Volltext: Linzer Hessen

enfilierend wirkende flrtillerie verfügte, wenn man sich 
ferner vor fingen kalt, daß das Regiment am 2?. flugust von 
7 Uhr abends an die ganze Nacht hindurch marschierend über 
40 Kilometer zurücklegte und seit Z0 Stunden obne Babrung 
noch in einem fünfstündigen Gefechte. trat, quälenden Durstes 
die zälien Nüssen buchstäblich über den fiaufen rannte, so 
ist man wolfi berechtigt zu sagen: „Oie fiessen baden ibre 
Schuldigkeit getan!" 
Zur Lbre der Wannschaft des tapferen lzesscnregimentes 
sei folgende Episode angeführt: 0er Begimentsstab folgt den 
Bewegungen der eigenen Leuerlinie, die vom Leinde noch 
S00 Schritte entfernt ist und stell« 80 bis 100 Schritte seit¬ 
wärts zwei Infanteristen, die von der Lront nach rückwärts 
geben, kaum, daß diese den Begimentskommandanten er¬ 
blicken, nelzmen sie sofort Direktion auf chn. ks sind zwei 
Schwerverwundete. Dem einen bängt das zerschossene Kinn 
nur mebr an wuskelfeben, der andere bat zwei firmstumpfen. 
Beide bluten furchtbar. Sie zeigen dem Oberst ihre Verlebun¬ 
gen, damit andeutend, daß sie nur desbalb die Leuerlinie 
verlassen baden. Brave Männer, Melden, die es nicht ertragen 
konnten, als Drückeberger angeseben zu werden. 
Darum „sjut ab" vor den „Schwarzen Hessen", mit ibnen 
könnte man die Sterne vom Himmel bolen. Mitkämpfer des 
Begimentes, die den ganzen Leldzug mitmachten bezeichneten 
das Sefecht von Oserdöw am 28. flugust 1014 als eines 
der schönsten und schneidigsten, das die Schwarzen Hessen im 
verlaufe des Weltkrieges erlebt baden. 
Segen 8 Ubr abends war das Begiment am Schlachtfeld 
vergattert. 14>/s Kompagnien standen zur Verfügung des 
Begimentskommandanten. Die zwei festlenden, die 5. und 
balde 8. Kompagnie stießen erst am vormittag des 20. flugust 
zum Begimente. Durch unrichtig überbrachte Befebte, daß sich 
das Begiment in Oserdöw sammle, waren die beiden Unter¬ 
abteilungen nach kinbruch der Vunkelbeit noch am 28. flugust 
dortbin gelangt. 
Vas 2. Tiroler Jägerregiment benötigte, wie der Gefechts- 
bericht der Division an das 14. Korps besagte, fast den ganzen 
20. flugust, um wieder flnschluß an die Division zu finden. 
Standpunkte der Begimenter 28 und 50 waren dem Divi¬ 
sionskommando um 11 Ubr nachts noch nicht bekannt. Um 
diese Zeit kam Leldmarschalleutnant Botb zum Begiments¬ 
kommandanten Oberst Löw und meinte: „Vierzebner, ihr seid 
die einzigen, die, wenn es nötig sein sollte, mir zur Ver¬ 
fügung sieben, ich begebe mich unter euren Schlch!" 
Die vertrauliche Mitteilung, die krzellen; machte war 
keine erfreuliche: „wir sind in einer äußerst kritischen Situa¬ 
tion, wer weiß, ob wir morgen noch leben oder schon in 
Sesangenschast sind. Ich zweifle sehe, daß wir bei! davon¬ 
kommen. flus der Dichtung Sokal [rechte Llankej sehr starke 
russische Kräfte im flnmarsche, außerdem sind die Nachrichten 
von der Lage der Z. flrmee recht ungünstig." Diese Mittei¬ 
lungen behielt Oberst v. Löw selbstverständlich für sich. 
