Volltext: Linzer Hessen

den Kosaken umzingelt — nach allen Seiten schossen, tzieben 
und stachen. 
Mit verbissenster Wut wußten sie sich, instinktartig die ur¬ 
alte Landsknechtformation „den Igel" annetzmend, unermüd¬ 
lich diese Teufel vom Leibe zu tzalten! Zugssülirer kaliwoda 
sjeßt Vizeleutnant walterj der 10. Kompagnie tzob mit wotzl- 
gezielten Schüssen allein elf Kosaken aus dem Sattel. Vach 
schien auch da jeder widerstand vergeblich, als um etwa 
11 Utzr vormittags die Nüssen zu einem neuen Schlag aus¬ 
kolken und plötzlich über die verlassene ffötze frische Kosaken¬ 
scharen in wildestem Salopp datzerjagten. Vas soll den flus- 
schlag geben und in der lat scheint der flusgang angesichts 
der schier verzweifelten Lage unserer ermatteten Vraven und 
der feindlichen llberzatzl nicht metzr zweifeltzast. 
flber selbst da weichen die liessen nicht und wieder stellt 
man die meisten, das Sewetzr im flnschlag knien oder stelzen, 
aber an Munition fetzlt es fast vollends, und das flbwetzr- 
feuer ist nur zu schwach, wenige Kundert Meter trennen 
metzr die lzeranpreschenden von den Unseren — ein schaurig 
schöner, die gestätzltesten Verven Kart packender flnblick, den 
kein Zeuge zeitlebens vergißt, ein Schauspiel so erschütternd 
und fesselnd, wie es nur der Bewegungskrieg der Lbene zu 
bieten vermag, flufs köchste steigt die vot! 
Doch korch, da rattern Kalblinks vom Waldrand tzer 
Maschinengewekre, krachen kräftige Insanteriesalven vom 
Süden und schlagartig setzt unsere flrtillerie im wichtigsten 
Zeitpunkte mit verkeerendstem Sperrfeuer ein. was jetzt folgt 
drücken Worte nicht aus. vie noch Kur; vortzer siegestoll an¬ 
rasenden Kosaken bilden — Pferd und Mensch — einen un¬ 
entwirrbaren Knäuel, eine sich überstürzende, am Boden datzin- 
wälzende blutige Masse. Vicht viele sind da entkommen, was 
nicht fällt zerstiebt und jagt in wildester Karriere über die 
fjötzen zurück, fln die 500 zätzlte man später, die da blieben. 
Lin flufatmen, manch Stoßgebet, gottlob das ärgste ist 
vorüber. Und dies tzauptsächlich dank dem rechtzeitig und 
mit aller Kraft einsetzenden Leuer unserer Blaschinengewetzr- 
abteilung UI des Vberleutnants Stemberger. Vie frützer be¬ 
schriebene fjakenstellung bezietzcnd, sietzt er die flttacke. Blitz¬ 
schnell erkennt er die Krise, wendet seine Sewetzre, eröffnet 
ein todsprützendes Leuer in die Llanke der Kosaken und rettet 
alles! Vas verdienstkreu; ward dieses Tüchtigen Lotzn. 
fjiedurch wurde die Lage des ganzen Vegiments wesentlich 
gebessert. Vieses den Zusetzer lätzmende, unfaßbar rasch ab¬ 
rollende Begebnis ist wiederum ein prächtiges Beispiel, daß die 
Königin der Waffen selbst in kältester Bedrängnis auch weit 
überlegene veiterei nie und nimmer zu fürchten braucht. wok> 
hätten das 2. und Teile des 5. Baons noch weiter ikre lzötzen- 
stellungen bekaupten können, doch wurden auch diese, um den 
flnschluß an die Mitte und den rechten Llügel des Vegiments 
besser herstellen zu können in eine zweite Linie etwa 1000 
Schritt südlicher verlegt, ver rechte Llügel des Z. Baons 
soerstärkt durch die rasch wieder Sesammelten des verspreng¬ 
ten 4. Baons) zog sich in der erwäknten fjakenform mit der 
Zront nach Ost fast unter SO nach rückwärts und die bis zum 
Vgstrzgcabache noch klaffende Lücke konnte durch das tzeran- 
stürmende 2. Baon wieder geschloffen werden. 
Vie verfolgenden Bussen drängten wokl im vorfe Bgstrzgca 
die dort unter dem fjäuserschutz zurückgebenden Veste des 
Infanterieregiments 21 und anderer Truppen noch weiter 
gegen Zakrzüwek, gingen aber beiderseits der Ortschaft — 
augenscheinlich selbst stark erschöpft — über die vor dem 
Vegimente gelegenen flntzötzen mit stärkeren Kräften nicht 
Kinaus. So war durch die vierzekner der mit allen Mitteln 
durchgefükrte große Vorstoß als vorderkand aufgetzalten zu 
betrachten, vie Linbuchtung der eigenen Zront betrug an tief¬ 
ster Stelle svgstrzgcabachj keine 2000 Schritte und die be¬ 
standene große Vurchbruchsgefakr konnte zu Mittag des 
S. Juli als überwunden gelten, fjier zerbrach die Vollkraft 
des Leindes. 
