Volltext: Linzer Hessen

neuerdings die Flußsicherung am Dunajec übernahm. Der vor¬ 
übergehende Aufenthalt in wielka wie« kostete dem 4. Vaon 
einige Mann Verluste durch die plötzlich rührig gewordene 
feindliche flrtiilerie. 
7n Srobno besichtigte der flrmeekommandant, Seine kai¬ 
serliche lzoheit Erzherzog Josef Ferdinand. das 2. Vaon und 
fand Morte reichster Anerkennung für Offiziere und Mann. 
Inzwischen reisten die kämpfe in den Karpathen immer 
nullt einer Entscheidung entgegen, wo die Masse der russischen 
slrmee einen Durchbruch durch die eis- und waffenstarrenden 
Serge unter allen Umständen erzwingen wollte. Sie 
nötigten die Führung der vunajectruppen mit allen Mit¬ 
teln zu verliindern, daß weiter gegnerische Kräfte von 
dieser Front abgezogen und nach Osten geworfen werden, 
fllle Maßnalimen, die beim Segner den Anschein eines baldigen 
Angriffes erwecken sollten wurden getroffen und die Durch- 
fülirung derselben den flbschnittskommandanten überlassen. 
Fcuerübersälle, starke und häufige Patrouillengänge, das flus¬ 
streuen von vachrichten eines allgemeinen Angriffes der 
4. flrmee waren die Srundzüge dieser Täuschungen, flber allen 
Unternelimungen zum Trotz wiesen Kundschaftermeldungen auf 
eine weitere Schwächung der gegnerischen vesatiung hin und 
so traf das Z. Infanteriedivisionskommando, im Einklänge 
mit der 15. Infanteriedivision und SS. Infanteriebrigade am 
1?. Februar die nötigen vorkelirungen zu einem Angriff auf 
die stark befestigten Höhen beiderseits Lubcza—Scepanüwka. 
In der vacht zum 16. Februar wurde das Regiment aus 
den bisherigen Stellungen gezogen und in Vlszgng gesam¬ 
melt. flm 18. Februar begann die Übersetzung des vunajec 
östlich Sukmanice auf einer Pontonbrücke und um 5 Utzr 
30 Minuten früh war die befohlene Sefechtsgruppierung an¬ 
genommen. 5s standen das 2. Vaon gegen Höhe 406, das 
3. nördlich der Sierowabachmündung, das 1. Vaon zwischen 
beiden und das 4. als Reserve hinter dem rechten Flügel. 
Vach erfolgter flufstellung gruben sich die Kompagnien ein 
und verblieben in dieser Situation bis zum IS. Februar, an 
dem der flngriff für 1.50 Uhr nachmittags festgesetzt war. 
Schon seit dem 5. Februar hatte man die russischen Stellungen 
in diesem Raume zum Segenstande regster flufklärung ge¬ 
macht. vic Schwierigkeiten des stark zerschnittenen, steilen 
Seiändes, der schlüpfrige Roden, der ein Fortkommen un- 
gemein mühselig gestaltete waren jedermann bekannt. Starke 
fjinderniszonen schützten die russischen Sräben, die, mit Ziegeln 
ausgebaut und Baumstämmen verstärkt, richtige Vastionen 
darstellten. Doch hoffte man trotzdem aus ein gutes 6e- 
lingen. vor allem war es die flufgabe der flrtiilerie, Vreschen 
in das Vrahtgewirr zu legen. Schon am 18. Februar begann 
ihre Tätigkeit, aber eine durch ihr Feuer geschaffene Sasse 
hatten die Russen in der vacht zum IS. Februar wieder ge¬ 
flickt und als das Regiment zur festgesetzten Stunde vorstieß, 
wurde es von einem unerwartet heftigen Feuer von vorn 
und aus der Flanke gefaßt. 
vis auf 20 Schritte hatten sich die Schwarmlinien an die 
Hindernisse herangearbeitet und unermüdlich kämpfend ver¬ 
suchten sie das Ivenschenunmögliche dieser kurzen Distanz zu 
überwinden. Vergebens! fluch der Einsatz des 1. 28er-Infan- 
teriebaons vermochte den Erfolg nicht mehr zu erzwingen 
und so gab denn die Division am nächsten Ivorgen um 4 Uhr 
früh den Vefehl zur Zurücknahme der Truppen in die flus- 
gangsstellungen. Durch das 4. Vaon gedeckt, geschah die Los- 
lösung vom Segner in mustergültiger weise. Zwei Stunden 
später setzte sich das am linken Dunajecufer gesammelte 
Regiment in warsch zur vächtigung in wielka-wies und 
Srobno. 
