Volltext: Linzer Hessen

12. Juli: Das Regimentskommando ad interim übernom¬ 
men. pbends ein gelungenes Lest im Palazzo oon filier. 
13. Juli: Ein Unglückstag. ökonomisch-administrative 
Inspizierung des Regimentes. Besichtigte von 8 Utzr früh bis 
1 Ut>r nachmittags, mit einem sehr gründlichen Militärober- 
intendanten, alle Gosen der Dierzesiner. flusgerechnet {sagt 
man im Osten) gerade über die pantalongeschichte muß 
Dittorelli Urlaub nehmen. 
Einmal versammelte unser Kommandeur das ganze Offi¬ 
zierskorps, auch das 10. Vaon retablierte ja in Trient, in der 
Blumauet Bierhalle. Die Hegimentsmufih konzertierte wäh¬ 
rend des Soupers. Der flbend verlies sehr angeregt. Niemand 
ahnte, daß wir zum letzten Male gemeinsam speisten. 
pis, leider am letzten Tage der Detaillierung, ein En¬ 
semble des Josefstädter Theaters mit der ..Spanischen fliege" 
. . . sein Bastspiel eröffnete, fiel mir der Erlaß, mit dem 
„tiefen Bedürfnisse der Truppen nach gehaltvollen Dorträgen", 
wieder ein. wir marschierten baonmeise in die Stellung. Die 
ernsten Themen stellte uns der feind!" 
* 
Diesmal ging die Reife nicht ins Ungewisse. Das Regi¬ 
mentskommando mit dem 1. (Rlalina) und 4. sSchuldes) 
Daon nahmen den weg über Ealdvnazzo—Clpesa. Sie stiegen 
dann abwärts in ihre alten Stellungen im psticotale, deren 
idyllische Ruhe als eine fortfetzung der Erholung gelten 
konnte. Das 2. Daon (Sauer) fuhr acht Stunden mit der 
schweren Drahtseilbahn von Rlatarello in halsbrecherischer, 
doch märchenhaft schöner fahrt bis ßhertele und kam von 
da als Brigade-, Regiments- und Baonsreseroe zur 
46. Schützenbrigade auf den Monte Jebio in den „Sieben 
Gemeinden". Es wurde taktisch zersplittert. Dies war eine 
immer bewegte romantische Gegend. Eager wie Schwalben¬ 
nester klebten an den felswänden des 1723 Meter hohen 
Berges, von dessen Gipfel mit einem guten Glase die Königin 
am blauen Meere — Denebig — erblickt werden konnte. 
Schwere flrbeit mußte das Daon verrichten in Tag- und 
Nachtschichten, oft im feindlichen feuer fronen. Da hieß es 
neue Schützengräben anlegen, Riegelstellungen bauen, Minen¬ 
stollen in den Berg treiben, und all diese prbeit geschah im 
härtesten fels. Die hatten nichts zu lachen. Der unermüdlich 
tätige Brigadier Generalmajor v. Merten, ein prächtiger 
Soldat vom alten Schlage, war wie der Teufel hinter dem 
Baone her, das et bald in fein Herz geschloffen hatte. Eisern 
wurde geschafft und unendlich viel gelernt. Doch die prbeit 
ging frisch von der fjand. 
Die beim Baonskommando stehende Radiostation fing die 
Wellen des Eiffelturmes, von Rom, Nauen und den englischen 
Kriegsschiffen im Mittelländischen Rieer in ihrem Netze. Selt¬ 
same Dinge gab es zu hören und merkwürdig berührten 
manchmal, nach Kenntnis der Griginalberichte, die offiziellen 
Mitteilungen des eigenen firiegspresseguartiers. 
kam aber ein großer Sturm wie am 2. flugust, dann 
ächzten und stöhnten die kümmerlichen Stämme, die die 
Schreckenszeit der großen Schlacht von dem herrlichen Goch- 
walde übrig gelassen hatte. 
In den Stellungen beiderseits des flstachbaches galt es 
vieles zu flicken und zu reparieren. Die Gräben waren tiefer, 
die Unterstände dagegen baufälliger geworden und die Baone 
fanden reichlichste flrbeit vor alles wieder so herzurichten, wie 
es ihren flnsichten entsprach. Die Bastionen „Tiger" und 
„Gibraltar" wurden weiter ausgebaut, kurz auf jene fjohe 
gebracht, daß sie den Namen „Werk" verdienten. Mit ihren 
vielen tiefen Kavernen, Galerien und Stollen, ihren eingebauten 
Geschützen und Maschinengewehren, waren sie in der Tat 
unangreifbar. 
stuf diesen Räumen lag ziemlich schweres feuer. 
„Gibraltar" sowie der „Tiger", weniger die Talstellung, 
wurden täglich von allen Kalibern bis zum 21-Zentimeter- 
Mörser beschaffen. Blieben die Derluste auch klein, so war 
es um jeden Mann doppelt schade, der in dieser festung ver¬ 
wundet wurde. 
Das Regimentskommandv hatte inzwischen ein nettes 
Beim erhalten, feldkurot RI. Bader in S. Pietro, das rund 
4 Kilometer hinter der front lag, ein hübsches Soldatenheim 
eingerichtet, wohin er nicht nur fein gutes Ejerz, sondern 
auch seinen Geldbeutel trug und eine Bibliothek anlegte. 
46 Soldaten, die alle drei Tage gewechselt wurden fanden hier 
eine ausgiebige Erholung von der eintönigen Wühlerei im 
Sande der versumpften Talstellung oder der Minierarbeit im 
felsigen Gange. Dort stand auch das Marodenhaus Dr. Bochs- 
kanls. Ein Bad und ein sauberes Bett erwartete jeden, der 
erkrankt abgehen mußte. In den Nachmittagstunden schmet¬ 
terten Kornetts und Pistons, flöten und Klarinette ihre weifen 
in die zerschossenen Gausfassaden und Gesunde wie Bresthafte 
erfreute die fleißige Musik. 
18. flugust kaiserfest! fluf dem Eampolongo loderten mäch¬ 
tige feuer, Raketen fuhren von allen Göhen zischend in die 
Tust und, da sämtliche Sprengungen im ganzen flbschnitte für 
diesen flbend aufgespart worden waren, gab es eine Kano¬ 
nade von außerordentlicher Gewalt. Dermengt mit den Goch¬ 
rufen der Besatzung machte dies anfänglich die Italiener 
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