteristen herunter. Zweck 
der Sesamtoperation, Sliederung der verbände, flufgaben der 
Vachbargruppen usw. und die tagweise zu erreichenden 
Marschziele blieben diesmal kein Seheimnis der Wolken¬ 
schieber. ver geniale Plan war wie gesagt fix und fertig und 
theoretisch geradezu eingedrillt. Ver flusbau des kommunika- 
tionsnetzes aber und der flrtilleriemunitionszuschub ließen 
unsererseits noch viel zu wünschen übrig, doch ein Zuwarten 
war nicht mehr möglich. 
Marsch in den flufmarschraum 
Vach den Kämpfen auf dem Monte San Gabriele, ging es 
wie wir wissen auf einige läge in die ausgedehnten Wälder 
des lernovanerplateaus. ver erschöpften Truppe war das 
Freilager auf feuchtem Moose nicht zuträglich und die Varm¬ 
erkrankungen, die schon am Sabriele um fich gegriffen, 
nahmen in erschreckendem Maße zu. Es war also nur mit 
Freude zu begrüßen, als ein Befehl das Regiment am 22. Sep¬ 
tember mit dem Marschziele Idria in Bewegung setzte. 
Man nächtigte in Zoll, einem kleinen im karste eingebet¬ 
teten Marktflecken, inmitten der drahtstarrenden, gottlob nie 
in Verwendung getretenen ursprünglichen Besestigungszone. 
Schon am nächsten läge schlängelte sich die Kolonne durch eine 
reizende Legend, die so ganz den rauhen, öden karstcharakter 
abgestreift hatte, stieg durch prachtvolle Waldungen über das 
lieblich gelegene Schwarzenberg nach Idria, wo das von sen¬ 
gender Ejitze erschöpfte Regiment ziemlich ausgelöst ankam. 
Zwei Baone wurden im Städtchen, das 1. Baon im benach¬ 
barten Unteridria einquartiert, fjier, in diesem unerwartet 
schönen obst- und weinrcichen Landstriche, fanden Oberöster- 
rcichs Söhne die langersehnte Ruhe und Erholung. Ein Kino¬ 
theater lockte mit den neuesten Vetektivdramen, draußen am 
Marktplätze aber erklangen die lustigen Weisen unserer feucht¬ 
fröhlichen Kapelle, umdrängt von der deutsch-slowenischen Be¬ 
völkerung. Fesche Vffiziere brachten langunterdrückte köflich- 
keiten wieder an den Mann, natürlich an die stramme weib¬ 
liche Zugend der ansonsten uralten guecksilberstadt, und auch 
die Mannschaft, vom Vienste wenig geplagt, fianierte und 
schäkerte nach fierzenslust. 
Bald aber wurde die Ruhe des stillen Städtchens gestört. 
Kanonen, Kaubitzen und Mörserbatterien ratterten nachts 
durch die Sassen, deutsche Generalstäbler im sausenden Kraft- 
wagen jagten gegen lolmein und auf der einzigen durch eine 
Feldbahnanlage beengten Straße pusteten keuchend endlose 
Autokolonnen. Batterie auf Batterie rasselte vorüber, immer 
gegen westen. Man ahnte wohl, daß etwas kroßes sich vor¬ 
bereite, wußte aber noch nichts Bestimmtes. Ein undurch¬ 
dringlicher Schleier lag über den Seschehniffen. 
Seneraloberst v. Voroeoic, der eiserne Kommandant der 
karstfront, traf zur Inspizierung des Regiments am 9. Okto¬ 
ber in Idria ein und fand für die kessen, gar für das 1. Baon. 
das ja mit besonderem Soldatenglücke am Monte San Sabriele 
gefochten, Worte herzlicher flnerkennung. 
Schweren fierzens nahm man von dem grünen fiügel- 
lande mit dem Soldatenliede flbschied: ..wissen nicht, wohin 
es geht, — wohin unserer Zukunft Lorbeer steht, — nur daß 
wir wandern müssen, — ist unser einzig Wissen." war dos 
ein herrliches Stück Erde, das das Regiment nun kennen 
lernte, ver weg führte über Bischoflack und das reizende 
krainburg durch eine in herbstlichen Flammen stehende, an 
vaturschönheiten reiche Landschaft, für die zu streiten jedem 
guten Österreicher leicht wurde. 
vis Bischoflack konnten die selbständig instradierten Baone 
bei sonnigwarmem Wetter breit und bequem marschieren, denn 
es ist eine Sonderheit der Vierzehner, daß sie selbst in Reihen 
die ganze Breite der Straße einnehmen. Leider trat schlechtes 
Wetter ein. Ver Kimme! wurde bleigrau und die Wolken fielen 
bis auf die Erde. Es goß Bindfaden und regnete Schuster- 
buben. vurch den knietiefen Vreck zog österreichische und 
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