Wege aus der Überzeugung vom Beruf zur sozialen Umgestal¬
tung, zur Reformation des Rechtszustandes entwickeln werde,
sah Planck in den Ereignissen des Jahres 1866 einen Bruder¬
krieg, der eine Schwächung der Nation bedeute. Daher wandte
er sich in scharfen Reden gegen Bismarcks Politik. Trotzdem er¬
blickte er in dem Ergebnis des Krieges, dem Sieg Preußens, der
militärischen Macht, die auch Deutschland zur See vertreten
konnte, einen wichtigen Schritt zur Einigung, während ihm die
Zeichen des bevorstehenden Nationalkampfes mit Frankreich schon
deutlich vor Augen standen. Der Ausgang dieses Krieges führt
die Deutschen in geschichtlich einzig dastehender Weise nach einem
ersten Äöhepunkt im mittelalterlichen Kaisertum zu einem zweiten
dauernden, auf sittlich idealer, über das nationale hinausgehender
Grundlage. Aber der größte und schwerste Kampf steht noch
bevor.
„Keine politische Klugheit, keine Friedensliebe von seiten
Deutschlands vermag innerhalb der jetzigen, bloß nationalen Ord¬
nung diesen feindlichen Zusammenstoß zu verhindern. Denn mäch¬
tiger als alle Klugheit ist die Natur der Verhältnisse; und schon
jetzt tritt ungeachtet der befreundeten Lattung Deutschlands und
Österreich-Angarns die feindliche Stimmung des russischen Ostens
nur um so deutlicher hervor, deshalb, weil man ihm nicht in allem
die freie Land lassen konnte (gemeint ist namentlich der Südosten),
sondern notwendig ein bestimmtes Ziel setzen mußte. And kommt
es dann einst zum Kampfe, so wird derselbe, so sehr wir ihn
auch zum Besten Europas auszufechten haben, dieses doch nicht
an unserer Seite finden, sondern wie im Osten, so werden wir
zugleich auch im Westen und im Süden uns verteidigen müssen;
nach allen Seiten wird die feindlich nationale Eifersucht sich gegen
das neue, in ihrer Mitte gesetzte Reich erheben."
„Doch eben die Erkenntnis, daß in diesem letzten und schwer¬
sten Kampfe das völlig Anzureichende aller bisherigen nationalen
Ordnung zutage kommt, daß vor allem die universelle, mit einer
Reihe fremder Elemente verknüpfte Stellung der deutschen Nation
damit völlig unverträglich ist und nur zu unaufhörlichen Kämpfen
hinführen müßte — sie wird diesem blutigsten Kampfe auch seine
für immer entscheidende Bedeutung geben, wird den Geist der
Nation, der jetzt noch in stumpfer Äußerlichkeit gefangen ist,
öffnen für seinen letzten bleibenden Beruf."
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