Volltext: Praktisches Verfahren beim Taubstummen-Unterrichte

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heit ohne Hinzufligung des Zeichens der Vollendung und lehre 
diese Vergangenheit statt durch das Perfekt ausdrücken durch das 
Imperfekt. Da diese Form dem Schüler ebenso wie das Plus 
quamperfekt bis jetzt noch ganz unbekannt war, so muß ihn nun 
der Lehrer mit der Bildung dieser Zeitform bekannt machen. Das 
Imperfekt hat eine alte und eine neue Form. Als Charakteristikum 
der neuen Form, die ich den Schüler zuerst kennen lehre, stelle ich 
die Silbe: „te" ans, die der Wurzel des Verbs anzuhängen ist. 
Z. B. „egg — te." — „Nachdem der Bauer geackert hatte, eggte 
er." — Dieser Form setze ich dann die alte Form entgegen und 
zeige, daß hier nicht die Silbe „te" angehängt, sondern daß mei 
stens nur der Wurzelvokal des Verbs verändert werde. Z. B. 
„schlaf — schlief." — Die besonderen Perfekt- und Jmperfektsormen 
der acht unregelmäßigen Verben: „bringen, brennen, denken, 
kennen, nennen, rennen, senden und wenden" — lehre 
ich den Schüler einzeln in Beispielen kennen. Die Einprägung und 
Geläufigmachung der Form des Imperfekts kann nur durch häufige 
Uebung erzielt werden, zu welcher sich im nachfolgenden Unterrichte 
von selbst hinreichende Veranlassung darbietet. Der Lehrer hat 
somit hier nur so lange stehen zu bleiben, bis der Schüler daS 
Nachfolgen einer vergangenen Thätigkeit auf eine andere gleichfalls 
vergangene Thätigkeit erkennen und bezeichnen gelernt hat, zu 
welchem Zwecke nur einige Beispiele hinreichen werden. Z. B. 
„Nachdem ich heute aufgestanden war, rasirte ich mich. — Nach 
dem ich gefrühstückt hatte, ging ich in die Schule." 
Hierauf veranlasse man den Schüler, einen vorher schon aus 
gedrückten Gedanken als Zeitbestimmung zu gebrauchen; hebe daS 
Zeitverhältniß hervor, lasse es zuerst auf die obige Weise mit 
„nachdem" bezeichnen, und lehre es dann statt durch Wieder 
holung des schon vorher ausgedrückten Gedankens mit „nachdem," — 
nur mehr kurz ausdrücken durch „dann, alsdann, hierauf, 
nachher." — Hier, so wie bei jedem supplirenden Ausdrucke ist 
der Schüler anzuhalten, statt desselben den vorher schon ausge 
drückten supplirten Gedanken selbst vollständig anzugeben und dann 
zugleich das besondere Verhältniß desselben, also hier dessen Früher 
sein und Vollendung durch die entsprechenden Zeichen anzudeuten. Z. B. 
„Ich bin um 6 Uhr aufgestanden. Nachdem ich aufgestanden war — 
vann — hierauf — kleidete ich mich an; nachdem ich mich ange 
kleidet hatte — nachher — alsdann — ging ich in die Kirche." 
Gelegenheit zur Anwendung und Einprägnng dieser suppliren-
	        
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