Obgleich viele ffeldenstücklein aus dieser kampfpkase zu 
berichten wären und nur ein Bruchteil vermerkt werden kann, 
darf doch nicht das tzervorragende verkalken des damaligen 
Vegimentsadjutanten kjauptmann kisner vergessen werden. 
Im Salopp sah man chn im dichtesten SeschoßKagel, keine Se- 
fakr scheuend in die Leuerlinie und längs dieser dringende 
Befehle übermitteln. Nirgends fehlte er zu kritischer Zeit, 
bald bringt er versprengte wieder vor, bald eifert er wan¬ 
kende an, allerorts ein vorzügliches Beispiel besonderer 
Schneid und glänzenden Wagemutes gebend. 
Letzte Reserve 
verfolgen wir nun die Ereignisse beim 2. Baon, Kom¬ 
mandant Oberleutnant Karl v. kenzian. wie schon er- 
wäknt, wurde es zur Kote 220 als Korpsreserve besoklen, 
verblieb nachts über dort und erhielt am S. früh den Auf¬ 
trag, unter Aufbietung aller Kräfte rasch und aus allem nur 
Lrreichbaren vorfeldkinderniffe tzerzustellen, kinbaumaterial 
zu beschaffen und etzestens nach vorn zu bringen, kaum aber 
waren die flrbeitspartien im naken Zakrzüwek zerstreut, als 
ein neuer Befehl des Korpskommandos das Baon alarmieren 
und schnellstens marschbereit machen tzieß. Vie geschilderten 
flngriffe tzatten eingesetzt, die bereits abgekämpften eigenen 
Truppen begannen notgedrungen mit der Väumung der 
Kotzen, fluteten später stark vermengt durch den von Bord 
nach Süd streichenden, setzr schmalen Längenort Bgstrzgca nach 
Zakrzüwek, wo ineinandergekeilte Trainkolonnen weder vor, 
noch zurück konnten. Vie Lage war zum Beißen gespannt. 
va befahl der damalige Kommandant des 14. Korps Leld- 
marschalleutnant v. Vottz — mit seinem Stabe selbst schon im 
feindlichen Sewetzrfeuer stetzend — mündlich und persönlich 
das 2. Baon, als einzige noch intakte Veserve im Korps¬ 
bereiche zum kingreifen, ks erhielt den Auftrag sofort mit 
dem rechten Llügel längs des Bgstrzgcabaches nach Bord 
vorzugeben, die im vorfe gleichen Namens Zurückgebenden 
unbedingt aufzutzalten und mit diesen, wenn möglich tzeute 
noch die lzötzen zurückzugewinnen. Schon nach wenigen Kun¬ 
dert Schritten eiliger Vorrückung Kostete es diesem Baone 
sOberleutnant v. Kenzian tzatte das Kommando vom tags 
vortzer erkrankten lzauptmann Letzmann übernommenj Karte 
wiche, die zurückgebenden, durch frischerlebte schwere Kämpfe 
und große kntbetzrungen augenblicklich zerrütteten, durch¬ 
wegs itzrer Lützrer beraubten, zumeist fremdsprachigen Trup¬ 
penteile zur Besonnentzeit zu zwingen, zu sammeln und wenig¬ 
stens einigermaßen wieder Kampffätzig zu machen, fjier er¬ 
warb der mit einigen versprengten des 4. Baons tzeran- 
gckommene Leutnant flppel durch große Tatkraft und meister- 
tzaste Umsicht besonderes Verdienst. 
ver weitere verlaus der Vorwärtsbewegung aber stieß auf 
schrittweise sich tzäufende Schwierigkeiten. Litten bereits 
die westlich in fast deckungslosem Selände vorwärtsstrebenden 
drei Kompagnien setzr unter dem feindlichen Zielfeuer, so 
mußte die im Vorfe angreifende 7. Kompagnie im watzrsten 
Sinne des Wortes jedes Zaunstück erkämpfen, wobei Stabs¬ 
feldwebel Janak und Korporal Sruber rützmlichst tzervortraten. 
Jedes Gehöft, jede Scheune war da von den Buffen trotz 
der kurzen itznen zur Verfügung stetzenden Zeit bereits 
trefflich verteidigungsfätzig gemacht. Voch beseelte alle 
der vrang nach vorwärts und so kam das Baon nach 
etwa 500 Schritten eben noch zurecht, um an der flbwetzr 
des geschilderten großen Kosakenangriffes mitzuwirken, wie 
stolz war es da anzusetzen, als Lätznrich Letter mit ererzier- 
platzmäßiger Butze die runden Salven seiner S. komman¬ 
dierte, wie tze» klangen dann die Zurufe, als die Sotnien 
aufgelöst von dannen jagten! 
Bun wurde betzend der flnsctzluß nach links zum 5. Baon 
hergestellt und somit die durch das Busweichen des Infanterie¬ 
regimentes 21 entstandene, 1500 Schritt breite Lücke ge- 
1Z2
	        
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