Volltext: Praktisches Verfahren beim Taubstummen-Unterrichte

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dem das Nämliche hundert und tausend Mal vernehmen läßt, 
und so seinem Gedächtnisse zum Behalten gleichsam aufdringt. 
Bei allem Fleiße in den Wiederholungen wird daher der Leh 
rer doch noch oft erfahren müssen, daß dem Taubstummen die 
Bezeichnung so mancher schon bekannten Vorstellungen entfal 
len ist; denn das Gebiet der Sprache ist zu ausgedehnt und 
ihr Reichthum ist zu groß, als daß der Taubstumme sich des 
selben so leicht bemächtigen könnte. Nur gute Geistesanlagen 
und besonders ein scharfes Gedächtniß von Seite des Schü 
lers, so wie unermüdeter Fleiß und unverdrossene, häufige 
Wiederholung und Einübung von Seite des Lehrers lassen 
den erwünschten Erfolg hoffen. 
7) Die verschiedenen grammatischen Sprachformen kann der Taub 
stumme nicht nach den Regeln und in der gewöhnlichen Ord 
nung der Grammatik, sondern nur in jener Ordnung kennen 
lernen, in welcher sich die durch dieselben zu bezeichnenden Vor 
stellungen entwickeln und aneinander reihen. Eine übersicht 
liche Zusammenstellung der verschiedenen verwandten Sprachfor 
men nach der Ordnung der Grammatik kann also immer nur 
in so weit vorgenommen werden, als der Schüler die durch 
jede einzelne der betreffenden Formen bezeichnete Vorstellung 
schon kennen gelernt hat. Wenn nämlich der Lehrer im Sprach 
unterrichte einmal einen gewissen Kreis verwandter Formen 
durchgenommen hat, so kann er dieselben nach Art der Gram 
matik in ein Schema zusammenstellen, welches sich mit fort 
schreitendem Unterrichte immer mehr erweitert, da in dasselbe 
jede verwandte Sprachform aufgenommen wird, die der Schü 
ler als eine neue im Laufe des Unterrichts kennen gelernt hat. 
Das Hauptaugenmerk muß der Lehrer bei einer solchen gram 
matikalischen Zusammenstellung immer auf die Hervorhebung 
und Veranschaulichung der Vorstellung richten, die durch jede 
einzelne der aufgeführten Formen ausgedrückt wird. 
In Betreff der schematischen Zusammenstellung der verschiedenen 
Sprachformen muß jedoch im Voraus schon bemerkt werden, daß 
sich der Lehrer davon keine zn großen Erfolge für die Einprägnng 
und Geläufigmachung der Sprachformen bei den Taubstummen ver 
sprechen dürfe. Die Erfahrung lehrt, daß die Früchte einer solchen 
Zusammenstellung äußerst spärlich sind, und mit der darauf verwen 
deten Zeit und Mühe in keinem Verhältnisse stehen. Das beste 
Mittel, dem Taubstummen die verschiedenen Sprachformen einzuprä-
	        
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