Volltext: Linzer Hessen

Unterstand in der Reservestellung bei pokaszczewo 
Raketen, Leuchtpatronen stiegen knallend zum fjimmel und 
tauchten das Niemandsland ln ein blendend weißes Licht, 
flus den russischen Sräben sprühten als flntwort weiße und 
rote Stratzlen, bis von dem blinden fllarm beruhigt, Freund 
und Feind sich wieder der Schützengrabendämmerung tzin- 
gaben. 
Vas zweite weitznachtsfest im Felde hotte kein besonders 
Keiteres Sepräge. Zwar zeigte die feindliche flrtillerie an diesen 
lagen wirklich lakt und störte die feierliche Stille nicht, sonst 
aber fehlte gar manches, was dem Soldaten Freude be¬ 
reitet. vie großen Kornvorräte waren aufgebraucht und 
der Nachschub setzte aus. vie Vrotportionen wurden kleiner, 
an Stelle des frischen Fleisches trat oftmals Stockfisch und 
serbisches gefrorenes Ziegenfleisch sIarar). vinge, die dem 
oberösterreichischen Säumen nicht zusagten, und so waren die 
liessen besonders am weitznachtsfeste recht bedrückt, vazu 
kam die fjolzknapptzeit des öden Selöndes, bedingt durch seine 
spärlichen lvölder, die das Vrennmaterial von weit tzer zu 
Koten zwangen, vie Pferde wurden bei den grundlosen We¬ 
gen Kart kergenommen und viele gingen zugrunde, slis 
Feldmesse !m „siessenwäldchen" bei pokaszczewo 
letztes Slied beschloß die kette - der Widerwärtigkeiten die 
Kälte, gegen die sich die Wannschaft nur mangeltzast zu 
wctzren vermochte, flber auch bei den Russen war Schmaltzans 
Küchenmeister und itzr Nachschub schien gänzlich zu versagen. 
Überläufer wurden fast täglich eingebracht. Nach itzren Aus¬ 
sagen war die tägliche Not ums liebe Vrot, das flusbleiben 
jedweder Verpflegung durch metzrere läge die Ursache ihrer 
Fatznenflucht. wie drakonisch die russischen Fützrer itzre Leute 
betzandelten, besagte die weldung zrpeier slusreißer vom 
24. Zänner, nach der itznen sogar das Zeitunglesen untersagt 
sei und eine Übertretung dieses Verbotes streng bestraft werde. 
San; anders bei uns! va wurden die Kriegsereignisse der 
Wannschaft verlesen. Sie machten freilich metzr Freude als 
jene der Latente, weil sich gerade das Schicksal Serbiens er¬ 
füllte und sein Zusammenbruch die blutige Politik der 6a- 
rageorgevir rächte. 
Post im Niemandsland 
Unongenetzme Nachrichten wurden von Freund und Feind 
gerne gegenseitig mitgeteilt, vie Russen tzatten uns seinerzeit 
durch einen vor dem eigenen vratzt ausgepflanzten Kistendeckel 
den Fall von przemgsl unter die Nase gerieben. Zugsfützrer 
kaliwoda (heute der Vizeleutnant und Fatznenträger Walter 
des Nachfolgeregimentesj übernatzm die Vergeltung. Lr erzätzlt 
über die schneidige lat: 
slnsangs Februar ISIS, einem eiskalten wintertage, wurde 
ich von unserer Stellung beim Meiertzos Sderadskij sw. plgka 
zum Vaonskommandanten lZauptmann Ringler gerufen. Lr 
fragte mich, ob ich freiwillig zu einem ünternetzmen bereit sei. 
Nach meiner Zustimmung erhielt ich folgenden fluftrag: „vom 
Korpskommando ist soeben eine Tafel geschickt worden, aus 
der in cyrillischer Schrift die Lroberung Serbiens und die 
Waffenstreckung Montenegros verzeichnet sind. viese lasel muß 
noch tzeute nachts unmittelbar vor dem feindlichen vratzt- 
vertzau ausgestellt werden." Vie Russen wurden auf dieser 
lasel auch aufgefordert sich zu ergeben und überzulaufen?) 
Um Mitternacht schlich ich mich aus der eigenen gegen die 
russische fjauptstellung. Vie Lrde war gänzlich vereist, doch 
ging es vorwärts. Schwerer fiel mir das Rutschen am Rauche 
‘) Dies machte die Sache ziemlich riskant, weil es dem kütznen 
Zugsfützrer im Folie des krwischtwerdens übel ergangen wäre. 
14k
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.