Infanterieregiment 14 nächtigte in und knapp östlich des 
Laszczgna-Waldes, in dem massenbaft russische flusrüstungs- 
gegenstände gefunden wurden. Starke Sicherung nach allen 
Seiten, Entsandte Patrouillen nach Beplin, Labowcg und 
Badkow meldeten diese Orte vom Leinde frei. Die Orte 
przewodüw und Wasglöw von den Bussen angezündet 
brannten lichterlob. Der Irain kam nicht, er rückte schmerzlich 
vermißt erst am 20. flugust vormittags zum Begimente ein. 
Die Bacht verlief sehr unrulfig. flngstliche Gemüter ver¬ 
ursachten Störungen, einmal sogar fast eine fllarmierung. 
Vas Unangenebmste im Sefechtslager war das Stöbnen und 
Jammern der Verwundeten, namentlich der russischen vom 
naben Sefechtsfelde, was in der Stille der Bacht doppelt 
schauerlich klang. 
Unsere flrzte leisteten Übermenschliches, firzte waren zu 
wenige, außerdem batte das Begiment das Unglück, den 
tbefarzt Dr. Ibeodor Mauerböck zu verlieren, Erst drei 
Wochen im Leide siebend, nach einem Sefecht, batte das 
Begiment schon über 10 Prozent an Mannschaften eingebüßt. 
Zwei Baone, das 2. und 4. besaßen nur mebr je einen 
fiauptmann und von 16 ausmarschierten Kompagniekomman¬ 
danten mußten schon fünf durch rangsjunge Offiziere erseht 
werden. Zwei Stabsoffiziere gerieten verwundet in russische 
Kriegsgefangenschaft. Bach den Erfolgen am 28. flugust batte 
die Erzberzoggruppe rechts zur weiteren Umfassung aus- 
zubolen. 
20. flugust, S.Z0 Ubr früb- Der gestern geschlagene Gegner 
batte sich nach Borden und Bordwesten zurückgezogen, aber 
vom Osten drobte neue Sesabr. Der Divisionär fand die 
Situation sehr ernst, um so mebr, als vorderband nur das 
Infanterieregiment 14 für eine eventuelle Verwendung zur 
Verfügung stand. Die zur Division gehörige 16. Infanterie¬ 
brigade stand in und um Wasglöw, vom 2. Tiroler Jäger¬ 
regiment wußte man nicht, wo es sich befand, 28. Infanterie¬ 
regiment in Zniatgn, SO. Infanterieregiment südlich bei 
przewodüw. 
Bis zur Klärung der Verbältnisse erhielt Infanterieregi¬ 
ment 14 den fluftrag die vier Seiten des Laszczgna-Waldes 
mit je einem Vaon zu besetzen; „einen Igel bilden", wie sich 
Leldmarschalleutnant Botb ausdrückte, flbsicht des Divisio¬ 
närs war, die Iruppen an sich beranzuzieben und eine Bereit¬ 
stellung der Brigaden mit der Lront nach Bordosten anzu- 
nebmen. Brigade Generalmajor Stipek auf den höben zwischen 
przewodüw und Wasglöw. 
7 Ubr früh- Starker Gefechtslärm aus der Dichtung 
Zniatgn börbar. Infanterieregiment 28 dort im Gefechte, löst 
sich los und rückt zur Z. Infanteriedivision ein. Die gestern 
abends aus der Dichtung Sokal gemeldete starke feindliche 
Kolonne ist laut einer eingetroffenen Meldung nur eine Bri¬ 
gade mit einigen Geschüben. 
0.40 Ubr vormittags. Einlangen der Labrküchen, nach 
Z0 Stunden kann endlich menagiert werden. 
11 Ubr vormittags. Die bis zu dieser Zeit eingelaufenen 
Meldungen besagten, daß sich die vorbin erwäbnte feindliche 
Brigade in der Gegend bei fiullze und Cishi festgesetzt bade. 
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