reichs. Sie sollte nach Leibniz' Plan nicht etwa durch eine Welt¬
herrschaft Deutschlands erseht werden. Denn damit war der
Völkerfriede unvereinbar. —
Die Leibnizschen Gedanken blieben in der nächsten Folgezeit
das Werk eines Beginners. Fortsetzer und Ausgestalter fanden
sich nicht. Anter den Vertretern des deutschen Staatsrechts
waren sie nicht zu erwarten. Die Staatsmänner waren nur auf
das Wohl ihrer Landesherren bedacht. Das politische Interesse
war gering, besonders das nationalpolitische. Das Zeitalter der
Aufklärung stand im Zeichen des Weltbürgertums. Vor allen,
aber gestalteten sich die politischen Verhältnisse in Mitteleuropa
so, daß sie der damals natürlichen Lösung des mitteleuropäischen
Gedankens stracks zuwiderliefen.
Denn mit Friedrich dem Großen erreicht das allmählich
aufgestiegene Preußen den Rang der fünften Großmacht in
Europa. Am die Mitte des 18. Jahrhunderts beginnt das
Ringen Österreichs und Preußens um das Übergewicht bei der
Bildung Deutschlands. Das Verhältnis der beiden großen
deutschen Staaten gegeneinander wurde die wichtigste Frage der
deutschen Geschichte. Erstrebte Friedrich der Große mit seinem Plan
eines Fürstenbundes (1785) ein Deutschland unter preußischer
Führung? Ein solches hat dem König, dessen Kriegs- und
Friedenstaten der Einigung Deutschlands am meisten vorgearbeitet
haben, wohl ferngelegen, wenn man dem Inhalt seiner Denkschrift
folgt. Es lebte zwar in weiten Kreisen, beeinflußt durch die alte
Weissagung von Lehnin, der Glaube an den Übergang des Kaiser¬
tums auf das Laus der Lohenzollern. Für Friedrich aber war
nur die Bekämpfung kaiserlicher Übermacht der Zweck des Bundes;
trotzdem war es eine Wendung der deutschen Geschichte von
größter Tragweite, daß Preußen zum erstenmal die Führung in
einer deutschen Sache hatte.
Wie weit aber der Fürstenbund von dem entfernt war, was
wir den mitteleuropäischen Gedanken nennen, zeigen die Worte
der dem Fürstenbund gewidmeten Denkschrift:
„Deutschland, in der Mitte Europas gelegen, von einem
ebenso zahlreichen als kriegerischen Volke bewohnt und von einer
großen Zahl angesehener Fürsten unter einem sehr mächtigen
Oberhaupt regiert, hat keinen fremden Einfall zu fürchten, ohne
doch Eroberungen nach außen machen zu können."
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