Volltext: Praktisches Verfahren beim Taubstummen-Unterrichte

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züglich darum, damit der Taubstumme für diese schon bekannten Vor 
stellungen die entsprechenden Bezeichnungen in Schrift - und Ton 
sprache kennen lerne und seinem Gedächtnisse einpräge. Der Taub- 
stummen-Lehrer muß also ganz zu unterst, vom Sinnlichen anfangen, 
und streng logisch Schritt für Schritt vorwärts schreiten, ohne je eine 
Lücke zu lassen, oder einen Sprung im naturgemäßen Entwicklungs 
gänge der menschlichen Intelligenz zu machen. Jedes Hinwegeilen 
über eine dem Anscheine nach auch noch so niedere Stufe würde ihm 
für das weitere Fortschreiten einen Stein des Anstoßes in den Weg 
legen, der ihn zur eiligen Rückkehr und Nachholung jener überhüpf 
ten Stufe nöthigen würde. 
Die allgemeinen Grundsätze des Unterrichtes, wie: „Knüpfe 
immer den Unterricht an das Bekannte an," oder mit an 
deren Worten: „Geh immer vom Bekannten anfs Unbe 
kannte über" — „Steig herab zum Kinde und werde 
ein Kind" — „Schreite stufenweise vorwärts" — werden 
mithin in der Anwendung ans den Taubstummen - Unterricht also 
lauten: 
a) „Setze Anfangs gar nichts als bekannt voraus, sondern erzeuge 
und entwickle jeden Begriff durch Vorführung der ihm zu Grunde 
liegenden Anschauung. Nur an schon entwickelte und bekannte 
Begriffe darfst du den weiteren Unterricht anknüpfen." 
b) „Steige immer so tief als möglich herab zum Sinnlichen, und 
halte dich für versichert, daß du für den Taubstummen nie zu 
tief herabsteigen kannst." 
e) „Geh immer Schritt für Schritt sehr langsam und streng logisch 
vorwärts." 
Auf ähnliche Weise müssen auch alle übrigen allgemeinen Unter 
richtsgrundsätze und Regeln, welche die Methodik vorschreibt, in An 
wendung auf den Taubstummen-Unterricht immer im strengsten Sinne 
des Wortes genommen und aufs genaueste befolgt werden, wie z. B. 
der Grundsatz der Versinnlichung, die Regeln über die Beibringung 
der verschiedenen Arten von Begriffen, über die Deutlich - und Leb- 
hastmachung derselben u. s. w. 
Da nun, wie wir gesagt haben, die allgemeinen Grundsätze und 
Regeln der Methodik und Pädagogik auch beim Taubstummen-Unter- 
richte ihre volle Geltung haben, und als bekannt vorausgesetzt wer 
den können, so wird in dieser Darlegung des praktischen Verfahrens 
beim Taubstummen - Unterrichte nur die besondere Anwendung und 
Modifikation jener allgemeinen Regeln, und das vom gewöhnli
	        
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