Volltext: Praktisches Verfahren beim Taubstummen-Unterrichte

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und veranschauliche, wie nicht der Franz Jemand anderen, sondern 
Jemand den Franz gebunden hat, was durch das Zeichen des Hin- 
überdeutens auf ihn angezeigt wird. Diese Vorstellung setze ich 
nun wieder dem Geschehen der Thätigkeit entgegen, zeige, daß das 
Binden des Johann noch nicht geschehen und vollendet sei, sondern 
jetzt erst Statt finde; hebe hervor, auf welche Weise dieses ausge 
drückt sei, und frage, ob auch das Gebundcnsein des Franz ebenso 
mit „binden" ausgedrückt werden könne. Da der Schüler sich schon 
des Unterschiedes zwischen beiden Vorstellungen bewußt ist, so wird 
er leicht einsehen, daß er letztere Vorstellung nicht wie die erstere 
mit „binden" bezeichnen könne. Ich hebe nun noch einmal hervor, 
daß die Thätigkeit „binden" in der Vergangenheit am Franz ausge 
übt wurde, und daß das Binden schon geschehen und vollendet ist, 
und lehre diese Vorstellung im Gegensatze zur geschehenden Thätig 
keit „binden" ausdrücken mit „gebunden." — „Der Franz ist 
gebunden" — im Gegensatze zu: „Du bindest den Johann. — Der 
Spenser ist geflickt. Der Schneider flickt den Spenser. — Die Fe 
der ist geschnitten. Ich schneide die Feder. — Das Gras ist abge 
mäht. Die Leute haben das Gras abgemäht. — Der Hund ist 
angehängt gewesen. Jetzt ist er nicht angehängt" u. dgl. 
An diese Begriffe reihen sich die Begriffe von Thätigkeiten an, 
die in der Aufhebung eines solchen Zustandes durch Entfernung 
jenes Seins bestehen, durch das dieser Zustand herbeigeführt wurde. 
Um den Begriff einer solchen Thätigkeit zu erzeugen, bringe 
man den Zustand zur Anschauung, der durch Entfernung des be 
treffenden Seins aufgehoben wird, z. B. das Gefesseltsein; ver 
anschauliche, wie dieser Zustand durch Anlegung oder durch das 
Hinzuthun der Fesseln bewirkt wurde; lehre diese Thätigkeit bezeichnen 
durch das von dem Namen des Gegenstandes „Fessel" abgeleitete 
Verb „fesseln," und leite den Schüler auf die unmittelbar vorher ange 
gebene Weise zur Einsicht, daß dieser Zustand nicht mit „fesseln" sondern 
mit „gefesselt" ausgedrückt werden müsse: „Der Soldat ist gefesselt." 
Hierauf vergegenwärtige man die Wegnahme, das Entfernen 
der Fesseln, hebe den Gegenstand, der entfernt wird, durch Fragen 
hervor, stelle das Abnehmen der Fesseln nachahmend dar, lehre es 
ausdrücken durch Zusammensetzung des Verbs „fesseln" mit der 
Vorsilbe: „ent" — „entfesseln," und setze es der Anlegung der Fes 
seln entgegen: „Der Soldat ist gefesselt. Ein Mann entfesselt ihn. — 
In der Früh kleiden wir uns an. Wir sind angekleidet — bekleidet. 
Abends entkleiden wir uns."
	        
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