Der flngriff auf Höhe 410 war kein bloßer Schein, viel¬ 
mehr ein heldenmütiges Unternehmen, an dem das brave 
Linzer Regiment und die kaiserjäger 2 gleichen Anteil nah¬ 
men. Der Erfolg blieb leider durch die nicht erwartet starken 
Reserven aus, mit denen der Segner die Lücken seiner oft 
höhe 41S 
gelichteten Reihen rasch zu füllen wußte. Vas Unternehmen 
kostete 408 wann an Toten und Verwundeten. 13 Offiziere 
zählte das Regiment an diesem Tage weniger, darunter einen 
der besten, Oberleutnant Joses Edler v. Varisani, der, bis in 
den Tod getreu, als echter Hessenoffizier am Schlachtfelde 
blieb, flm 22. Februar bezog das Regiment abermals einen 
neuen Abschnitt zwischen Janowice und Lubinka, wo es nach 
langer Wanderschaft endlich seßhaft werden und bis zu Be¬ 
ginn der großen waioffensioe bleiben sollte. Die Vaone 1, 2 
und 4 kamen in die erste Linie, das 3. Vaon wurde als 
Regimentsreserve in den Däusern von Janowice untergebracht. 
Die Verteidigungsanlagen waren hier noch sehr verbes- 
scrungsfähig und es erforderte viel flrbeit und Schweiß, 
Deckungen und Unterkünfte zu schaffen, Verbindungsgräben 
nach den rückwärtigen Räumen anzulegen und Hindernisse 
einzurichten, um die Stellungen widerstandsfähig zu machen. 
San; einfach waren die Vorfeldstellungen und jene der vor¬ 
geschobenen Feldwachen. Sie boten buchstäblich gar keinen 
Schutz, weder gegen den Feind, noch gegen die Witterungs¬ 
unbilden. Dabei war gerade das Vorfeld häufigen veunruhi- 
gungen seitens der Russen ausgesetzt. Bei ihren starken 
wannschaftsständen konnten sie es sich leisten, Patrouillen 
bis zu 60 Mann in das viemandsland zwischen beiden Stel¬ 
lungen zu entsenden. Die Regimentspioniere haben tatkräf¬ 
tigen Anteil an diesen flrbeiten genommen. Vald besaß die 
Mannschaft einen Unterschlupf, ein Holzdach über dem Kopf 
und am Schwarmofen, dessen Erfindung sich als ungemein 
zweckdienlich erwies, wärmte sie die in rauher kriegerarbeit 
erstarrten Hände. Fröhliche Schaffensfreude fand hier ein rei¬ 
ches Feld der Vetätigung. Da wurden Schutzschilde eingebaut, 
Minenwerfer in Stellung gebracht, flst- und Drahtverhaue 
vorgelegt: nebstdem hieß es auf der fjut und wachsam sein, 
den Feind ständig im fluge und aufmerksam Umschau zu hal¬ 
ten. flbwechslung in dieses doch recht langweilige Treiben 
brachten eine rege Patrouillentätigkeit, Feuerüberfälle und 
russische flngriffsgelüste, die jedoch stets rechtzeitig entdeckt, 
schon in ihren flnsängen erstickt wurden und bei denen so 
mancher tapfere Vierzehner dem Segner eines aufs Zell 
brannte. Dabei schneite es unaufhörlich in die Sräben und 
eine grimmige Kälte lag auf der Erde. Unter solchen Verhält¬ 
nissen erregte cs kopfschütteln als Sefangene, die am 
13. Mär; eingebracht wurden, von einem russischen flngriff 
zu berichten wußten. Jedermann war auf seinem Posten, aber 
alles blieb ruhig. 0, wären sie doch gekommen! Die Vier- 
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