Volltext: Mappe IV: Montenegro und Albanien (Mappe 4 ; / 1917)

das Moment der Überraschung als wichtigen, ausschlaggebenden Faktor 
in die Rechnung einstellen. Als nun größere Verbände aus dem Sand- 
schak abgezogen und in die Bocche von Cattaro verseht werden sollten, 
mußte das womöglich so durchgeführt werden, daß der Feind nur an 
ein Scheinmanöver glauben durfte. Demgemäß wurde mit heftigen, de¬ 
monstrativen Angriffen gegen die Nordfront Montenegros beim Ausgang 
der Dugapässe und der Taraschlucht eingesetzt. Über die Bedeutung 
dieser Kämpfe, die mit völlig unzulänglichen Kräften begonnen wurden, 
konnte der Feind auf die Dauer allerdings nicht im Unklaren bleiben; 
dann aber war es für ihn schon zu spät, seine Kräfte abzuziehen und 
noch rechtzeitig an die wirklich bedrohten Punkte zu verschieben. Einen 
mehr als demonstrativen Charakter erhielt aber das aggressive Vorgehen 
im Raume von Berane. Es war nämlich die Absicht der Heeresleitung 
bis zu der Stunde, wo der Generalsturm auf den Loveen beginnen konnte, 
den Feind im Glauben zu halten, daß in jenem Abschnitt der öster¬ 
reichisch-ungarische Hauptstoß zu gewärtigen sei. Und in der Tat, die 
Irreführung gelang vollkommen. Die Montenegriner erwarteten, daß sich 
die Armee Kövess in geradliniger Fortsetzung ihrer bisherigen Opera¬ 
tionen den Eingang in das Becken von Podgorica erzwingen werde und 
versammelten demgemäß zu wirksamer Verteidigung ihre Hauptkräfte 
um Berane. Von den schweren Kämpfen, die sich dort entspannen, mel¬ 
deten die Generalstabsberichte in den ersten Januartagen. Die Monte¬ 
negriner wichen nur nach zähem, erbittertem Ringen, in dessen Verlauf 
sie einmal sogar zu einem heftigen Gegenangriff übergingen. Dennoch 
verloren sie Stellung auf Stellung, Höhe auf Höhe und schließlich mußten 
sie auch Berane auf geben — und zwar am selben Tag, an dem der Sieg 
Loveen entschieden war. 
am 
Dort an der Südspitze der Monarchie waren mittlerweile heimlich und 
unbemerkt die letzten entscheidenden Vorbereitungen getroffen worden. 
Und erst als der überwältigende Lovcenangriff schon im Gange war, 
wurde es dem Feinde, der immer mehr Truppen und Verstärkungen nach 
dem Osten geworfen hatte, plötzlich klar, daß es sich nicht um Berane 
und Podgorica, sondern um den Loveen und Cetinje handelte. Man 
hatte sich gründlich verrechnet und so blieb nur mehr eines übrig, der 
S eilige Rückzug, der Versuch, womöglich noch eine Vereinigung durch¬ 
zuführen mit den Resten des serbischen Heeres und den gelandeten ita- 
j lienischen Unterstützungen, die irgendwo im Albanischen herumirrten.
	        
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